Samstag, 3. August 2013

Sind die Menschen von Natur aus schon Buddha?




Von zentraler Bedeutung auf dem Buddha-Weg ist der feste Wille zur Wahrheit. Eine bequeme, populistische Lehre, die eine Erleuchtung ohne Praxis vorgaukelt und vielleicht mit dem Ziel des eigenen Ruhmes und finanziellen Vorteils verbreitet wird, sei dafür völlig ungeeignet. Hier spielt Dōgen wohl auf die Lehre vom Brahmanen Senika an.

Nishijima Roshi verdeutlicht:
„Törichte Menschen denken, dass alle Menschen schon Buddha sind, und zwar auch diejenigen, die nicht im Gleichgewicht sind. Aber eine solche Interpretation ist vollständig falsch. In den (begrenzten) Philosophien, die nur auf dem Verstand beruhen, mag es diese Aussage geben, aber im buddhistischen Realismus geht es um die wahre Existenz des ganzen Menschen.“ Das sei mehr als nur logisches Denken und rhetorische Überzeugungs-Kraft

Dōgen sagt über die Ansicht der törichten Menschen:
„Dies ist die Folge davon, (dass ein solcher Mensch) niemals einem wahren Lehrer begegnet ist“, bei dem er den wahren Buddhismus hätte erlernen und erfahren können. Wer nur den unterscheidenden Verstand (linke Hälfte des Gehirns! ) und die Sinneswahrnehmungen als Geist definiert, habe das Wesentliche des Buddhismus nicht verstanden und schon gar nicht verwirklicht.

Nach der buddhistischen Lehre von Nishijima Roshi gibt es vier grundsätzliche Lebensphilosophien: Idealismus, Materialismus (Form), Handeln im Augenblick und das Erwachen. Denken und Wahrnehmung sind nur Teilwahrheiten des menschlichen Lebens, weil die dritte Dimension des Handelns und die vierte des Erwachens und Gleichgewichts fehlen. Bei aller Wertschätzung der westlichen Philosophie und ihrer großen denkerischen Leistungen sieht Nishijima darin eine wesentliche Ursache für die Verwirrungen des Westens, die letztlich auf die griechischen Philosophen zurückgehen.

Die Menschen würden zwischen den Weltanschauungen des Idealismus und Materialismus hin und her geworfen und könnten keine Ruhe und kein Gleichgewicht finden, denn der Mittlere Weg sei ihnen verschlossen. Gautama Buddhas Lehre geht jedoch über diese Kontroverse hinaus und eröffnet einen klaren Ausweg aus dem dadurch verursachten Leiden. Dies ist die buddhistische ganzheitliche Lehre und Praxis der Wirklichkeit und Verwirklichung, die Nishijima buddhistischen Realismus nennt. 

Sie schließt ausdrücklich intuitive Fähigkeiten mit ein, die im Übrigen trainierbar sind wie kaum eine andere Fähigkeit des Menschen. Mit ihrer Hilfe können wir aus den Wirren und Irrtümern des Lebens erwachen und die dadurch verursachten Probleme lösen oder zumindest deutlich abmindern. Wesentlich ist es allerdings, einen wahren Lehrer zu haben.

Nishijima Roshi erklärt:

„Das (obige) grundsätzliche Missverständnis (zum denkenden isolierten Geist) ist (auch) in China entstanden, weil es dort zu jener Zeit außerordentlich wenige wahre buddhistische Meister gab. Die Menschen haben deshalb zwangsläufig solche Fehler begangen.“