Dōgen kommt auf den indische
Gelehrten Sanzō zu sprechen und erklärt, dass dieser den wahren Ort, an dem der
Landesmeister Daisho, der im Hier und Jetzt im Einklang mit dem Buddha-Geist
ist, sich aufhält, auf keinen Fall erfassen kann. Eine materielle Beobachtung
der Äußerlichkeit des Zen-Meisters reiche nicht aus. Es sei für Sanzō nach Dōgen
also unmöglich, die Frage „Sag mir, wo
der alte Mönch jetzt ist“ im Sinne des Buddha-Dharma zu beantworten. Besonders
bedauerlich sei, dass er nicht genau zugehört habe und daher auch nicht tiefer
in diese Frage eindringen könne:
„Wenn Sanzō den Buddha-Dharma erlernt hätte, würde er den Worten des
Landesmeisters (genau) zuhören, und er könnte in der Lage sein, den
Körper-und-Geist des Landesmeisters zu sehen.“
Der Buddha-Dharma ist unser
tägliches Leben, Kommen und Gehen und nicht der gelehrte Stoff der Theoretiker.
Das Zusammentreffen mit dem
indischen Gelehrten ist besonders bemerkenswert, weil Indien damals als
buddhistisches Ursprungsland hoch geschätzt war. Oft ist vom „westlichen
Himmel“ die Rede, wenn es um Indien geht. Besonders deutlich wird dies zum
Beispiel in den Beschreibungen, wie Bodhidharma aus dem buddhistischen Indien
nach China kam, in dem der Buddhismus als unterentwickelt betrachtet wurde,
weil es dort zum Beispiel vorher keine authentische Übertragung von einem
wahren Meister gegeben habe.
Dōgen bedauert, dass der Gelehrte Sanzō
auch nicht erkannt habe, dass er es bei Daisho mit einem großen buddhistischen
Meister zu tun hatte, von dem er den authentischen Buddhismus hätte erlernen
können. Damit habe er eine große Chance verpasst. Seine eigene Begrenztheit der
reinen Theorie hätte er sonst erkennen können, und durch den direkten lebendigen
Kontakt und den umfassenden Geist des Landesmeisters hätte er den Buddha-Dharma
zumindest umrisshaft begreifen können.
„Könige von Göttern und Lehrer der Kommentare können (auch schon)
wissen, was die Gelehrten des Tripitaka wissen.“
Dies sei aber überhaupt nicht mit
dem Leben und Verhalten des Landesmeisters vergleichbar. Das Wissen und die
Erkenntnis der Bodhisattvas überschreiten nach Dōgen bei Weitem das, was der
Gelehrte Sanzō erkennt und erfährt. Solche Gelehrten hätten zwar die Berufung
zum Buddha und seien in den sogenannten zehn heiligen Stufen, aber gehören noch
nicht zu den ewigen Buddhas wie Meister Daisho
„(Tiefgehende) Gespräche über Körper-und-Geist zwischen
Buddhisten gleichen einem (Dialog zweier wahrer Meister). Wir sollten sie kennen
und auf sie vertrauen.“
Es ist in der Tat von großem Wert,
dass solche Unterhaltungen und Kōan-Geschichten im Zen-Buddhismus über viele
Generationen weitergegeben werden, denn mit ihrer Hilfe können die Kernpunkte
der buddhistischen Lehre erklärt und von den Schülern erlernt werden.