Weil
das Denken ist letztlich viel komplizierter und schwieriger als das Handeln,
stellt Dōgen im Einklang mit dem großen Meister Sōsan fest: „Bei der Wahrheit anzukommen ist ohne Schwierigkeit.“
Das ist auch deshalb so, weil beim reinen, wahren Handeln
unser Denken nicht von verzerrenden Emotionen wie Abneigung, Hass, Gier oder
auch Zuneigung gesteuert wird. Handeln ist also einfach und direkt, während
intellektuelle Überlegungen kompliziert und oft mit
starken Affekten und Verspannungen verbunden sind. Beim Handeln ist der
Körper entspannt und wir befinden uns in der großen, natürlichen Wahrheit:
„Denkt daran, dass wir in der Einheit mit der
Wahrheit geboren werden, wenn wir in das Leben geboren werden, und wenn wir in
den Tod eingehen, gehen wir in ihn in Einheit mit
der Wahrheit ein.“
Dōgen
vergleicht diesen Zustand, der vom Anfang bis zum Ende richtig ist, auch mit
einem sich drehenden Juwel und einer rollenden Perle. Dann
ist das reine, strahlende Handeln vor uns manifestiert.
„Was einen Teil des reinen, wahren Handelns eines
Buddhas vermittelt und benutzt, ist der ganze Kosmos, die ganze Erde und das
Ganze von Leben-und-Tod und Kommen-und-Gehen. Es umfasst die Länder des
(materiellen) Staubes und die (reinen) Lotusblume.“
Mit
den Ländern sind nicht Erdteile, politische Einheiten oder bestimmte Regionen
gemeint, sondern die materiellen Gegebenheiten unserer Welt. Mit der Lotusblume
spricht Dōgen die Ästhetik an. Beide stellen nach Nishijima Roshi allerdings
nur jeweils eine bestimmte Teil-Dimension oder Lebensphilosophie dar, während
das Handeln der Buddhas im Augenblick den höchsten Zustand in seiner Ganzheit
verwirklicht und das Materielle sowie das Ideelle einschließt.
Dōgen
fordert uns auf, über diesen Zusammenhang und diese Wahrheit immer wieder
gründlich nachzudenken und sie uns anzueignen. Wir müssen über Vorstellungen
hinausgehen und im Handeln alles selbst erfahren. Mit dem Denken und der
Wahrnehmung lässt sich das Handeln der Buddhas nämlich nicht erfassen. Wenn wir die Wahrheit erlangen, verschwinden die
üblichen Maße dieser Welt. Das extrem Große gleicht dann dem extrem Kleinen.
Beim wahren Handeln ist nichts verborgen im Kosmos und in der ganzen Welt und
es ist genau das Handeln der Buddhas.