Besonders bemerkenswert ist die folgender Aussage Dōgen:
„Ihr solltet
deshalb fest darauf vertrauen und annehmen, dass dieser Geist sich auf
natürliche Weise von selbst daran gewöhnt, die Wahrheit zu erlernen. Dies
nennen wir das Erlernen der Wahrheit mit dem Geist.“
In diesen Worten kommt sein tiefes Vertrauen zum Leben im Buddhismus zum
Ausdruck. Für ihn handelt es sich um einen natürlichen
Lernvorgang, wenn man auf dem Buddha-Weg das Erwachen oder die Erleuchtung
und damit Befreiung erlebt. Das ist nichts Aufgezwungenes und durch pure
Disziplin Erlerntes, sondern unsere wahre Natur, die sich entfaltet.
Neben der Zazen-Praxis ist das Handeln
im Alltag mit den jeweiligen Pflichten und Aufgaben ein wesentlicher Teil
des Buddha-Weges: "Erleuchtung ist
Feuerholz tragen und Wasser schöpfen"
Dabei darf man sich nicht entmutigen lassen, wenn es Rückschläge gibt
oder der Lernprozess „in Stücke zerfällt“, sondern wir sollen vertrauensvoll in
den jeweiligen Situationen unseres Lebens nach der Buddha-Lehre handeln. Auch
der von Angst gesteuerte Gedanke an den kommenden Tod führt nicht weiter,
sondern wirkt meist wie ein Hindernis für das Handeln im gegenwärtigen
Augenblick. Denn das Leben gehört dem Leben und nicht dem Tod.
Der Zen-Buddhismus hebt die Einheit
mit der uns umgebenden konkreten Realität hervor. Das zeigt sich auch im Dialog
zwischen einem großen Landesmeister und einem Mönch, den Dōgen zitiert. Der
Mönch fragte den Meister: „Was ist der
Geist der ewigen Buddhas?“ Und der Meister antwortete mit dem berühmten
Satz:
„Die Zäune, die
Mauern, die Ziegel und die Kieselsteine.“
Diese Orientierung an den konkreten Gegebenheiten ist nach Dōgens
Überzeugung der richtige Weg, um den Geist für die Wahrheit zu schulen und
nicht in intellektuelle Spekulationen
abzugleiten. Er erläutert hierzu:
„Die Worte
sind im Gleichgewicht, der Geist ist im Gleichgewicht, und die Welt ist im
Gleichgewicht.“
Damit ist der erwachte Zustand des Handelns im Hier und Jetzt gemeint,
der ausführlich im Kapitel „Das verwirklichte Leben und Universum“ dargestellt wird.
Zum Schluss rät uns Dōgen dringend, die nur übernommenen, erlernten und
dadurch verengenden Theorien wieder abzuschütteln und unmittelbar im
Gleichgewicht von Körper-und-Geist zu leben und zu handeln.