Dienstag, 30. Juni 2009

Vesak-Fest in Frankfurt 2009


Die Dogen-Sangha Frankfurt hatte einen interessanten Stand mit einem Zelt beim Vesak-Fest in Frankfurt a. M. zu Gaudama Buddhas Geburtstag aufgebaut und erläuterte den Besuchern die vielfältigen Aktivitäten des Zentrums unter der Leitung von Regina Oberndorfer.

Dort waren auch einige Bücher über den ZEN-Budhhismus ausgelegt, u. a. von Nishijima Roshi: „Begegnung mit dem wahren Drachen“ und die neue Einführung in Dogens Shobogenzo: “ZEN Schatzkammer, Band 1“.
Die Leitung des Vesak-Festes hatte mich zu einem Vortrag eingeladen, der vom Kapitel 17 des Shobogenzo, Hokke ten Hokke, also Dogens Interpretation des Lotos Sutra handelte. Dazu gibt es im Internet bereits Videos mit folgender Adresse:

Video 1

Video 2

Video 3

In diesem Kapitel beschreibt Meister Dōgen sein Verständnis des Lotos-Sūtra und geht dabei über die üblichen Interpretationen dieses großen Werkes deutlich hinaus. Das Lotos-Sūtra ist zweifellos eines der wichtigsten und am meisten gelesenen buddhistischen Schriften Asiens. Es ist überaus poetisch und entfaltet nicht zuletzt durch die Gleichnisse, zum Beispiel vom brennenden Haus und verlorenen Sohn, die volle Kraft und Lebensbejahung des Buddhismus.

Wörtlich könnte man es als „Sūtra der Lotosblume des wunderbaren Dharma“ bezeichnen. Es liegt daher nahe, das Lotos-Sūtra als die Offenbarung der strahlenden, wunderbaren Welt und des großen Universums zu verstehen, in dem wir leben und dessen wir uns oft nicht bewusst sind.

Dōgen zitiert die Geschichte von Hotatsu, der in jungen Jahren Mönch wurde und sich vollständig dem Lotos-Sūtra widmete. Er prahlte sogar damit, dass er das Lotos-Sūtra auswendig hersagen konnte und bereits mehr als dreitausend Mal rezitiert hatte. Der große Meister Daikan Enō, der selbst nicht lesen und schreiben konnte, sagte ihm jedoch:

Auch wenn du das Sūtra zehntausendmal (rezitiert hast), wirst du nicht einmal in der Lage sein, (deine eigenen und andere) Fehler zu erkennen, wenn du es nicht wirklich verstanden (und erfahren) hast.“

Daraufhin wurde der Mönch Hotatsu sehr nachdenklich und war tief verunsichert. Meister Daikan Enō schlug ihm vor, dass er anfangen solle, den Text bis zu einer Stelle zu rezitieren, an der der Meister ihm die große, umfassende Bedeutung dieses Sūtra erläutern wolle. Dies sei nämlich die umfassende Lehre und Weisheit von Gautama Buddha selbst, und sie werde auf verschiedenen Wegen und mit tiefgründigen Gleichnissen angesprochen, aufgedeckt, erklärt und verwirklicht. Dadurch könne man sich den Zugang zu dieser umfassenden Weisheit eröffnen.

Du musst jetzt darauf vertrauen, dass Buddhas Weisheit einfach dein natürlicher Zustand des Geistes ist“, sagte er zu dem Mönch.
Dann fuhr Daikan Enō mit einem eigenen Gedicht fort:

„Wenn der Geist in Täuschung ist, dreht sich die Blume des Dharma (allein).
Wenn der Geist in der Verwirklichung ist, drehen wir selbst die Blume des Dharma.

Wenn wir nicht Klarheit über uns selbst haben, wird (das Sūtra) wegen seiner (großen) Bedeutung
(unser) Feind, ganz gleich, wie häufig wir es rezitieren.
Ohne (selbstsüchtige) Absicht ist der Geist wahrhaftig.
Mit (selbstsüchtiger) Absicht wird der Geist falsch.

Wenn wir dieses „mit und ohne“ (Absicht) überschreiten,
fahren wir ewig mit dem weißen Ochsengespann.“