Freitag, 5. April 2013

Neues Buch: ZEN-Geist; Durchbruch zur Klarheit




Für mich als Zen-Buddhist stellt sich beim Thema Geist die einfache Frage, wo die Grenze zwischen Ideen und Spekulationen der denkenden Philosophen-Gehirne einerseits und der Wirklichkeit des Hier und Jetzt in unserem Leben und unserer Welt andererseits zu ziehen ist. Denn eine solche klare Unterscheidung ist gerade das zentrale Anliegen Dōgens in seinem fulminanten Werk Shōbōgenzō – Die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges. Mir ist es daher ein großes Anliegen herauszuarbeiten, was im Zen unter Geist verstanden und erfahren wird.

Das Thema Geist ist bei uns im Westen immer wieder von führenden Philosophen bearbeitet worden – manchmal habe ich den Eindruck, als ob jeder bedeutende Philosoph den Ehrgeiz hatte, eine eigene Definition des Geistes zu erdenken und zu verfassen. Damit wird das Thema Geist immer unklarer. Diese Entwicklung erreichte einen Höhepunkt mit den hoch spekulativen Denkkonstrukten Hegels und beschränkte sich fast ausschließlich auf das „reine Denken“.

Wir dürfen beim Geist mit schönen Worten keine Illusionen erzeugen, die dem wirklichen Leben im Alltag nicht standhalten und nur der flüchtigen Erbauung dienen. Solche Illusionen verwandeln sich nur zu schnell in Täuschungen und Ideologien und landen meist irgendwann in persönlichen und gesellschaftlichen Katastrophen. Unsere Arbeiten zum Geist dürfen daher nicht von der Wirklichkeit wegführen, sondern müssen im Gegenteil zur Wirklichkeit der Welt und des großen offenen Selbst hinführen. Nur daraus können Heilung und Selbstheilung hervorgehen.

Beim innerbuddhistischen Dialog wird immer deutlicher, dass ein Bezug zu den ursprünglichen, in Pali verfassten, authentischen Schriften Gautama Buddhas notwendig ist. Im ersten Kapitel habe ich daher versucht, einen solchen Bezug zum frühen Buddhismus herzustellen. Im zweiten Kapitel steht der eindeutige Entschluss im Mittelpunkt, für den Buddha-Weg und die Klärung von Körper und Geist die Suche nach dem Wahrheitsgeist konsequent zu beginnen und fortzusetzen.

Danach folgt mit den Ausführungen zu „Der Geist hier und jetzt ist Buddha“ ein zentrales Kapitel des Zen-Buddhismus, wobei Buddha für den erwachten Geist und die Erleuchtung steht. Es geht also ganz konkret um das Hier und Jetzt der Wirklichkeit und nicht um Spekulationen über einen Geist, den man sich als isoliert vom Körper vorstellt.

Im Kapitel 4 wird die strahlende Klarheit von Körper und Geist weiter vertieft und in Kapitel 5 mit dem berühmten Ausspruch des Meisters Gensa verbunden, dass unser Leben und das Universum eine leuchtende Perle sind.

In der Einheit von Körper-und-Geist kommt der Reinigung unseres Körpers eine tiefgründige und exemplarische Bedeutung zu. Dies zeigt auch den ganz konkreten Bezug Dōgens zum wirklichen Leben, und er scheut sich nicht, detaillierte Ausführungen zum Verhalten auf der Toilette zu machen.

Im 7. Kapitel dieses Buches wird die für den Westen fast schockierende Aussage begründet, dass der Geist mit dem Denken nicht erfasst werden kann. Dies ist keineswegs Resignation oder Abwertung des analysierenden Denkens, sondern Voraussetzung für die Klarheit, was das Denken leisten kann und was nicht. In diesem Bereich ist aus meiner Sicht ein fundamentaler Lernprozess im Westen notwendig, weil das Denken seit Platon viel zu sehr idealisiert und überhöht wurde und der intuitiven Klarheit, die über das Denken hinausgeht, viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Gerade die Nüchternheit gegenüber den Fähigkeiten des Denkens ist die Voraussetzung für den Durchbruch zur Klarheit, die wir in unserem materialistischen Zeitalter so dringend benötigen.

Mit den folgenden Kapiteln eröffnet Dōgen verschiedene fundamentale Dimensionen zum Geist (Kapitel 8) und zur Einheit von Ideen, materiellen Formen und Handeln (Kapitel 9). In den Kapiteln 10 bis 13 wird ein wichtiger Bezug zu der lebenden Übertragung des Wahrheitsgeistes im Buddhismus hergestellt und der Frage nachgegangen, wie man mit Worten den Geist des Hier und Jetzt erklären kann, der niemals vollständig mit dem Denken zu erfassen ist.

Im Kapitel 14 habe ich schließlich Gleichnisse und ein herausragendes Kōan-Gespräch zweier großer Meister zum „ewigen Spiegel“ behandelt. Dabei stellt Dōgen die zentrale Frage, was ist Einbildung, was ist Täuschung, was sind Worte und was ist Realität.

Auch als preiswertes eBook erhältlich, Bestellung in jeder Buchhandlung und per Internet, z. B. :