Durch die Fortschritte der
Gehirnforschung ist einwandfrei bewiesen: Meditation ist von fundamentaler
positiver Wirkung für den Menschen. Also: mit Meditation über das hinauswachsen, was wir jetzt sind!
ZEN-Meditaion unterscheidet sich
fundamental von den meisten im Buddhismus bekannten und praktizierten Formen
der Meditation. Denn Zazen ist – wie es der große Zen-Meister Yakusan Igen
formuliert – „Nicht denken (Hishiriyo)“!
Und ich möchte hinzufügen: Zazen ist keine Konzentration auf ein Objekt wie ein
Bild, einen Kernsatz der buddhistischen Lehre oder ein Gefühl.
Zazen ist nach meiner festen Überzeugung wirkungsvoller,
einfacher, natürlicher, leichter zu erlernen und geht einen eigenen Weg, der
etwas anderes ist als die landläufig verbreiteten Vorstellungen von Meditation.
Gerade darin liegt die große Wirksamkeit und beeindruckende Kraft des Zazen, die
ich in vielen Jahrzehnten meines Lebens erprobt habe. Sie erwies sich gerade in
schweren Zeiten als große Hilfe.
Diese Praxis beruht vollständig auf den
authentischen Schriften des frühen Buddhismus und wurde in der folgenden
Periode des Mahâyâna zusammen mit dem Bodhisattva-Ideal des Helfens zum Kern
des buddhistischen Erlösungsweges ausgearbeitet. Im Zen-Buddhismus hat die
Zazen-Praxis dann eine einzigartige Reife erlangt und ist nach meiner
Erfahrung gerade für die heutige hektische, von Materialismus, Illusionen und
Ideologien getriebene Zeit von größtem Wert, um Klarheit, Gleichgewicht und
Lebensfreude zu verwirklichen. Diese Zen-Meditation ist absolut verlässlich und
keine modische Masche, die sich selbst ernannte „Meister“ ausgedacht haben, und
kein Trick von Geschäftemachern.
In seinem Werk Shôbôgenzô
macht Meister Dôgen immer wieder deutlich, dass er der Praxis und Übung des
Zazen die höchste Bedeutung auf dem Buddha-Weg beimisst. Ohne Zazen sei kein
Erwachen möglich – so seine eindringliche Mahnung! Er hatte diese Praxis selbst
erst von seinem Lehrer Tendô Nyojô in
China erlernt, dann intensiv praktiziert und tiefe Erleuchtung erlangt, die von
Tendô Nyojô bestätigt wurde.
Zu Dôgens Zeit war diese wirkungsvolle Übungsmethode des
Zen, die er auch als Shikantaza (wörtlich übersetzt: „nichts als Sitzen“) bezeichnet, in
Japan noch völlig unbekannt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat lehrte er sie
dort unermüdlich und mit großer Überzeugungskraft als wesentliche Praxis im
Buddhismus. Daher überrascht es auch nicht, dass er sich in der ersten Schrift
nach seiner Rückkehr im Jahr 1227 sehr intensiv mit der Zazen-Methode befasste.
Diese Anleitung zum Zazen trägt den Titel Fukan
zazengi. Nishijima Roshi antwortete bei seinem Vortrag auf dem deutschen
Buddhistischen Kongress im Jahr 2000 auf die Frage, was das Wesentliche des
Buddhismus sei, kurz und bündig: „Die Zazen-Praxis.“
Auch das Shôbôgenzô
beginnt mit einem Kapitel – Bendôwa
–, das sich mit der Zazen-Praxis als Streben des Menschen nach der großen
Wahrheit und Befreiung beschäftigt. Dôgen weist darauf hin, dass die Zazen-Praxis von Gautama
Buddha selbst entwickelt wurde und authentisch über viele Meister schließlich
durch Bodhidharma nach China gekommen ist. Sie ist die sog. vierte Vertiefung der
Sammlung (Samadhi) des Achtfachen Pfades bei Gautama Buddha.
In dem großen Werk Shōbōgenzō untersucht Meister Dôgen die Zazen-Praxis in sechs
maßgeblichen Kapitel, er hat sie in den Jahren 1231 bis 1244 verfasst:
Allgemeine Richtlinien zur Zazen-Praxis
von Meister Dôgen (Fukan zazengi)
Die Zazen-Praxis und das Streben nach der
Wahrheit (Bendôwa)
Die heilende Bambusnadel des Zazen (Zazenshin)
Genaue Anleitung zur Zazen-Praxis (Zazengi)
Zazen ist der König der Samādhis (Zanmai ō zanmai)
Der Samâdhi – ein Zustand wie das Meer (Kai-in zanmai)
Der
Samādhi als Erfahrung des Selbst (Jishō-zanmai)