Dienstag, 9. April 2019

Buddhas Morgen-Stern: Befreiung von Stress und Einsamkeit


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Die Einsamkeit ist nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen die häufigste Todes-Ursache der modernen Welt, in der wir leben. Sie sei schmerzhaft, ansteckend und tödlich, wie der bekannte Psychiater und Gehirnforscher M. Spitzer kürzlich in einem aufrüttelnden Buch zu dieser Krankheit geschrieben hat. Und: Das Zentrum im Gehirn für Schmerzen und Leiden ist genau das selbe wie für die Einsamkeit. Einsamkeit ist Leiden. Wie Buddha lehrt, verliert der Mensch im Leiden seine Mitte und seine Lebenskraft, auch wenn er vereinsamt ist. Er ist in einer Negativ-Spirale der Depression, Kraftlosigkeit und verliert sein Selbst-Vertrauen, seinen Lebensmut und seine Kreativität. Und das gelte nicht nur für Alte und Alleinstehende. Wie können wir diese Spirale verlassen, was kann man also dagegen tun?

Zum Beispiel kann man anderen Menschen mit seine eigenen Möglichkeiten helfen, Boddhisattva-Handeln. Aber behalten Sie dabei Ihre Mitte. Dann schaffen Sie Gemeinsamkeiten und ermöglichen gemeinsame positive Entwicklung in Wechselwirkung, wie Buddha es ausdrückt (pratitya samutpada). Eine andere wirkungsvolle Befreiung von Einsamkeit, Leiden und Stress erfahren wir, wenn wir in die Natur gehen.

Die Natur hat erstaunliche heilende Kräfte gerade auch für Einsame und Leidende: Sie lässt unsere Mitte gesunden und eröffnet uns den Zugang zum Mittleren Weg, der im Buddhismus so wichtig ist: Die Extreme der Einsamkeit, Depression und der falscher isolierten Illusionen kommen dann zu Ruhe. Verzerrende Gefühle und einseitige Doktrinen der eigenen Minderwertigkeit verlieren ihre Kraft.

Von Buddha wird Folgendes berichtet: Beim Anblick des leuchtenden Morgensterns erwachte er aus dem "normalen" gebeutelten Leben und erlangte in der Natur die größte mögliche Freiheit des Menschen. Er saß dabei an einem fließenden Bach unter einem schützenden Baum. In manchen Zen-Geschichten wird berichtet, wie Menschen in der Natur die große Erleuchtung erlebten, etwa beim Anblick eine Tales voller blühender Pfirsichbäume. Und Meister Dogen sagt: Wer in der Natur erwacht, der fällt nicht zurück in Unklarheiten und sinnloses Leiden.

Wie formulierte mein Lehrer Nishijima Roshi Buddhas Erwachen?: "Gautama Buddha hatte am eigenen Leibe erfahren, dass ein asketisches Leben völlig sinnlos ist, um Erleuchtung zu erlangen, und darüber hinaus nur eine schwere körperliche und geistige Zerstörung anrichtet. Daher verließ er das asketischen Lebens in aller Entschiedenheit.

Als Gautama Buddha sich dann am Ufer des Flusses Nairanjana entlang schleppte, bemerkte ein kleines Mädchen mit Namen Sujata seinen siechen und bemitleidenswerten Zustand und gab ihm zu essen.  Er begann nun auf einem neuen Weg nach der Wahrheit zu streben, indem er bei der Yogapraxis anknüpfte.

Er benutzte dabei eine Yogahaltung, die als die beste und wirkungsvollste erfahren wird. Diese Sitzpraxis ist dieselbe, die bis in die heutige Zeit beim Zazen verwendet wird. Nachdem er diese Übung konsequent fortgesetzt hatte, saß er an einem Morgen im Zazen und bemerkte mit einem Mal, dass er nicht mehr im Bereich der Gedanken, Vorurteilen, der Sorgen und nicht in einer vordergründigen Welt der materiellen Dinge weilte, sondern dass er ganzheitlich  im Bereich der Wirklichkeit lebte. Diese Wirklichkeit war die Wahrheit, die er so lange gesucht hatte." Welche Freude!


Und weiter: "Im Shobogenzo von Meister Dogen heißt es: ´Berge, Flüsse und die Erde sind zur Wahrheit geworden´. Daher können wir verstehen, dass Gautama Buddha plötzlich die klare eindeutige Erfahrung machte, dass diese Welt genau die Wirklichkeit ist und dass diese Welt genau die Wahrheit selbst ist. Was wir genau im gegenwärtigen Augenblick tun, ist diese Wahrheit. Dies ist eine einfache Erfahrung im gegenwärtigen Augenblick und dies ist genau das Erwachen."

Ich möchte hinzufügen: Die eigene gute Veränderung und Befreiung gelingt durch Freude, Wiederholung und Flow. Bleiben wir dran! Und Zazen ist eine Yoga-Haltung und keine "Geist-Meditation" der Konzentration. Es kommt vor Allem auf die gute körperliche Haltung an, also das Rückgrat wirklich senkrecht halten. Unsere ganzheitliche Sanierung ereignet sich so über die körperliche Yoga-Haltung. Das entlastet Geist und Psyche.

Durch die Erfahrung der Ganzheit mit der Natur finden wir unsere heilende Mitte und befreien uns von Stress und Einsamkeit. Wir kommen wieder zurück zu den Menschen.

Warum gehen Sie jetzt im Frühling nicht einmal zum Meditieren in die Natur, wenn der Morgenstern leuchtet?

Dazu auch mein Buch: Umwelt-Zen. Im Auge des Zen, Bd. 3, DONA-Verlag Berlin