Für ein erfülltes und zufriedenes Leben ist nach
buddhistischer Lehre der Bereich des Handelns auf dem Mittleren Weg von
zentraler Bedeutung. Wahres Handeln ereignet sich im Hier und Jetzt der Gegenwart
und der Sein-Zeit. Während der berühmte Ausspruch des französischen Philosophen
Descartes lautet: „Ich denke, also bin ich“, sagt Meister Nishijima: „Wir
handeln, also sind wir.“ Denn das Denken kann unmöglich das wahre Leben sein
und wir alle wissen, wie häufig sich Gedanken und Wirklichkeit vollständig
voneinander unterscheiden. So baut zum Beispiel auf
falschen Versprechungen auch die Verführungskunst der Werbung und der
charismatischen, aber unlauteren Politiker auf. Aus der Gehirnforschung wissen
wir, dass nur wenige Bereiche des Menschen überhaupt dem Denken zugänglich
sind. Wir sollten es nicht überschöätzen.
Das reine, wahre Handeln der Buddhas und erwachten
Menschen dagegen ist nach Dōgen frei von Berechnungen und Tricks. Durch das
Handeln selbst eröffnet sich der Zugang zur wunderbaren Wirklichkeit und
Wahrheit und diese schenken den Menschen heitere Gelassenheit, aber zudem schnelle
und ausdauernde Tatkraft. Wie bekannt, entschied sich auch Goethe am Beginn des
Faust für die Aussage: „Am Anfang war
die Tat“ und verwarf den Satz: „Am Anfang war das Wort“. Dies ist umso
beachtlicher, da Goethe ein Meister des Wortes und der Dichtung war und
trotzdem das Handeln und Tun in seinem großen Lebenswerk in den Mittelpunkt
stellte.
Die Praxis des Zazen wird von Meister Tendō Nyojō, dem Lehrer Dōgens, wie folgt beschrieben: „Zazen ist das
Tor des Friedens und der Freude zum Buddha-Dharma“ und „beim Zazen lässt man
Körper und Geist fallen“. Zazen ist ein ganz wesentlicher Bereich solchen
Handelns und darf keinesfalls als statisch verstanden werden. Diese Praxis muss in den Alltag integriert
werden und sollte nicht auf einzelne Sesshins und Retreats beschränkt bleiben.
In der richtigen Praxis des Zazen befreien wir uns von einengenden und
störenden Gedanken, von Ängsten und vor allem von der Gier nach Ruhm und
Profit. In diesem Handeln werden der Geist und das Bewusstsein von egoistischen
Zwängen befreit, die das Handeln einseitig aus dem Gleichgewicht bringen und
uns ins Unglück rennen lassen. Nishijima sagt ganz deutlich, dass das Handeln
im Augenblick den Kern der buddhistischen Lehre ausmacht, weil wir dann in der
Wirklichkeit sind.