Dōgen hebt hervor, dass es um den umfassenden einheitlichen Geist geht,
wenn es heißt und authentisch an uns übermittelt wurde: „ein Geist als alle
Dharmas und alle Dharmas als ein Geist“. Mit den Dharmas sind alle Dinge und
Phänomene dieser Welt und unseres Lebens gemeint. Es gibt also für Dōgen keine Trennung der vielfältigen
konkreten Einzelheiten von diesem umfassenden Geist. Das ist eine zentrale
Lehre des Buddhismus: Gerade die Einzelheiten dieser Welt sind identisch mit
dem wunderbaren umfassenden Geist, das wird z. B. im Lotos-Sutra beschrieben.
Nach einem Zitat des alten Meisters Chorei
Shutaku gibt es
„auf der
Erde nicht ein bisschen abgetrennten Boden, wenn sich ein Mensch des (wahren)
Geistes bewusst wird.“
Was heißt das? Tatsächlich ist ein Fleckchen Boden, das zum Beispiel aus
Erde besteht, in der Natur von dem übrigen Boden nicht abgetrennt, sondern
bildet eine umfassende, natürliche Einheit mit ihm. Wenn man sich eines solchen
Geistes vollkommen bewusst wird, verschwinden alte Vorstellungen und Ideen von
Himmel und Erde, und insbesondere die materielle
Sichtweise wird überschritten. Dadurch verändert sich auch die Wahrnehmung
der Form der Erde; sie wird umfassender, bunter und auch größer.
Dōgen zitiert den alten Meister Isan
Reiyu, der zu seinen Schülern sagte:
„Was ist der
feine, leuchtende und reine Geist? Er ist Berge, Flüsse und die Erde, die
Sonne, der Mond und die Sterne.“
Der erwachte Geist macht
zwischen der Umgebung und sich selbst keinen Unterschied mehr, der Dualismus
ist überwunden, und die wahrgenommenen Objekte, die wir gewöhnlich als von uns
getrennt sehen, bilden eine Einheit mit diesem erwachten Geist. Das ist der
leuchtende, feine Geist. Dōgen bekräftigt diese Aussage und lässt keinen
Zweifel daran, dass er selbst genau diese Erfahrung machte, nachdem er die
theoretische Phase beim Buddha-Dharma beendet hatte und mithilfe seines eigenen
Meisters Tendō Nyojō die Wirklichkeit
und Wahrheit des Buddhismus erlernen konnte.
Er erinnert daran, dass die Worte
gerade nicht identisch sind mit den
Bewegungen der Wirklichkeit und des Lebens. Wenn wir auf dem Weg des
Buddha-Dharma der Wirklichkeit vorwärtsschreiten wollen, ist die verbale Ebene der Worte nicht mehr
ausreichend. Die Wirklichkeit der Bewegung geht darüber hinaus. Wenn wir
allerdings beim Handeln unnötig zögern und die Praxis vernachlässigen, können
Worte sehr wichtig werden, um wieder neu anzusetzen.
Restriktives,
eingeschränktes Handeln kann die Aussage von „Geist hier und jetzt ist Buddha“ jedoch
nicht erfassen. Es kommt also auf das natürliche Bewegen und Handeln an, damit
der Zen-Geist mit der Wahrheit und Wirklichkeit übereinstimmt. Wenn wir uns
zögerlich verhalten und von der Wirklichkeit getrennt sind, werden wir durch
die Blume des Dharma gedreht, wir
sind also passiv und sozusagen Spielball der Welt und unserer Umgebung.
Das arbeitet Dōgen im Kapitel über das Lotos-Sūtra heraus. Wenn wir aber
erwacht und im Gleichgewicht sind, drehen
wir selbst die Blume des Dharma. Dann haben wir die richtige und natürliche
Bewegung unseres Lebens verwirklicht.