Diese
tiefgründige Betrachtung bildet eine der vier Grundlagen der Achtsamkeit. Sie werden sehr detailliert behandelt
und umfassen etwa die Hälfte dieses Sūtra. Sie sind also von ganz
entscheidender Bedeutung und berücksichtigen viele Bereiche des Lebens und der
Wirklichkeit des Geistes.
Zu
diesen Gegebenheiten zählen nicht zuletzt die Vier Edlen Wahrheiten mit dem Achtfachen Pfad. Dessen achtes Glied
ist der Samādhi (Sammlung), zu dem
die Zazen-Praxis gehört. Weiterhin nennt Buddha bei den geistigen Gegebenheiten
zum Beispiel die Fünf Hemmnisse des
Erwachens: auf Sinnlichkeit gerichtetes Wollen, Übelwollen, Erstarren und
Trägsein, Aufgeregtheit und Unruhe sowie Zweifelsucht.
Bedeutsam
ist, dass Gautama Buddha für alle diese Hemmnisse betont, dass wir erkennen
sollen, ob sie in uns sind oder
nicht, ob sie bereits entstanden sind oder vergehen und abgebaut werden und wie
sie in der Vergangenheit und Zukunft entstehen oder vergehen. Dabei wiederholt
er seine Aussage über den Übenden: „Unabhängig lebt er, und er haftet an nichts
in dieser Welt.“
Ebenfalls
in den Bereich der geistigen Gegebenheiten fällt die Anhaftung oder – wie Peter
Gäng es formuliert – das „Anhangen“ an die Fünf Komponenten (skandas) des Lebens. Diese Komponenten
sind nach der buddhistischen Lehre: Form, Gefühl, Wahrnehmung, formende Kräfte
und Bewusstsein.
Zu
der sinnlichen Wahrnehmung beziehungsweise den „sechs Wahrnehmungsfeldern“ gehören
laut Buddha das Sehen mit den Augen, Hören mit den Ohren, Düfte erkennen mit
der Nase, Geschmäcke erkennen mit der Zunge und Berührungen erkennen mit dem
Körper. Alle diese Formen der Wahrnehmung sind zweifellos mit geistigen
Aktivitäten verbunden oder, genauer gesagt, ohne geistige Gegebenheiten
überhaupt nicht funktionsfähig. Es muss also eine wichtige buddhistische Übung
sein, wirklich realitätsgetreu
wahrzunehmen und nicht in unklaren geistigen und gefühlsmäßigen Energien
hängen zu bleiben.
Als
Nächstes führt Buddha die ebenfalls zu den geistigen Gegebenheiten gehörenden Sieben Glieder des Erwachens auf:
Achtsamkeit, Unterscheidung der
Gegebenheiten, Energie, Freude, Gestilltheit, Sammlung und Gleichmut.
Wir
dürfen uns nicht davon irritieren lassen, dass hier wiederum die Achtsamkeit
aufgeführt wird, denn das gesamte Sūtra behandelt deren Grundlagen. Gautama
Buddha geht nach meinem Verständnis meistens nach der Bedeutung und Wichtigkeit
vor und legt auf die logische Gliederung weniger Wert. Daher kann es sein, dass
bestimmte Bereiche seiner Lehre mehrfach an verschiedenen Stellen aufgeführt
und in verschiedene Gruppierungen eingeordnet werden.
Bei
den Gliedern des Erwachens verwendet Buddha in diesem gesamten Kapitel die
Formulierung, ob sie völlig „entfaltet“
sind oder nicht. Damit wird auch gesagt, dass Erwachen ein natürlicher Zustand
des Menschen ist, der sich „entfaltet“, so wie er wirklich ist und nicht
künstlich erzeugt oder gelernt wird.
Das
Kernstück der buddhistischen Lehre und Praxis sind Buddhas Aussagen in den Vier Edlen Wahrheiten über das Leiden:
Welches Leiden gibt es, wie entsteht das Leiden, und wie wird es aufgehoben und
überwunden?
„Was
nun, ihr Mönche, ist die Edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens, eben
jenes Durstes restlose von Gier freie Aufhebung, sein Aufgeben, seine
Entäußerung, die Befreiung davon, das ohne Grundlage sein?“
Den
Begriff Durst verwendet Peter Gäng in seiner Übersetzung für die Abhängigkeit von der Gier, denn der Durst muss gelöscht
werden, damit der Mensch überhaupt leben kann. Gautama Buddha benutzt also sehr
lebensnahe Begriffe, die in einem heißen Land wie Indien besonders anschaulich
sind. Wer bei der Hitze Durst hat und nichts zu trinken bekommt, stirbt schon
nach wenigen Tagen. Der psychisch-geistige Druck, der beim Menschen zum
Beispiel durch die Gier und Sucht erzeugt wird, ist subjektiv von gleicher
Qualität. Der Mensch ist fest davon überzeugt, dass er dieser Gier nachgeben
muss, damit er überhaupt existieren kann. Dies ist nach Gautama Buddha eine
zentrale Ursache für das Leiden, und seine Übungen zielen vor allem darauf ab,
die Abhängigkeit von der Gier aufzuheben und existentiell zu erfahren, dass es
dafür überhaupt keine realen Grundlagen gibt.