Mittwoch, 13. Februar 2013

Hass ist spirituelles Gift



Herz-Geist und Körper bilden im Buddhismus eine unauflösbare Einheit, die von Ethik durchdrungen ist. Die liebevolle Zuwendung ist das Gegenteil von Feindschaft, Abwertung, Erniedrigung, Verletzung und Abgrenzung. Sie benutzt keine moralischen Prinzipien, um die Abwertung anderer zu untermauern, wie das leider auch bei religiösen Menschen zu beobachten ist. Feindbilder sind meist mit falschen Bewertungen verbunden, die erstaunlich dauerhaft sind.

Durch solche verzerrenden Bewertungen werden die anderen Menschen und ihr Handeln zum Beispiel als Feinde gesehen und erfahren; das eigene Verhalten ist dann ohne Gleichmut. Damit schaden sich die Hassenden aber vor Allem selbst, denn die himmlischen Verweilungszustände sind ihnen total verschlossen.
Gautama Buddhas fundamentale Aussage zur Wirkung des Hasses lautet:

Wer einen (anderen) Menschen hasst, der (aber) ohne Hass ist,
der also lauter ist, und dem kein Makel anhaftet –
auf den hassenden-Toren fällt aber das Böse selbst zurück, wie schmutziger Staub, der gegen Wind geworfen wird.“

Der schmutzige Staub steht in diesem Zitat gleichnishaft für Hass, Verachtung und Erniedrigung anderer. Wenn wir Staub und Schmutz gegen die Windrichtung werfen, fliegt der Unrat uns selbst ins Gesicht, und wir beschmutzen und verunreinigen uns selbst. Wen denn sonst?

Das heißt also, dass wir uns selbst durch Hass am meisten schaden, besonders wenn wir einen ethisch hochstehenden Menschen hassen – mit welchen Scheinbegründungen und rationalisierenden Argumenten auch immer. Hass-Gedanken zerfressen uns psychisch, geistig und meist sogar körperlich selbst. Gautama Buddha will mit seinen Worten auch ausdrücken, dass wir uns durch den Hass anderer nicht anstecken lassen und ihn nicht erwidern sollen. Also gerade nicht: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Denn sonst hört die Hass-Spirale niemals auf und zerstört alle Akteure.

Die von Gautama Buddha beschriebenen Übungen und Schritte zur Verwirklichung der Himmlischen Verweilungen zeugen von seinem großen psychologischen und pädagogischen Geschick. In mehreren Stufen und einer empfohlenen Reihenfolge sollen die Übungen durchlaufen werden und bewirken so die Transformation des Körper-und-Geistes. Sie stehen in engem Zusammenhang mit der frühen buddhistischen Lehre vom Samādhi.

Sylvia Kolk spricht von der „Transformation unheilsamer Emotionen“ und erklärt: „Indem wir uns der heilsamen Emotionen bewusst werden und sie kultivieren, werden wir gleichzeitig unsere schwierigen Emotionen heilen: Hass, ablehnende Gefühle, Grausamkeit, Neid, Heuchelei, Gleichgültigkeit.“

Diese Gefühle dürfen wir jedoch nicht als isolierte psychische Zustände verstehen, denn das Handeln im Alltag soll im Einklang mit Ideen, ethischen Idealen und der Vielfalt der Dinge und Phänomene sein. Es geht immer um die enge Verbindung mit Ethik und Moral auf der Ebene der Ideen oder passiven Emotionen. Wer aber im Idealismus und Materialismus stehen bleibt, kann aus meiner Sicht den Weg des Buddhismus nicht gehen und hat keine Chance, einen Lebenszustand zu verwirklichen, den wir als Erleuchtung bezeichnen.