Wann haben wir die richtige und natürliche Bewegung, das richtige
Fließen unseres Lebens verwirklicht?
Dōgen drückt sich so aus:
„Der Geist
als Berge, Flüsse und die Erde sind nichts anderes als die (wirklichen) Berge,
die Flüsse und die Erde.“
Es ist alles genau so, wie es ist, es wird dabei nichts in Form von
Illusionen hinzugesetzt und nichts durch Täuschung weggenommen.
Das heißt: „Es gibt (zur Wirklichkeit) keine
zusätzlichen Wellen und keine (zusätzliche) Brandung (mit Gischt), keinen Wind
oder Rauch.“
Dōgen macht sehr deutlich, dass dieser offene Geist eine Einheit mit dem
Universum, also Sonne, Mond und Sterne bildet, aber gerade nicht mit Illusionen
und Selbsttäuschungen. Diese werden uns häufig mit starken Bildern und
Vorstellungen suggeriert, oft glauben die Suggerierer
sogar selbst daran!
„Geist ist Leben-und-Sterben, Kommen-und-Gehen und
ist nichts anderes als (wahres) Leben-und-Sterben, (wahres) Kommen-und-Gehen.
Es gibt dann keine hinzugesetzte Täuschung oder (eingebildete) Verwirklichung.“
Die Wirklichkeit ist genau so, wie sie ist, und die scheinbar außerhalb
von uns bestehenden Objekte wie
Sonne, Mond und Sterne, Berge, Flüsse und die Erde existieren in der Einheit
mit dem Geist, der erwacht ist und sich im Gleichgewicht befindet. Dies ist die
zentrale Botschaft des Buddhismus,
und es gilt, sie in unserem Leben handelnd zu verwirklichen und im Hier und
Jetzt zu realisieren.
Der Geist sei nach Dōgen auch die Zäune, Mauern, Ziegel und
Kieselsteine; und diese sind als Wirklichkeit genau so, wie sie sind. Es gibt in
der Klarheit keine gedanklichen oder emotionalen Zusätze, und es wird nichts
abgespalten oder weggelassen.
In diesem Zusammenhang zählt Dōgen auch die in der buddhistischen Lehre
verankerten materiellen vier Elemente und fünf Komponenten (Skandas) des
Menschen und der Welt auf: „Es gibt
keinen zusätzlichen Schlamm oder (zusätzliches) Wasser.“
Dōgen führt weiter aus: „Es gibt
kein zugefügtes Pferd oder (keinen zugesetzten) Affen.“ Im alten China war
das Pferd ein Symbol für den rastlosen unnützen Willen und der Affe ein Symbol
für den törichten hin und her springenden Verstand. Ein rastloser Wille schießt
immer über das Ziel hinaus und besitzt keine Aufnahmefähigkeit für den
natürlichen Zustand und die natürliche Bewegung. Er kann sich im Hier und Jetzt
nicht öffnen und hat damit nicht teil an der Wirklichkeit. Dasselbe gilt für
hektisches Denken und das törichte Arbeiten eines hin und her springenden
Verstandes.
Ein Geist, der hier und jetzt Buddha ist, ist nicht befleckt:
„Alle Buddhas sind unbefleckte Buddhas.“
Dōgen erklärt, dass die Buddhas mit
genau diesem Geist hier und jetzt
identisch sind. Sie erwecken den Willen zur Wahrheit, führen das praktische
Training durch, verwirklichen das Erwachen, das die Erfahrung des Nirvāna ist.
Er verstärkt diese Aussage, indem er sie in umgekehrter Form wiederholt:
„Wenn wir niemals den Willen zur Wahrheit erweckt
haben, also (niemals) das Training durchführen, das Erwachen (verwirklicht) und
das Nirvāna (erfahren haben), dann ist (der Zustand) nicht Geist hier und jetzt.
Und ist nicht Buddha.“
Das Nirvāna wird dabei nicht als ein
jenseitiges Paradies verstanden, sondern als das erwachte Leben im
Gleichgewicht des Hier und Jetzt, das identisch ist mit der Überwindung des
Leidens.