Samstag, 16. April 2011

Echte oder gekünstelte Zen-Praxis

Liebe Freundinnen und Freunde des ZEN,

nachdem ich aus dem Urlaub zurück bin, möchte ich nun den Berliner Dogen-Blog fortsetzen.

Viel Freude beim Lesen!

Yudo.



Ein Kritiker fragt:



„Was ist denn so hervorragend bei der Praxis, die du allein empfiehlst, dass die anderen (Praxisformen) ausgeschlossen werden?“



Dōgens Antwort lautet:



„Denkt daran, dass wir als Buddhisten nicht die Überlegenheit oder Unterlegenheit bestimmter Philosophien diskutieren und nicht zwischen Oberflächlichkeit und Tiefe im Dharma auswählen sollten. Wir müssen nur wissen, ob die Praxis echt oder unecht ist.“



Dōgen möchte sich nicht lange mit theoretischen Diskussionen über bestimmte Philosophien und buddhistische Schulen aufhalten, sondern für ihn ist entscheidend, ob die Zazen-Praxis echt und authentisch oder gekünstelt und unecht ist. Nishijima Roshi betont in diesem Zusammenhang, dass die Philosophien des Idealismus und Materialismus ungeeignet sind, um auf dem buddhistischen Weg der Wahrheit zu gehen. Wer auf diese Lebensphilosophien allein fixiert sei, könne kein Buddhist sein. Allerdings stellt er fest:



„Diese wichtige Erkenntnis ist heutzutage nicht einmal in unseren eigenen buddhistischen Gruppen und Linien immer ganz klar im Bewusstsein.“



Deshalb verweist er auf Meister Nāgārjuna, der die bedeutende Grundlage des Buddhismus im ersten Vers seines Werkes „Gesang des Mittleren Weges (MMK)“ unmissverständlich benennt. Buddhismus muss man beide einseitigen Lebensphilosophien überwinden und die maßgebliche Dimension des Handelns und des Gleichgewichts erreichen. Nishijima Roshi ergänzt hierzu:



„Wenn wir es nicht schaffen, die Lebensphilosophie des Handelns zu verwirklichen, können wir auch niemals die buddhistische Philosophie wirklich ergründen.“



Dies sind in der Tat klare und mutige Aussagen, die sich an diejenigen buddhistischen Übertragungslinien richten, die in Gefahr sind, im Ideellen und in der Theorie zu verbleiben. Das Handeln in der Zazen-Praxis und im Alltag wurde im Zen-Buddhismus ganz eindeutig herausgearbeitet. Dabei muss unterschieden werden zwischen dem, was in den Bereich der Ideen und Vorstellungen fällt, und dem, was die handelnde Wirklichkeit im Gleichgewicht ist.