Mittwoch, 20. Januar 2010

Die Siebenunddreißig Elemente des Erwachens und der Wahrheit, Teil 2.


Die siebenunddreißig Elemente des Erwachens lassen sich wiederum in sieben größere Gruppen gliedern, die jeweils vier bis acht einzelne Elemente umfassen. In diesem Kapitel werden alle diese Elemente von Dogen aufgeführt und kommentiert. Dôgen schafft damit ein beeindruckendes übergreifendes Dach für die beiden Hauptströmungen des Theravada und Mahayana im Buddhismus.
Dies zeugt nicht zuletzt von seiner umfassenden und tief greifenden Kenntnis der gesamten buddhistischen Lehre. Es soll auch heute z. B. angebliche Zen-Buddhisten geben, die sich niemals mit den Reden Gautama Buddhas selbst eingehend beschäftigt haben und sich nur auf bestimmte Bruchstücke der Lehren von Bodhidharma stützen. Zweifellos hat jede Lehre, jedes Bild oder Gleichnis und jede verbale Äußerung bestimmte Grenzen, die letztlich überschritten werden müssen, wenn wir zur buddhistischen Wahrheit selbst, also zum Erwachen und zur Wirklichkeit, gelangen wollen.
Die authentische schriftliche Lehre des Buddhismus ist für die heutige Zeit von unschätzbarem Wert. Wer allerdings in der intellektuellen abstrakten Theorie allein verharrt, bleibt in der „schwarzen Höhle des unterscheidenden Denkens“ gefangen..
Dôgen beginnt dieses Kapitel wie folgt:

"Die Wirklichkeit der ewigen Buddhas ist (immer) gegenwärtig. Sie ist insbesondere die Lehre, die Praxis und die Erfahrung der siebenunddreißig Elemente des Erwachens. Die Einheit des Aufsteigens und Absteigens durch deren Ordnung ist genau der ganzheitliche Zustand der Wirklichkeit, die wir die Buddhas und Vorfahren im Dharma nennen."
Damit wird in aller Klarheit auf die Wirklichkeit und Wahrheit des Buddha-Dharma, die zum Beispiel im Kapitel zur Verwirklichung und des Lebens und des Universums (Kap. 3) beschrieben wird, hingewiesen. Die Lehre, die Praxis und die Erfahrung bilden eine Einheit und sind im Kern genau das selbe wie die siebenunddreißig Elemente, die als Hilfen für das Erwachen oder der Erleuchtung zu verstehen sind. Die genannte Ordnung ist die direkte Verbindung mit der Wirklichkeit und diese ist wiederum identisch mit Gautama Buddha, den großen Meistern und Vorfahren im Dharma.

(1) Vier Grundlagen der Achtsamkeit.
In den alten Sanskrit- und Pali-Schriften werden diese als der Körper, die Gefühle, der Geist und die Dharmas, also die wirklichen Dinge und Phänomene bezeichnet. Nishijima Roshi hat darauf hingewiesen, dass manche buddhistische Strömungen der Gegenwart die Achtsamkeit vermutlich falsch verstehen, denn sie interpretieren diese nur als die Beobachtung des eigenen Ichs und der eigenen Gefühle und Gedanken. Damit wird manchmal leider die Überhöhung des Ego im Sinne des modernen Individualismus und der eigenen Befindlichkeit gefördert. Dies ist sicher nicht im Sinne des wahren Buddhismus. Dogen zitiert die vier Grundlagen wie folgt:
"Die erste (Grundlage) ist die Reflexion, dass der Körper nicht rein ist. Die Zweite ist die Reflexion, dass das Fühlen Leiden ist. Die Dritte ist die Reflexion, dass der Geist ohne Dauerhaftigkeit ist. Die Vierte ist die Reflexion, dass die Dharma ohne Selbst sind."