Mittwoch, 27. März 2013

Die Fünf Hemmnisse der Achtsamkeit und des Erwachens



In der großen Lehrrede von den Grundlagen der Achtsamkeit beschreibt Buddha auch die Fünf Hemmnisse des Erwachens:

1. auf Sinnlichkeit gerichtetes Wollen,
2. Übelwollen,
3. Erstarren und Trägsein,
4. Aufgeregtheit und Unruhe,
5. Zweifelsucht.

Diese Hindernisse und Blockaden, die sich uns auf dem Weg zum Erwachen entgegenstellen, umfassen in der Tat das ganze Spektrum menschlichen Handelns und Denkens und werden auch von Dōgen in vielen Kapiteln behandelt. Im Abschnitt über die geistigen Gegebenheiten sagt Buddha über die Fünf Hemmnisse:

Da weilt, ihr Mönche, ein Mönch bei den geistigen Gegebenheiten in Betrachtung der geistigen Gegebenheiten, und zwar bei den fünf Hemmnissen.“

Peter Gäng hat bei seiner wörtlichen Übersetzung die Wiederholungen im Text Gautama Buddhas akkurat beibehalten, obwohl der Satz für uns deshalb etwas umständlich klingt. Wir müssen aber bedenken, dass es sich um einen mündlichen Vortrag handelte und Gautama Buddha ungewöhnlich hohe pädagogische Fähigkeiten besaß, die nicht immer einfach zu verstehenden Inhalte rhetorisch so aufzubauen, dass sie wirklich zu tiefgreifenden Veränderungen des Lebens bei den Zuhörern führten. Dazu sind Wiederholungen unumgänglich.

Beim ersten Hemmnis handelt es sich um das auf Sinnlichkeit gerichtete Wollen. Damit sind starke sinnlich-psychische Energien gemeint, die eine vollständige Dominanz erreichen können. Gautama Buddha betont, dass es sehr wichtig ist, dabei seine eigenen Motive wirklich klar zu erkennen und sich nicht mit Selbsttäuschungen zufriedenzugeben. Sicher ist es gerade für einen Mönch, der dem Zölibat verpflichtet ist, nicht leicht sich einzugestehen, dass in ihm sinnliches Wollen – auch in sexueller Hinsicht – die Oberhand gewonnen hat. Aber Buddha beschreibt die notwendige Vorgehensweise relativ sachlich:

Der Mönch erkennt ein solches Wollen bei sich selbst, oder er stellt fest, dass es nicht vorhanden ist. Weiterhin erkennt er, „wie nicht entstandenes auf Sinnlichkeit gerichtetes Wollen entsteht“, wie es also überhaupt dazu kommen kann, oder wie bereits entstandenes Wollen dieser Art wieder vergeht.

Dann überlegt er, „wie vergangenes auf Sinnlichkeit gerichtetes Wollen künftig nicht mehr entsteht“.

In der Psychologie würde man dieses von Buddha geschilderte Wollen als triebgesteuertes Wollen bezeichnen, und es gibt selbstverständlich eine Vielfalt von sinnlichen Genüssen, auf die sich die Gier oder Sucht der Menschen beziehen kann, zum Beispiel auf Essen und Trinken oder Luxusgegenstände. Auch die nicht steuerbare Spielsucht treibt Menschen und ihre Familien in furchtbare Probleme, nicht zuletzt mit den modernen Techniken des Internet.

Alle Arten von Übertreibungen und Abhängigkeiten, die eine Selbststeuerung der Affekte und des sinnlichen Wollens ausschalten, gehören in diesen Bereich. Es leuchtet ein, dass in solchen Fällen eine freie Willensentscheidung auch nach ethischen Gesichtspunkten kaum zu erwarten ist. Besonders dramatisch sind Suchtabhängigkeiten wie Drogen-, Alkohol- oder Tablettensucht.