Dōgen erzählt eine legendäre
Geschichte, in welcher der Gott Indra
den Zen-Meister Daisho fragte, wie
man „Freiheit vom Werden“ erlangen
könne.
Daisho antwortete:
„Du kannst die Freiheit vom Werden durch das
Praktizieren der Wahrheit erlangen.“
Der Gott Indra fragte weiter, was
die Wahrheit sei, und der Landesmeister erwiderte:
„Geist im Augenblick ist die Wahrheit.“
Als der Gott Indra weiter beharrte,
was dies bedeute, sagte der Meister:
„Dieser Ort
ist der Zustand der prajna-(Weisheit)“,
und er zeigte mit seinem Finger auf
diesen Ort. Damit meinte er, dass dieser Ort selbst „das Netz der Perlen“ ist,
also die Wirklichkeit, die schön wie eine Perlenkette ist.
Mithilfe dieser Kōan-Gespräche fasst
Dōgen den Kern des Zen-Buddhismus zusammen: Der Geist kann nicht von den Dingen
der Welt wie Mauern und Kieselsteinen getrennt werden. Die Frage nach dem
ewigen beständigen Buddha beantwortet er mit der konkreten Begegnung zwischen
einem fragenden Mönch und Daisho als Meister. Abstraktes Theoretisieren führt
also im Buddha-Dharma oft nicht weiter. Es ist nur Futter für Spekulationen und
Gehirnakrobatik. Freiheit, Emanzipation und die Unabhängigkeit bei
Veränderungsprozessen erlangt man durch das Praktizieren der Wahrheit.
Der unfassbare Geist ist nach Dōgens
Verständnis der Augenblick jetzt und der
Ort hier. Dies ist nicht nur die höchste Weisheit des Buddha-Dharma,
sondern auch leuchtend schön wie die
Perlen.
Seine Schlussfolgerung lautet, dass wir Körper-und-Geist von Buddhas
Wahrheit zusammen in der Praxis erlernen:
Dieser
„Zustand ist
jenseits von Denken und Wahrnehmung der gewöhnlichen Menschen und Weisen und
Heiligen.“ Auf diese Weise „müssen wir in der Praxis meistern ‚Geist
kann nicht erfasst werden‘.“