Wie
Dōgen im Kapitel „Geist hier und jetzt
ist Buddha“ untersucht und beschreibt, umfasst der Geist die ganze
Wirklichkeit der Menschen, der Pflanzen, der Natur und des Universums. Eine
Trennung von Geist und Materie ist im Buddhismus daher ausgeschlossen, sie kann
bestenfalls innerhalb der Teilwahrheiten des Idealismus und Materialismus eine
begrenzte Aussagekraft haben. Der Idealismus eines gesonderten Geistes des
Menschen, der vom materiellen neuronalen Netzwerkes des Gehirns getrennt ist,
widerspricht im Übrigen der neueren Gehirnforschung grundsätzlich; eine solche
Vorstellung kann bestenfalls als Gleichnis verstanden werden.
Für
die Lebensphilosophie des Handelns und den höchsten Zustand der Erleuchtung ist
eine diese Vorstellung und Formulierung ganz unzureichend. Die ganze umfassende
Wirklichkeit entzieht sich dem dualistischen Denken und Reden des Idealismus
und Materialismus, sie kann aber in dem befreiten, erwachten Zustand erfahren,
erlebt und vor allem praktiziert werden.
Dann
stellt Dōgen die Verbindung des wahren Geistes zur Wirklichkeit des Lebens her
und sagt, dass wir auf die Frage
„Was ist der
Zustand des vergangenen Geistes, der nicht erfasst werden kann?“
antworten
sollten:
„Leben und
Sterben, Kommen und Gehen.“
Damit
ist genau die Wirklichkeit des Lebens und Handelns angesprochen, die sich von
der Ebene des spekulativen Denkens verabschiedet hat. Dann gibt es keine
Abstraktion eines zeitlich unveränderlichen Geistes, der zum Beispiel von
Ewigkeit zu Ewigkeit unabhängig vom Kommen und Gehen, Leben und Sterben
besteht. Eine solche Idee ist tief im westlichen Denken verankert und verweist
auf den Weltgeist von Hegel. Auch unter Philosophen ist es allerdings
umstritten, ob es möglich ist, einen Beweis für diesen Weltgeist zu erbringen.
Es handelt sich eher um eine philosophische Spekulation, die eine große
idealistische Kraft besitzt, aber nicht bewiesen werden kann. Ich kann einer
derartig spekulativen Deutung der Welt und des Lebens nicht viel abgewinnen.
Bei diesen Untersuchungen dürfen wir nämlich Dōgens Aussagen zur Sein-Zeit nicht
vernachlässigen:
Die
Wirklichkeit wird genau im jetzigen Augenblick erfahren. Dafür ist ein ewiger
Weltgeist nicht erforderlich und eher irreführend.