Die intuitive Klarheit existiert im Gleichgewicht des Zazen und ist beim täglichen
Handeln möglich, sie führt auch in existenziellen komplexen Lebenssituationen
zu ganz klaren schnellen Entscheidungen, die vom linearen Verstand niemals
geleistet werden könnten.
Dōgen
zitiert einen Mönch aus dem Orden von Shâkyamuni Buddha, …
„… der für sich allein dachte: Stets werde ich mich in
Verehrung vor dem tiefen Prajñā-Pāramitā verneigen“.
Nishijima
Roshi erläutert dieses Zitat in dem Sinne, dass das aufrichtige Handeln des
Mönchs die Weisheit Prajñā selbst sei und dass diese sich in seiner
achtungsvollen Verbeugung offenbare. Dieses Verhalten sei äußerlich nicht immer
klar erkennbar. Dōgen sagt:
„Denn genau in diesem Augenblick der Verneigung verwirklicht
sich (die Weisheit) Prajñā, dass durch die Gelöbnisse, das Gleichgewicht und
die Weisheit bis hin zur Erlösung aller Wesen erklärt und verstanden werden
kann.“
Er
spricht in diesem Zusammenhang auch ganz einfach davon, dass „so es ist, wie es
ist“, und meint damit die Soheit ohne irgendwelche Verzerrungen und Zusätze,
also die Wirklichkeit der Welt und des Universums selbst.
Dôgen
führt für die Untersuchung der Prajñā-Pāramitā das Gleichnis des Raumes an und
lässt den Schüler des Buddha Gautama zum Gott Indra sagen:
„Hochverehrter Indra, wenn die Bodhisattva Mahasattvas die
tiefe Prajñā-Pāramitā erforschen wollen, sollen sie es wie den Raum
erforschen.“
Der Raum ist im jetzigen Augenblick allgegenwärtig, und in
gleicher Weise existiert Prajñā, die großartige Vernunft und Weisheit im ganzen
Universum. So kann die Vorstellung des Raumes das intuitive Verstehen von
Prajñā erleichtern, und dies ist möglich, wenn wir im gegenwärtigen Augenblick
das Gleichgewicht verwirklichen, zum Beispiel im Zazen.
Auf
die Frage Indras, wie man die intuitive Weisheit beschützen könne, antwortet
der Mönch Subhuti, die Prajñā-Pāramitā werde beschützt, wenn die Menschen sie leben und lehren. Und Nishijima Roshi
fügt hinzu:
„Daher kann ein Mensch Buddha genannt werden, der immer den
Zustand des Gleichgewichts aufrechterhält.“
Im
Buddhismus wird nach Dōgen Prajñā empfangen, bewahrt, gelesen und rezitiert. Er
sagt weiter, dass man „mit (tiefer) Einsicht darüber nachdenken soll“.
Schließlich zitiert Meister Dōgen Shâkyamuni Buddha, der zu seinem Schüler Shāriputra sagt:
„Die höchstverehrten Buddhas sind Prajñā-Pāramitā. Warum sage
ich dies? Ich sage es, Shāriputra, weil der richtige, wahre und ausgeglichene
Zustand der Wahrheit, den alle Tathāgatas (Buddhas) haben, sich immer durch die
Tugend des Prajñā-Pāramitā offenbart.“
Wenn die Formen und das
Materielle mit dieser intuitiven Weisheit gesehen und erfahren werden, können
sie im Zustand des Gleichgewichts als leer von allen Ideologien und Begierden
bezeichnet werden. Sie sind dann so, wie sie sind. Dies kann zum Verständnis
der Aussage, „Form - Leerheit, Leerheit genau Form“ beitragen. Es darf sich
jedoch nicht allein auf das verstandesmäßige Denken verengen, denn es geht um
die große intuitive Weisheit und Vernunft.