Donnerstag, 9. September 2010

Die buddhistische Wahrheit

Dôgen sagt: „Wenn ein Mensch Buddhas Wahrheit in diesem Zustand (der Wahrheit) praktiziert und erfährt, bedeutet dies, einen Dharma zu erlangen und diesen einen Dharma zu durchdringen. (Es bedeutet) einer Handlung zu begegnen und diese eine Handlung zu vollenden.“

Nach meinem Verständnis möchte Dōgen hiermit auf die konkreten Einzelheiten der Dinge und Phänomene und vor allem auf das konkrete Handeln, also die einzelnen Handlungen selbst, hinweisen; dies ist ein typischer Zen-buddhistischer Ansatz. Wenn man nämlich zu sehr in spirituelle Allgemeinheiten abschweift, besteht die Gefahr, dass man die konkrete Wirklichkeit im Hier und Jetzt übersieht oder nur oberflächlich erfährt.

Handeln muss mit Genauigkeit, Können und vollständiger Offenheit für das Tun im Augenblick vollzogen werden. Hochgesteckte spirituelle Ziele und Sehnsüchte können aber gerade genau diese Gegenwärtigkeit im Hier und Jetzt verhindern. Dann wird das Tun und Handeln ungenau oder, wenn man so will, unkonzentriert. Ein solches Verhalten entspricht nicht der Lehre des Zen-Buddhismus und auch nicht der Gautama Buddhas.

Nishijima Roshi ergänzt hierzu, dass ein Mensch Buddhas Wahrheit versteht, wenn er ihr begegnet, und sie erfährt, wenn er sie praktiziert. Dies ereigne sich im gegenwärtigen Augenblick und damit würden wir einer Handlung wirklich begegnen. Mit der großen buddhistischen Wahrheit sei gemeint, Zazen zu praktizieren und zu erfahren.
Dôgen fährt fort: „In diesem Zustand existiert der (wahre) Ort und der Weg wird gemeistert, und daher ist der (nur mit dem Verstand) erkennbare Bereich nicht deutlich zu sehen. Der Grund dafür liegt darin, dass das Wissen und die vollständige Verwirklichung des Buddha-Dharma zusammen erscheinen und zusammen erfahren werden.“

Nishijima Roshi erläutert diese Überlegungen: „Im Zustand des Gleichgewichts existiert der Ort wirklich und der Weg wird richtig gemeistert. Aber der Grund, warum wir dies mit dem Denken nicht so klar erkennen, liegt darin, dass diese Erkenntnis und die buddhistische Verwirklichung sich in genau derselben Zeit (im Augenblick) ereignen, und sie sind (nur) zusammen dieselbe Erfahrung.“

Das Erkennen des wahren Ortes und das Handeln würden sich genau in demselben Augenblick ereignen. Dies ist die Verwirklichung des ganzen Universums und beides ist eine unauflösbare Einheit. Das unterscheidende Denken wäre dabei auch viel zu langsam.