Dienstag, 3. September 2013

Im Erwachen gibt es keinen zugesetzten Affen.



Wann haben wir die richtige und natürliche Bewegung, das richtige Fließen unseres Lebens verwirklicht?
Dōgen drückt sich so aus:
„Der Geist als Berge, Flüsse und die Erde sind nichts anderes als die (wirklichen) Berge, die Flüsse und die Erde.“

Es ist alles genau so, wie es ist, es wird dabei nichts in Form von Illusionen hinzugesetzt und nichts durch Täuschung weggenommen.

Das heißt: Es gibt (zur Wirklichkeit) keine zusätzlichen Wellen und keine (zusätzliche) Brandung (mit Gischt), keinen Wind oder Rauch.“

Dōgen macht sehr deutlich, dass dieser offene Geist eine Einheit mit dem Universum, also Sonne, Mond und Sterne bildet, aber gerade nicht mit Illusionen und Selbsttäuschungen. Diese werden uns häufig mit starken Bildern und Vorstellungen suggeriert, oft glauben die Suggerierer sogar selbst daran!

„Geist ist Leben-und-Sterben, Kommen-und-Gehen und ist nichts anderes als (wahres) Leben-und-Sterben, (wahres) Kommen-und-Gehen. Es gibt dann keine hinzugesetzte Täuschung oder (eingebildete) Verwirklichung.“

Die Wirklichkeit ist genau so, wie sie ist, und die scheinbar außerhalb von uns bestehenden Objekte wie Sonne, Mond und Sterne, Berge, Flüsse und die Erde existieren in der Einheit mit dem Geist, der erwacht ist und sich im Gleichgewicht befindet. Dies ist die zentrale Botschaft des Buddhismus, und es gilt, sie in unserem Leben handelnd zu verwirklichen und im Hier und Jetzt zu realisieren.

Der Geist sei nach Dōgen auch die Zäune, Mauern, Ziegel und Kieselsteine; und diese sind als Wirklichkeit genau so, wie sie sind. Es gibt in der Klarheit keine gedanklichen oder emotionalen Zusätze, und es wird nichts abgespalten oder weggelassen.

In diesem Zusammenhang zählt Dōgen auch die in der buddhistischen Lehre verankerten materiellen vier Elemente und fünf Komponenten (Skandas) des Menschen und der Welt auf: „Es gibt keinen zusätzlichen Schlamm oder (zusätzliches) Wasser.“

Dōgen führt weiter aus: „Es gibt kein zugefügtes Pferd oder (keinen zugesetzten) Affen.“ Im alten China war das Pferd ein Symbol für den rastlosen unnützen Willen und der Affe ein Symbol für den törichten hin und her springenden Verstand. Ein rastloser Wille schießt immer über das Ziel hinaus und besitzt keine Aufnahmefähigkeit für den natürlichen Zustand und die natürliche Bewegung. Er kann sich im Hier und Jetzt nicht öffnen und hat damit nicht teil an der Wirklichkeit. Dasselbe gilt für hektisches Denken und das törichte Arbeiten eines hin und her springenden Verstandes.

Ein Geist, der hier und jetzt Buddha ist, ist nicht befleckt:
Alle Buddhas sind unbefleckte Buddhas.“
Dōgen erklärt, dass die Buddhas mit genau diesem Geist hier und jetzt identisch sind. Sie erwecken den Willen zur Wahrheit, führen das praktische Training durch, verwirklichen das Erwachen, das die Erfahrung des Nirvāna ist. Er verstärkt diese Aussage, indem er sie in umgekehrter Form wiederholt:

Wenn wir niemals den Willen zur Wahrheit erweckt haben, also (niemals) das Training durchführen, das Erwachen (verwirklicht) und das Nirvāna (erfahren haben), dann ist (der Zustand) nicht Geist hier und jetzt. Und ist nicht Buddha.“

Das Nirvāna wird dabei nicht als ein jenseitiges Paradies verstanden, sondern als das erwachte Leben im Gleichgewicht des Hier und Jetzt, das identisch ist mit der Überwindung des Leidens.