Mittwoch, 26. November 2008

Die acht Wahrheiten wirklich großer Menschen (Teil 2)

4. Mit Fleiß praktizieren
Dabei kommt es darauf an, ausdauernd zu praktizieren und nicht in seinen Bemühungen zu erlahmen. Nach Gautama Buddha wird dann überhaupt nichts schwierig und unübersteigbar sein. Er sagt:
„Ein steter Tropfen, der andauernd nieder fällt, ist wirklich in der Lage, einen Fels zu durchbohren."
Klosteranlage in Kamakura
Das Gegenteil sei ein Mensch ohne Ausdauer, der einen Bohrer angesetzt hat, um Feuer zu erzeugen, aber leider aufhört, kurz bevor das Feuer sich wirklich entzündet.

5. Nicht die Achtsamkeit verlieren
Dabei kommt es vor allem auf die richtige Achtsamkeit für andere an und nicht auf den oft sentimentalen Selbstbezug, wie es heute zum Teil zu beobachten ist. Wenn man psychologisch dauernd um sich selbst kreist, sich selbst beobachtet und interpretiert, ist das bestimmt nicht die von Gautama Buddha gelehrte Achtsamkeit. Er setzt hierbei dabei vor allem auf gute Lehrer, denen wir uns anvertrauen und unter deren Leitung wir auf dem Buddha-Weg weiter lernen.

Durch eine solche Achtsamkeit können uns auch "die Banditen der Not" nicht erobern. Wir sollten daher fortwährend unsere Gedanken steuern und sie im richtigen Ort des Geistes halten. Wer seine Achtsamkeit verliert, verliert seine Tugend. Wir seien durch die Achtsamkeit im Kampf des Lebens wie durch einen Panzer geschützt.

6. Den Zustand des Gleichgewichtes von Dhyana praktizieren
Dies bedeutet, dass wir ohne Störung im Zazen und im Dharma verweilen. Gautama Buddha sagt, dass durch die Steuerung des Geistes der Zustand des Gleichgewichts vorhanden sein wird. Wenn wir im Zustand des Gleichgewichts sind, zerstreut sich unser Geist nicht, sondern ist gesammelt. Gautama Buddha vergleicht dies mit einem Leitungssystem für das Trinkwasser, das kein Leck hat und dicht ist, sodass kein Wasser unnütz versickert und verloren geht.

7. Weisheit praktizieren
Buddha sagt:
Wenn ihr Mönche Weisheit habt, dann werdet ihr ohne Gier und Anhaftung sein“.
Es sei wichtig, dass wir uns dauernd sorgfältig beobachten und darüber reflektieren, wie wir denken und handeln, was sich also in unserem Geist ereignet. Wir müssen möglichst schnell durchschauen, wenn wir von der Gier nach Ruhm und Profit getrieben werden. Dadurch sind wir in der Wahrheit des Dharma und erreichen die Befreiung. Ist dies nicht der Fall, so unterscheiden wir uns grundsätzlich von den Menschen der Wahrheit, seien es Nonnen, Mönche oder Laien.

Die Weisheit sei wie ein stabiles Schiff, mit dem wir den Ozean des Alterns, der Krankheit und des Todes überqueren wollen und können. Sie sei eine großartige Fackel für die Dunkelheit der Unwissenheit und eine gute Medizin für kranke Menschen. Er sagt:
"Wenn ein Mensch das Licht der Weisheit besitzt, ist er oder sie jemand mit klarer Sichtweise, auch mit dem Fleisch und den körperlichen Augen."

8. Sich nicht in müßigen Diskussionen verlieren
Dadurch dass wir uns von Unterscheidungen und Abwertungen anderer fernhalten, verwirklichen wir vollkommen die reale Form und Wirklichkeit des Lebens. Aufgebrachte Diskussionen verwirren nach Gautama Buddha den Geist. Wir können uns dann nicht von diesen Verwirrungen befreien, selbst wenn wir in ein Kloster eingetreten sind. In der Tat sind derartige hitzige, oft aggressiv geführte Diskussionen wenig geeignet, um auch nur ein Stück Wahrheit zu finden und zu befördern.
Dann wird Gautama Buddha zitiert:

"Ihr Mönche solltet euch dauerhaft anstrengen, mit ungeteiltem Geist die Wahrheit der Befreiung anzustreben. Alle Dharmas dieser Welt, die sich bewegen oder bewegungslos sind, vergehen ohne Ausnahme und haben keine stabile Form. Lasst es zu, dass ihr für eine Weile einhaltet und nicht mehr redet. Die Zeit muss weitergehen, und ich schicke mich an, zu sterben. Dies ist meine letzte Unterweisung."

Dôgen bedauert am Ende dieses Kapitels, dass in seiner eigenen Zeit viele Menschen die obigen acht Wahrheiten nicht kennen und auch nicht erlernen wollen. Wer jedoch Zugang zu ihnen hat, kann sich glücklich schätzen, weil er auf diese Weise gute Wurzeln für sein eigenes Leben besitzt. Dôgen bezeichnet seine Zeit als heimtückisch und dekadent und sagt:

„Der große wahre Dharma des Tathagata durchdringt (trotzdem) die tausendfache Welt. Wäre der untadelige Dharma (bei uns) noch nicht vorhanden, so sollten wir ihn ohne Zögern erlernen. Seid nicht träge oder faul.“

Dieses Kapitel wurde im Todesjahr von Dôgen, also 1253, niedergeschrieben. Sein Schüler und Nachfolger Ejo fügte ein Nachwort hinzu und sagte, dass Dôgen eigentlich plante, einhundert Kapitel des Shôbôgenzô zu schreiben, dies aber wegen seiner schweren Krankheit und seines Todes nicht möglich gewesen sei. Dies bedauerte er sehr. Er bat darum, dieses Kapitel zu kopieren und zu erhalten und für die Nachwelt zu bewahren.