Samstag, 31. Januar 2009

Der Wille zur Wahrheit (Teil 3)

Dôgen betont, dass oft die Menschen nicht ohne weiteres erkennbar seien, die den Willen zur Wahrheit wirklich besitzen, sodass es nicht einfach ist, einen solchen Lehrer zu finden.

Das große Kloster Ehei-ji in Japan
Der Wille zur Wahrheit steht am Anfang des buddhistischen Weges und ist der erste Schritt zur Überwindung des Leidens beim achtfachen Pfad. Dôgen hält dies für unabdingbar, um mit der Praxis und dem Studium der Lehre überhaupt zu beginnen. Er sagt:

"Wir müssen nicht unseren eigenen Geist als das Wichtigste ansehen. Wir sollten das große Gesetz, das der Buddha gelehrt hat, als das Wichtigste ansehen. Nacht und Tag sollten wir andauernd unbeirrt unseren Geist damit beschäftigen, wie der Wille zur Wahrheit sein sollte."

Dabei kommt es auf das Tun und Handeln selbst an und nicht auf eine Selbstreflexion, was und wie wir die Suche nach der Wahrheit gestalten. Dôgen sagt dazu:
"Wir müssen uns nicht dessen bewusst sein, dass wir über die Unzuverlässigkeit der Welt nachdenken."

Das Schwergewicht sollte nicht auf uns selbst, sondern auf den Dharma gelegt werden. Daher ist auch eine übergroße Sorge für den eigenen Körper und das eigene Leben eher hinderlich.
Im nächsten Teil des Kapitels unterstreicht Dôgen, dass wir uns zu den drei Juwelen Buddha, Dharma, Sangha bekennen sollen oder, wie es häufig heißt, zu ihnen Zuflucht nehmen. Er empfiehlt uns dabei Opfergaben zu geben, also handelnd auf diesem Wege weiterzugehen. Er sagt:
"Wenn wir schlafen und wachen, sollten wir das Verdienst der drei Juwelen bedenken."

Er spricht davon, dass wir diese drei Kostbarkeiten „singen“ sollten und verweist darauf, dass die im Buddhismus traditionell gelehrte "mittlere Existenz" zwischen Tod und Leben ebenfalls durch Singen und Preisen der drei Juwelen erfüllt sein sollte. Dadurch werde der Geist angetrieben und erlahmt nicht. Dôgen geht auf die damalige Vorstellung der Wiedergeburt ein und erwähnt, dass in einer mittleren Phase zwischen dem Tod und der erneuten Geburt sieben Tage in einer Zwischenexistenz verbracht werden.
Er will damit die Bindung an den buddhistischen Weg und die drei Juwelen Buddha, Dharma, Sangha im Bewusstsein der Menschen ganz fest verankern. Sein Vorschlag kommt damit einem Mantra sehr nahe und soll auch den Geist für die kommenden Geburten erfüllen. Nach der damaligen Vorstellung besitzt man in der Zwischenexistenz der sieben Tage das übernatürliche Auge, man sieht also alles ganz klar, ohne Grenzen und ohne Behinderung. So soll unser Leben und Sterben ganz davon durchdrungen werden, dass wir auf dem buddhistischen Weg fortfahren und nicht abirren. Er sagt:

"Dann werden die Buddhas der zehn Richtungen uns ihr Mitgefühl schenken. Sogar unsere Vergehen werden umgewandelt, für die wir sonst in eine schlechte Welt eingehen würden. Dies wird dann durch die Anwesenheit dieser wirksamen Ursachen verändert (dem Bekenntnis zu den drei Juwelen)."
Er zitiert, dass dieses wie folgt genannt wird:
"Den Dharma bis zum Grund zu verwirklichen" und "Die Wahrheit Buddhas ist im Körper gegenwärtig."

Er rät uns, dass wir in unserem Leben ein Buddha-Bild herstellen, also sein Bild malen oder eine Buddha-Figur modellieren. Für ein solches Bild sollten wir drei Arten von Gaben spenden: Sitze aus Stroh, gesüßte Getränke und Licht.
Er bittet seine Zuhörer, das Lotos-Sutra abzuschreiben, es zu drucken und es sorgsam zu bewahren. Wir sollten Niederwerfungen machen und Blumen, Räucherstäbchen, Licht, Essen, Trinken und Kleidung geben.

Zum Schluss rät er uns, das buddhistische Gewand des Kesa zu tragen und im Zazen zu sitzen. In einem anderen Kapitel beschreibt er die große Wirksamkeit und das Verdienst des buddhistischen Gewandes des Kesa. Er zitiert die Geschichte, dass eine Prostituierte tatsächlich auf den wahren Buddha-Weg gelangte, nachdem sie zum Spaß das Kesa angelegt hatte. Am Ende sagt er:
"Zazen ist nicht eine Methode der dreifachen Welt (der gewöhnlichen Menschen), es ist die Methode der buddhistischen Vorfahren im Dharma." Die gewöhnlichen drei Welten sind durch die Gier, die Fixierung auf die Materie und die Idee der Nicht-Materie gekennzeichnet.