Freitag, 6. Juli 2007

Eröffnung des Blog der Dogen Sangha Berlin

Die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges (Shobôgenzô) von Meister Dôgen gehört zweifellos zu den wichtigsten und ergiebigsten buddhistischen Schriften überhaupt und zählt damit zur ganz großen Weltliteratur. Durch die große Lebensleistung von Meister Gudo Nishisjima Roshi liegen nunmehr seit etwa zehn Jahren die vollständigen Texte auch in Englisch vor, er hat sie zusammen mit Chodo Cross heraus gegeben. Er hat über sechzig Jahre seines langen Lebens den Schriften von Meister Dôgen gewidmet und dessen Lehre an verschiedene Schüler weiter gegeben. Durch dieses gewaltige Lebenswerk gibt es die Texte nicht nur in westlichen Sprachen, sondern sie können nun auch inhaltlich wesentlich besser erschlossen und ´verstanden´ werden. Meister Nishijima gehört sicher zu den herausragenden lebenden Dôgen-Spezialisten der Welt, aus meiner Sicht ist er sogar führend. Ich hatte ihn zuerst in Tokyo kennen gelernt und er sprach von großen Bedeutung dieses Werkes in deutscher Sprache. Auf seine ausdrückliche Bitte hin versprach ihm, daran intensiv mitzuarbeiten und meinen Beitrag zur Veröffentlichung zu leisten. Er hatte nämlich besondere Sorge, ob es gelingen würde, eine guten in der Fachwelt anerkannten deutschen Verlag zu gewinnen. 
Das Shôbôgenzô ist nach wie vor ein Werk, das nicht schnell und einfach zu lesen und verstehen ist Es ist das ebenfalls hoch zu bewertende Verdienst der Zen-Meisterin Ritsunen Linnebach, die selbst die Dharma-Übertragung von Nishijima Roshi erhalten hat, die das Projekt für eine buddhistisch verlässliche deutsche Übersetzung zusammen mit Meister Nishijima gestartet hatte. In der ersten Phase der Kooperation erstellte sie ein Rohübersetzung, die ich sprachlich bearbeitete. Dadurch war es uns möglich einen renommierten buddhistischen Verlag für die Zusammenarbeit zu gewinnen. Dabei halfen uns auch ihre japanischen Sprachkenntnisse hervorzuheben. Die wichtige Quelle war im Übrigen der englische Text des Shobogenzo. Drei Bände des Shôbôgenzô sind bereits beim Kristkeitz-Verlag erschienen und werden ausgesprochen positiv bewertet. Daher möchte dem Kristkeitz-Verlag ausdrücklich für seine wirklich professionelle Arbeit danken. 
Frau Linnebach hatte bereits viele Jahre an den Manuskripten gearbeitet, ohne einen Verlag für die Veröffentlichung zu gewinnen. Sie konnte  ohne Zweifel als gute Kennerin des Shôbôgenzô  im deutschen Sprachraum angesehen werden. Ich kenne und schätze ihre buddhistische Arbeiten, denn ich habe selbst fast neun Jahre intensiv mit ihr zusammengearbeitet und jeden einezelenen Satz diese umfangreichen Werke bearbeitet. Meine Aufgabe war es zunächst, die fachliche Konsistenz zu analysieren und die deutschen Formulierungen auf der Grundlage ihrer Entwürfe zu gestalten. Außerdem ging es darum, durch vielfältige inhaltliche Fragen und Diskussionen an derVerbesserung des Gesamtwerkes zu arbeiten. Am Anfang der Kooperation Weise haben wir zunächst zwei Kapitel als Beispiel von Grund auf neu bearbeitet und damit nicht zuletzt den Kristkeitz-Verlag für diese wichtige Veröffentlichung gewonnen. Das Gesamtwerk ist auf vier Bände angelegt und wurde auch so realisiert. Darüber hat sich Nishijima Roshi sehr gefreut, denn die deutsche Fassung lag ihm sehr am Herzen. Die Kurzfassungen der einzelnen Kapitel der ersten drei Bände stammten im Übrigen aus meiner Feder und wurden von ihm gut geheißen. Für den dritten Band habe ich zudem mehrere Kapitel aus dem Englischen übersetzt. Mein Arbeitsanteil dürfte insgesamt bei zwei Mannjahren liegen. Ich bin von tiefer Dankbarkeit erfüllt, dass ich meinen Beitrag zu diesem epochalen Werk einbringen konnte. Nach meiner Dharma-Übertragung als Zen-Meister im Jahre 2003 haben Ritsunen Linnebach und ich dann auch fachlich partnerschaftlich weiter an den schwierigen Texten gearbeitet.
Dabei wurde auch der unverzichtbare Rat von Nishijima Roshi immer wieder eingeholt. Wir haben auf diese Weise viele Jahre lang zusammen Satz für Satz der anspruchsvollen Texte durchgearbeitet. Wir sind der festen Überzeugung, dass dadurch ein hochwertiges und verlässliches Quellenwerk des Shôbôgenzô im deutschen Sprachraum vorgelegt werden konnte. Für diese sehr fruchtbare und freundschaftliche gemeinsame Zeit möchte ich hier noch einmal ausdrücklich danken. Ich habe besonders am Anfang der Kooperation viel dabei gelernt. Diese im Kristkeitz-Verlag erschienenen Bände sind auch meist die Quelle der hier eingefügten Zitate. Außerdem habe ich die englischen hochwertigen Fassungen als Quellentexte verwendet. Entsprechend meinem jetzigen Verständnis habe ich die Zitate manchmal sprachlich abgewandelt, um den buddhistischen Gehalt für die Leserinnen und Leser klarer werden zu lassen. Dieses wurde auch durch eine sehr intensive direkte Zusammenarbeit mit Nishijima Roshi in den letzten Jahren gestützt. Für diese Umformulierungen trage ich selbstverständlich die alleinige Verantwortung. 
Die Zitate aus dem vierten Band des Shôbôgenzô sind meine alleinigen Übersetzungen aus dem Englischen, da die deutsche Fassung noch nicht vorlag und ich andere Arbeiten übernommen habe, die ich zunächst zurückgestellt habe. Ich hatte zusammen mit Meister Nishijima sei dem Jahre 2000 begonnen den deutsche Text des "Mittleren Weges" des großen indischen Meisters Nagarjuna zu bearbeiten und dazu Grundkenntnis des Sanskrit erworben. Dabei handelt es sich um ein  Werk hoher philosophischer Schwierigkeit.. Weiterhin gibt es Dogens wertvolle Sammlung von Koan-Geschichten (Shinji Shôbôgenzô), die ausführliche Kommentare von Meister Nishijima enthalten. Sie wurden von der Zen-Meisterin Doko Waskönig verläßlich aus dem Englischen übersetzt (Barth Verlag) und liegen nun ebenfalls in deutscher Sprache vor. Sie werden hier häufig mit herangezogen. 
Dôgens Lehre vermittelt die ganze Kraft und sprachliche Kraft des Buddhismus und kann dem Westen als großer Schatz aus dem Osten geöffnet werden. Aber die Werke Dôgens sind nicht leicht zu verstehen, und sie bedürfen u. a. sowohl einer Übertragung in die jetzige Zeit, als auch einer sprachlich tragfähigen Brücke zu unserer westlichen Kultur. Neben den genannten nicht zu ersetzenden authentischen Texten möchte ich daher hier im Blog die einzelnen Kapitel des Shôbôgenzô nach einander zusammenfassen, erläutern und kommentieren, um den Zugang zu ihnen zu erleichtern und sie besser verständlich zu machen. Es ist mein Ziel, so alle Kapitel der vier Bände des Shôbôgenzô zu bearbeiten. Dazu hat mich Meister Gudo Nishijima ausdrücklich ermutigt. Dieser Internet-Blog soll das Studium des Shôbôgenzô in der Fassung des Kristkeitz-Verlages, das ich unbedingt empfehle, sinnvoll ergänzen und hoffentlich erleichtern. Diese Texte machen das Shôbôgenzô selbst nicht überflüssig, sondern sollen dessen Studium im Gegenteil erleichtern. Ich möchte auf die neuesten Arbeiten in Englisch von Nishijima Roshi verweisen, die in der deutschen Übersetzung seines Internet-Blogs wieder gegeben sind: "Die Grundprinzipien des Shôbôgenzô", die m. E. nicht zuletzt durch deren Erläuterungen von ganz großem Wert sind. Mit den Dôgen-Blogs kann ich auch den Bitten vieler Freundinnen und Freunden des Buddhismus entsprechen, die mich um diese Übersetzungen, Einführungen und Erläuterungen gebeten haben. Ich betrachte es als außerordentlich glücklichen Umstand, dass ich viele Fragen und Eckpunkte dieser Texte im direkten Gespräch mit Meister Nishijima selbst klären konnte. Er hatte mich zwei Mal in sein Appartement in Tokyo eingeladen, wo wir mehrere Wochen „Tag und Nacht“ an den Texten arbeiten konnten und ich auch seinen praktischen Buddhismus ganz hautnah erleben durfte. Dies hat meine Kenntnis des Zen-Buddhismus ganz wesentlich geprägt und kommt hoffentlich auch diesen Texten zu Gute.Ich wünsche den Lesern, dass sie einen guten Zugang zu diesen großen Schätzen des Buddhismus finden und auch zu den authentischen Texten von Meister Dôgen selbst greifen. Dafür bedarf es etwas Geduld und Ausdauer, aber ich bin sicher, dass dies ein wichtiger Teil des buddhistischen Weges ist und eine nachhaltige positive Wirkung auf das eigene Leben haben wird.Um die Veröffentlichung zu erleichtern, wurde t. T. eine vereinfachte Schreibweise der Begriffe und Namen in Japanisch und Sanskrit gewählt.
Ich freue mich auf Fragen und Kommentare! Herzlich, Yudo J. Seggelke