Donnerstag, 12. November 2009

Den Buddhas und großen Meistern Gaben spenden (Koyô-shobutsu),Teil 2

Anschließend erzählt Dôgen verschiedene legendäre Geschichten aus den Sûtras, an deren Ende Buddha jeweils sagt:


„Jene Buddhas bestätigten mir noch nicht: ‚In einem kommenden Zeitalter wirst du in der Lage sein, Buddha zu werden.’ Aus welchem Grund? Weil ich die Erwartung hatte, einen Vorteil zu bekommen.“

Damit betont Dôgen, dass die edelsten Gaben und aufwendigsten Spenden für die buddhistische Entwicklung unwirksam sind, wenn der Spender dabei im Sinn hat, etwas dafür zu erhalten und sich einen Vorteil zu verschaffen.

Gautama Buddha musste nach diesen Legenden zunächst erst selbst den wesentlichen Schritt tun, dass er keine Gegenleistung für seine Spenden und Gaben erwartete, sondern diese selbstlos den anderen ohne die Vorstellung eines eigenen Vorteils zuteil werden ließ. Die Wendungen „nichts zu bekommen“ und „nichts zu erwarten“ erscheinen an wesentlicher Stelle auch im Herz-Sûtra, das im Shôbôgenzô im zweiten Kapitel behandelt wird. Gautama Buddha äußerte sich zu diesem Thema wie folgt:

„Zu jener Zeit konnte ich nicht vollständig verstehen, dass alle Dharmas wirkliche Form sind. Ich war der Sicht gierig verhaftet, die den Vorteil für das berechnende Ich will.“

Dôgen erläutert, dass Buddha später seine Gaben selbstlos gegeben habe und keine Gegenleistung oder Vorteile für sich selbst erreichen wollte. Damit tat er den entscheidenden Schritt, selbst ein Buddha zu werden. Bei seinen Spenden ließ er nichts aus und gab zum Beispiel seinen Körper und sein Leben, seine Königreiche und Städte, die er besaß. So heißt es von ihm:

„Er diente mit Gaben von silbernen Schalen, die bis zum Rand mit goldener Hirse gefüllt waren, oder mit goldenen oder silbernen Schalen, die bis zum Rand mit der Hirse der sieben Schätze gefüllt waren.“

Er gab Blumen des Wassers, zum Beispiel Lotos oder Seerosen, und Blumen des Landes, zum Beispiel Peonien. Er gab Sandelholz, Aloe und anderes Räucherwerk. Er spendete brennende Fackeln, den besonderen blauen Lotos mit fünf Stängeln, den er für 500 Stück Gold und Silber gekauft hatte. Dôgen betont aber, dass man mit diesen Gaben den Buddhas eigentlich nichts geben kann, was für sie selbst wesentlich sein könnte:

Von welchem Nutzen sind auch Gold und Silber für die Buddhas?“

Das Wesentliche sei das Tun des Gebens und Spendens im Augenblick selbst, und dass die Buddhas diese Gaben annehmen. Darin äußern sich ihre große Freundlichkeit und ihr tiefes Mitgefühl. Durch dieses Handeln ohne Gegenleistung und Vorteil für sich selbst entsteht erst die wirkliche Tugend für die Lebewesen. Dann zitiert Dôgen aus dem Lotos-Sûtra:

„Wenn die Menschen für Stûpas und Schreine,
Für Juwelen-Bilder und gemalte Bilder
Mit Blumen, Räucherwerk, Fahnen und Baldachinen
Achtungsvoll mit Gaben dienen;
(oder) Wenn sie andere veranlassen, zu musizieren,
Trommeln zu schlagen, Hörner und Muscheln zu blasen,
Panflöten, Flöten, Lauten oder Lyras sowie
Harfen, Gongs und Zimbeln (zu spielen)
Und viele feine Töne wie diese (ertönen zu lassen),
(dann) Geben sie dies vollständig als Gaben.
Oder (wenn) sie mit freudigem Herzen
Lobpreisungen von Buddhas Tugend singen,
Auch in einem kleinen Ton
Haben sie alle die Wahrheit Buddhas verwirklicht.“