Freitag, 14. Dezember 2012

Mit der ZEN-Meditation über sich hinauswachsen




Durch die Fortschritte der Gehirnforschung ist einwandfrei bewiesen: Meditation ist von fundamentaler positiver Wirkung für den Menschen. Also: mit Meditation über das hinauswachsen, was wir jetzt sind!

ZEN-Meditaion unterscheidet sich fundamental von den meisten im Buddhismus bekannten und praktizierten Formen der Meditation. Denn Zazen ist – wie es der große Zen-Meister Yakusan Igen formuliert – „Nicht denken (Hishiriyo)“! Und ich möchte hinzufügen: Zazen ist keine Konzentration auf ein Objekt wie ein Bild, einen Kernsatz der buddhistischen Lehre oder ein Gefühl.

Zazen ist nach meiner festen Überzeugung wirkungsvoller, einfacher, natürlicher, leichter zu erlernen und geht einen eigenen Weg, der etwas anderes ist als die landläufig verbreiteten Vorstellungen von Meditation. Gerade darin liegt die große Wirksamkeit und beeindruckende Kraft des Zazen, die ich in vielen Jahrzehnten meines Lebens erprobt habe. Sie erwies sich gerade in schweren Zeiten als große Hilfe.

Diese Praxis beruht vollständig auf den authentischen Schriften des frühen Buddhismus und wurde in der folgenden Periode des Mahâyâna zusammen mit dem Bodhisattva-Ideal des Helfens zum Kern des buddhistischen Erlösungsweges ausgearbeitet. Im Zen-Buddhismus hat die Zazen-Praxis dann eine einzigartige Reife erlangt und ist nach meiner Erfahrung gerade für die heutige hektische, von Materialismus, Illusionen und Ideologien getriebene Zeit von größtem Wert, um Klarheit, Gleichgewicht und Lebensfreude zu verwirklichen. Diese Zen-Meditation ist absolut verlässlich und keine modische Masche, die sich selbst ernannte „Meister“ ausgedacht haben, und kein Trick von Geschäftemachern.

In seinem Werk Shôbôgenzô macht Meister Dôgen immer wieder deutlich, dass er der Praxis und Übung des Zazen die höchste Bedeutung auf dem Buddha-Weg beimisst. Ohne Zazen sei kein Erwachen möglich – so seine eindringliche Mahnung! Er hatte diese Praxis selbst erst von seinem Lehrer Tendô Nyojô in China erlernt, dann intensiv praktiziert und tiefe Erleuchtung erlangt, die von Tendô Nyojô bestätigt wurde.

Zu Dôgens Zeit war diese wirkungsvolle Übungsmethode des Zen, die er auch als Shikantaza (wörtlich übersetzt: „nichts als Sitzen“) bezeichnet, in Japan noch völlig unbekannt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat lehrte er sie dort unermüdlich und mit großer Überzeugungskraft als wesentliche Praxis im Buddhismus. Daher überrascht es auch nicht, dass er sich in der ersten Schrift nach seiner Rückkehr im Jahr 1227 sehr intensiv mit der Zazen-Methode befasste. Diese Anleitung zum Zazen trägt den Titel Fukan zazengi. Nishijima Roshi antwortete bei seinem Vortrag auf dem deutschen Buddhistischen Kongress im Jahr 2000 auf die Frage, was das Wesentliche des Buddhismus sei, kurz und bündig: „Die Zazen-Praxis.“

Auch das Shôbôgenzô beginnt mit einem Kapitel – Bendôwa –, das sich mit der Zazen-Praxis als Streben des Menschen nach der großen Wahrheit und Befreiung beschäftigt. Dôgen weist darauf hin, dass die Zazen-Praxis von Gautama Buddha selbst entwickelt wurde und authentisch über viele Meister schließlich durch Bodhidharma nach China gekommen ist. Sie ist die sog. vierte Vertiefung der Sammlung (Samadhi) des Achtfachen Pfades bei Gautama Buddha.

In dem großen Werk Shōbōgenzō untersucht Meister Dôgen die Zazen-Praxis in sechs maßgeblichen Kapitel, er hat sie in den Jahren 1231 bis 1244 verfasst:

Allgemeine Richtlinien zur Zazen-Praxis von Meister Dôgen (Fukan zazengi)
Die Zazen-Praxis und das Streben nach der Wahrheit (Bendôwa)
Die heilende Bambusnadel des Zazen (Zazenshin)
Genaue Anleitung zur Zazen-Praxis (Zazengi)
Zazen ist der König der Samādhis (Zanmai ō zanmai)
Der Samâdhi – ein Zustand wie das Meer (Kai-in zanmai)
Der Samādhi als Erfahrung des Selbst (Jishō-zanmai)