Herz-Geist
und Körper bilden im Buddhismus eine unauflösbare Einheit, die von Ethik durchdrungen ist. Die liebevolle
Zuwendung ist das Gegenteil von Feindschaft, Abwertung, Erniedrigung,
Verletzung und Abgrenzung. Sie benutzt keine moralischen Prinzipien, um die
Abwertung anderer zu untermauern, wie das leider auch bei religiösen Menschen
zu beobachten ist. Feindbilder sind meist mit falschen Bewertungen verbunden, die erstaunlich dauerhaft sind.
Durch solche
verzerrenden Bewertungen werden die anderen Menschen und ihr Handeln zum
Beispiel als Feinde gesehen und erfahren; das eigene Verhalten ist dann ohne
Gleichmut.
Damit schaden sich die Hassenden aber vor Allem
selbst, denn die himmlischen Verweilungszustände sind ihnen total verschlossen.
Gautama
Buddhas fundamentale Aussage zur Wirkung des Hasses lautet:
„Wer einen (anderen)
Menschen hasst, der (aber) ohne Hass ist,
der also lauter
ist, und dem kein Makel anhaftet –
auf den hassenden-Toren fällt aber das Böse selbst zurück, wie schmutziger Staub, der gegen
Wind geworfen wird.“
Der
schmutzige Staub steht in diesem Zitat gleichnishaft für Hass, Verachtung und
Erniedrigung anderer. Wenn wir Staub und Schmutz gegen die Windrichtung werfen,
fliegt der Unrat uns selbst ins Gesicht, und wir beschmutzen und verunreinigen
uns selbst. Wen denn sonst?
Das
heißt also, dass wir uns selbst durch Hass am meisten schaden, besonders wenn
wir einen ethisch hochstehenden Menschen
hassen – mit welchen Scheinbegründungen und rationalisierenden Argumenten auch
immer. Hass-Gedanken zerfressen uns psychisch, geistig und meist sogar
körperlich selbst. Gautama Buddha will mit seinen Worten auch ausdrücken, dass
wir uns durch den Hass anderer nicht anstecken lassen und ihn nicht erwidern
sollen. Also gerade nicht: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Denn sonst hört die
Hass-Spirale niemals auf und zerstört alle Akteure.
Die
von Gautama Buddha beschriebenen Übungen und Schritte zur Verwirklichung der
Himmlischen Verweilungen zeugen von seinem großen psychologischen und
pädagogischen Geschick. In mehreren Stufen und einer empfohlenen Reihenfolge
sollen die Übungen durchlaufen werden und bewirken so die Transformation des
Körper-und-Geistes. Sie stehen in engem Zusammenhang
mit der frühen buddhistischen Lehre vom Samādhi.
Sylvia
Kolk spricht von der „Transformation unheilsamer Emotionen“ und erklärt: „Indem
wir uns der heilsamen Emotionen bewusst werden und sie kultivieren, werden wir
gleichzeitig unsere schwierigen Emotionen heilen: Hass, ablehnende Gefühle,
Grausamkeit, Neid, Heuchelei, Gleichgültigkeit.“
Diese
Gefühle dürfen wir jedoch nicht als isolierte psychische Zustände verstehen,
denn das Handeln im Alltag soll im Einklang mit Ideen, ethischen Idealen und
der Vielfalt der Dinge und Phänomene sein. Es
geht immer um die enge Verbindung mit Ethik und Moral auf der Ebene der Ideen
oder passiven Emotionen. Wer aber im Idealismus und Materialismus stehen
bleibt, kann aus meiner Sicht den Weg des Buddhismus nicht gehen und hat keine
Chance, einen Lebenszustand zu verwirklichen, den wir als Erleuchtung
bezeichnen.