Im
kurzen Sūtra über die liebevolle
Zuwendung betont Gautama Buddha, dass die liebevolle Zuwendung dem Menschen
selbst nützt und dass er darüber Klarheit haben sollte.
Dieses in Gedichtform verfasste Sūtra endet mit den folgenden Versen:
„Ohne sich einer (fixierten) Ansicht hinzugeben,
voller Ethik und der
Fähigkeit zu sehen,
hat er die Gier nach Sinnlichkeit überwunden.“
Buddha
beschreibt detailliert die Entfaltung der liebevollen Zuwendung und weist
darauf hin, dass dazu Achtsamkeit, Willenskraft, Freude, innere Stille und
Gleichmut gehören. Und dass die liebevolle Zuwendung
„auf Abgeschiedenheit gestützt, auf Gierlosigkeit
gestützt, auf Erlöschung gestützt, auf das Loslassen hingewendet (ist).“
Eine
recht umfassende Darstellung der Himmlischen Verweilungen
bietet zudem die Schrift über den Weg der Reinheit.
Die
Empfehlung lautet eindeutig, die Übungen zur
Entfaltung der Himmlischen Verweilungen mit einem geschätzten,
verehrten, lebenden Menschen zu beginnen, zum Beispiel einem Lehrer oder
älteren Freund. Wenn das vollständig gelingt, soll man zu einem Menschen, der
einem gleichgültig ist, weiterschreiten und dann sogar zu einem Feind.
Wichtig
ist bei diesen Lernschritten, sich selbst genau zu beobachten, weil sonst keine
klare Rückmeldung über den psychischen und spirituellen Zustand möglich ist.
Wenn sich dabei zeigt, dass gegen einen Feind erneut Hass-Gedanken und Groll
aufsteigen, soll man mit der Schrittfolge wieder bei einem geschätzten und
verehrten Menschen beginnen und dann wie bereits geschildert fortfahren.
Ein
drastisches Gleichnis beschreibt das völlig sinnlose
Verhalten, Hass mit Gegenhass zu beantworten:
„Genau wie ein Mann, der mit beiden Händen glühende
Kohlen oder Kot ergreift, um einen anderen (den Feind) damit zu bewerfen, so verbrennst (auch) du dich selbst zuerst und
verbreitest über dich einen üblen Geruch.“
Dieses
Gleichnis erläutert das Herzstück der Himmlischen Verweilungen: den Umgang gerade mit schwierigen Menschen, die
versuchen, uns zu erniedrigen, zu verletzten oder uns Schaden zuzufügen. Sicher
bedeutet das nicht, dass wir mit verklärten Augen leugnen sollen, dass es böse
Motive und Taten gibt, die für uns sehr gefährlich werden können. Aber
Gefahren, die von einem hassenden Menschen ausgehen, pragmatisch abzuwehren,
ist etwas anderes, als ihn ebenfalls zu hassen.
Zusammenfassend
lässt sich sagen:
Bei
der liebevollen Zuwendung geht es um
das Wohlwollen und um Offenheit anderen Menschen gegenüber, es geht um
Wohltaten und darum, sich selbst und auch
anderen dabei zu helfen, Groll, Übelwollen und Abwertung zu überwinden.
Das
Mitgefühl bezieht sich hauptsächlich
auf das Leiden anderer Menschen, das dadurch gemildert oder sogar aufgehoben
wird. Im alten Indien gab es viel körperliches Elend und furchtbare, unheilbare
Krankheiten, deshalb war das Mitgefühl mit leidenden Menschen und Tieren von
großer Bedeutung. Ein berühmtes Vorbild in diesem
Zusammenhang ist der historische indische König Ashoka, der sich von einem rücksichtslosen, grausamen Eroberer zu
einem wahren Buddhisten wandelte.
Bei
der Mitfreude ist wichtig, dass sie
frei von Neid ist, dass man dabei keine innere Unlust empfindet und sich an der
Freude und am Erfolg anderer wirklich und mit ganzem Herzen freuen kann. Das
ist in unserer auf Wettbewerb getrimmten westlichen Gesellschaft nicht immer
einfach!
Das
Wesen des Gleichmuts kommt im
folgenden Zitat sehr gut zum Ausdruck:
„Das Merkmal des Gleichmuts besteht
im Bewahren der Mitte, sein Wesen im Erkennen der Gleichheit der
Lebewesen, seine Äußerung in Stillung von Abneigung und Zuneigung, seine
Grundlage im Erkennen der Karma-Eigenschaft der Wesen.“
Diese
Übersetzung stammt von Nyanatiloka
und mag etwas altertümlich und vielleicht auch merkwürdig klingen, ist aber
doch recht aussagekräftig.