Mittwoch, 9. Juni 2021

Freiheit und Glück werden verwirklicht, wenn dein wahres Selbst handelt

 

Meister Dogen sagt ganz klar, dass wir Freiheit und Glück realisieren, wenn wir das Richtige und Gute tun und das Falsche vermeiden.

Das stimmt, selbst wenn es so einfach klingt. Wie kann das laufen? Antwort: Wenn wir uns an die bewährte Lehre Buddhas halten, werden wir uns Schritt für Schritt aus dem Leiden befreien und Falsches nicht mehr tun. Buddha und die großen Meister sagen uns dann im Einzelnen, wie rechtes Handeln, Denken, Fühlen und die Vier edlen Wahrheiten verwirklicht werden. Vor Allem: Nicht zuletzt, indem wir unrechtes Handeln vermeiden.

Ihre zentrale Botschaft ist: Du kannst dich zum Guten und zum glücklichen Frieden verändern, wenn du deiner eigene Veränderung vertraust und das Falsche und Unrechte vermeidest. Denn dieses Vermeiden kannst Du wie fast alles erlernen und weiter verbessern. Also das Gute tun zu lernen und das Falsche gründlich zu verlernen.

Denn eigentlich gibt es das Falsche und das Unrecht nicht wie ein Ding, wie etwas Festes oder wie eine Entität, wie Philosophen sagen. Das Unrecht ist nach Nagarjuna in der Welt nicht als Substanz vorhanden und ergreift dich daher auch nicht gegen deinen Willen. Das Falsche ist keine harte Materie, kein Wesenskern oder etwas Unveränderliches in dir, obgleich viele Menschen das vielleicht glauben. Daher nenne ich diese zentrale Wahrheit mit Buddha und Nagarjuna: Die Pseudo-Substanz des Menschen und des Universums ist ein Irrtum und eine grundlegende Täuschung. Also ist das substanzhafte Unrecht ebenfalls eine täuschende Pseudo-Substanz.

Denn das Unrechte ist im Gehirn plastisch und veränderlich. Es kann durch Übung und eigene Klarheit  in unserem Geist und Gehirn weg trainiert werden. Das hat die heutige Gehirnforschung zweifelsfrei bewiesen und ist bei uns im Westen erst jetzt durch die Neuro-Wissenschaften klar erkannt worden. Es ist aber leider noch nicht allgemein bekannt.

Mich fasziniert, dass Buddha diese Wahrheit schon vor mehr als zweitausend Jahren erkannt und selbst erfahren hat. Er hat sich seine Lehren nicht philosophisch ausgedacht , sondern selbst erprobt und getestet. Extreme Askese und übertriebene Entsagung sind dabei für ein erfülltes und gutes Leben nicht nötig und auch nicht sinnvoll. Dagegen sind Meditation und gute Selbst-Beobachtung besonders nützlich und gut wirksam! Buddhas Methoden sind für Lebens-Krisen besonders effizient.

So bin in einer schweren Berufs-Krise zum Zen gekommen, weil sich die Meditation des Zazen so gut bewährt hat. Dadurch konnte ich meine Power und Ausdauer nachhaltig verbessern und fachlich und menschlich besser handeln. Danach bin ich natürlich beim Zen und Buddhismus geblieben.

Dogen zitiert dazu einen alten Meister, der dies auf den Punkt bringt:

Tue nichts Falsches, sondern tue das Richtige, dann wird dein Geist auf natürliche Weise rein. Dies ist die Lehre der vielen Buddhas.“[i]

Auf natürliche Weise“, bedeutet, dass sich beim richtigen Handeln unsere wahre Natur, unser wahres Wesen und das Universums verwirklichen. Es geht darum, durch richtiges Handeln im Einklang mit dem Natürlichen zu leben.

Nishijima Roshi fasst das so zusammen:

„Moral ist, genau das Rechte tun und das Falsche nicht tun.“


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[i] Shobogenzo, engl. Fassung, Bd. 1, S. 97