Sonntag, 8. Februar 2009

Die Buddhas und Meister zusammen mit den Buddhas und Meistern verwirklichen die Form (Teil 1)

In diesem Kapitel (Kap. 91, Yoi-butsu-yo-butsu) erklärt Meister Dôgen, was Buddhas sind und wie sie sich zusammen verwirklichen.
Tempel Kencho-ji in Kamakura

Dieser Text wurde 35 Jahre nach dem Tod von Meister Dôgen zuerst schriftlich für die Nachwelt aufgezeichnet. Es wurde erst viele Jahrhunderte später in die umfassende Sammlung des Shôbôgenzô von 95 Kapiteln eingefügt. Die Wichtigkeit der darin enthaltenen Aussagen kann kaum überschätzt werden.
Dieses Kapitel des Shôbôgenzô steht fast am Ende der großen Fassung von 95 Kapiteln und wurde von Meister Hangyo Kozen zwischen 1688 und 1703 eingefügt. Es war nicht von Anfang an in den damals vorhandenen verschiedenen Ausgaben des Shôbôgenzô enthalten. Nach Nishijima Roshi gehört es zu den wichtigsten philosophischen Grundlagen von Meister Dôgen überhaupt. Dass es am Ende dieses umfangreichen Werkes erscheint, darf uns also nicht dazu verleiten, es als weniger wichtig einzuschätzen oder nur als Anhängsel zu verstehen.

Dôgen hat bei seinen vielen Vorträgen in verschiedenen Tempeln von Japan die Formulierung und den Inhalt der einzelnen Kapitel jeweils variiert, sodass die einzelnen Mitschriften gewisse Unterschiede aufweisen. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden bestimmte handschriftliche Fassungen z. T. erst später aufgefunden. Die Kapitel wurden dann vereinheitlicht und zu dem hier dargestellten Gesamtwerk zusammengefügt. Die große Fassung von 95 Kapiteln wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Holzblock-Technik gedruckt und gilt seitdem als einwandfreie authentische Textquelle des Shôbôgenzô. Nach Nishijima Roshi beinhaltet dieses Kapitel nicht zuletzt die wahre Bedeutung der Beziehung des Meisters zu seinen Schülern, denen die Dharma-Übertragung gegeben und die damit selbst zu Meistern werden.

Nach Nishijima Roshi gehören zu den Buddhas die großen buddhistischen Meister, die Dôgen selbst oft als „ewige Buddhas“ bezeichnet, aber auch die Menschen, die im Gleichgewicht sind und intuitiv richtig im Augenblick handeln. Die Worte "Nur die Buddhas zusammen mit Buddhas" sind ein bekanntes Zitat aus dem Lotus-Sutra, das vollständig lautet:

"Nur die Buddhas zusammen mit Buddhas sind direkt in der Lage, vollständig zu verwirklichen, dass alle Dharmas wirkliche Form sind. Was "alle Dharmas" genannt wird, ist Form, wie sie ist, die Natur, wie sie ist, der Körper wie er ist, die Energie wie sie ist, die Handlung wie sie ist, die Ursachen wie sie sind, die Bedingungen wie sie sind, die Wirkungen wie sie sind, die Ergebnisse wie sie sind und der höchste Stand der Gleichheit von Substanz und Einzelheiten, wie sie ist."

Hier werden die Dharmas im Einzelnen aufgezählt, nämlich die Dinge und Phänomene wie die Form, die Natur, die Handlung und auch die Ursachen, Bedingungen und Wirkungen. Weiterhin wird die Gleichheit von Substanz und Einzelheit im höchsten Zustand des Gleichgewichts erwähnt. Dies ist der erwachte Zustand der Buddhas. Das Zitat aus dem Lotus-Sutra beschreibt die Soheit, dass nämlich die Dinge und Phänomene genau so sind, wie sie sind. Dies wird von den Buddhas und Menschen im Gleichgewicht vollständig erfahren und verwirklicht.
Wir können sicher davon ausgehen, dass die großen authentischen Meister, also die Vorfahren im Dharma und alle erwachten Menschen als Buddhas bezeichnet werden. Jeder kann nach der Lehre Gautama Buddhas diesen höchsten Zustand erlangen. Dazu sagt Dôgen:
"Wenn wir dieses (Erwachen) vollständig verwirklichen, und während wir so (in diesem Zustand) sind, hätten wir niemals vorher denken (können), dass die Verwirklichung wie dieser (Zustand) sein würde. Obgleich wir uns diesen (Zustand) bereits früher vorgestellt hatten, ist die Verwirklichung überhaupt nicht mit der früheren Vorstellung identisch. Die Verwirklichung ist nicht etwas, das wir uns in dieser Weise vorgestellt hatten."