Dienstag, 24. November 2020

NEU: Sternstunden des Buddhismus Band 3

 


Buddhawort, Mittlerer Weg und Zen

Dieser dritte Band der Sternstunden des Buddhismus beschreibt die zentralen Kapitel des Mittleren Weges und des Zen. Er ist der Höhepunkt der drei Bände und enthält die Zusammenfassungen der beiden vorherigen Bände. Daher kann er auch für sich gelesen werden.

Durch die ganz neue Übersetzung aus dem indischen Urtext und durch Ergänzungen aus der Gehirnforschung und systemischen Ökologie wird große Aktualität für heutige Probleme gewonnen. Diese Buch basiert auf den grundlegenden Arbeiten meines Lehrers und großen Zen Meisters Nishijima

Ein Schwerpunkt ist das große Erwachen  und die Leerheit also das Erlösungsziel des Menschen, das Tathāgata, der Erwachte, gelehrt hat. Dazu müssen Verfälschungen und nicht authentische Schein-Lehren erkannt und überwunden werden, sagt Meister Nagarjuna.

Es geht um die Vier Edlen Wahrheiten zur Überwindung von Leiden und Schmerzen, also um rechtes Handeln, Denken und Fühlen auf dem Buddha-Weg. Dann befreien wir uns von Schein-Ich und Schein-Substanz, wir finden zum Bodhisattva-Handeln.

Die buddhistische Praxis und das Erwachen durch Befreiung und Nirvāna

eröffnen neue Horizonte und den wahren Sinn unseres Lebens. Der Mittlere Weg führt in zwölf  Phasen und Schritten zur Befreiung oder aber bei unheilsamer Verkettung ins Leid. Und Nirvana ist bei heilsamer Entwicklung auch das Hier und Jetzt!

Denn Erleuchtung ist kein statischer Zustand, sondern ein lebendiger wahrer Strom von Wechselwirkungen und Buddha-Natur. Im Zen hat das praktische Handeln zusammen mit der täglichen Meditation eine große Bedeutung: "Erleuchtung ist Feuerholz tragen und Wasser schöpfen", sagt Meister Dogen. Dazu müssen unheilsame Doktrinen und Dogmen auch zur Wiedergeburt durchschaut werden. Gerade im Zen werden getrennte buddhistische Schulen abgelehnt. Denn Denken und Handeln sind nicht zu trennen, sondern bilden ein wunderbares Ganzes.

Gebunden und E-Book: 564 S., 12 Abb.

 

Samstag, 14. November 2020

Erleuchtung ist Feuerholz tragen und Wasser schöpfen. Tipps für deine Praxis


Meister Dogen sagt uns klipp und klar, dass die „natürliche mystische Kraft“ unseres Lebens gerade nicht aus „über-natürliche“ Mysterien besteht sondern aus dem Wunder des Lebens, Tag für Tag.[1] Auch im Buddhismus gibt es manche Illusionen und idealistische Hoffnungen auf solche übernatürlichen Ereignisse und Wunder. Aber ist nicht unser natürliches Leben das größte Wunder? Zum Beispiel wenn wir die Seuche der Corona-Viren überwinden, wenn nun schon bald der Impfstoff hilft. Und selbst in dieser Krise gibt es viele Wunder, wenn wir nüchtern bleiben!

Was ist eigentlich Erleuchtung? Meister Dôgen sagt ganz einfach: "Erleuchtung ist Feuerholz tragen und Wasser schöpfen". Was meint er damit? Antwort: Jedes alltägliche Handeln kann zum großen Sinn unseres Lebens werden. Besonders wenn Mitgefühl und Empathie mit Handeln in richtig gute Wechselwirkung kommt. Das liegt an uns. An wem denn sonst?

Dies ist in der Tat eine verblüffende Antwort, da beide Tätigkeiten nach dem angeblich gesunden Menschenverstand eher einfach, um nicht zu sagen, banal sind. Für manche Menschen mögen solche Arbeiten lästig und unangenehm sein. Wir verbinden sie im normalen Sprachgebrauch sicher nicht mit mystischen Kräften. Im Zen-Buddhismus werden aber die Wirklichkeit und Wahrheit des Handelns vor allem bei den scheinbar einfachen Tätigkeiten außerordentlich geschätzt. Darin verwirklichen sich wahre buddhistische Handlungskraft und wahrer Buddha-Geist.

Es kommt nicht so sehr darauf an, was man tut, sondern wie man es tut.

Es macht nämlich Sinn, für andere und mit anderen zu handeln. Solches Handeln ist die wirksame Grundlage in der Realität. Das angestrebte und durch Mitgefühl verwirklichte Ergebnis für das Gemeinsame ist das Leuchten der Erleuchtung!

Wenn wir uns vergegenwärtigen, was mit dem Wasser-Schöpfens alles verbunden ist, wird uns klar, wie wunderbar das Wasser selbst ist und welche Freude damit verbunden ist. Ist es nicht wunderbar, es aus einem klaren Bergbach zu schöpfen und mit frischem Bergwasser den Durst zu löschen. Ist das nicht mystisch? Oder Wasser aus dem Brunnen in der Wüste zu schöpfen, wie mein Freund Dieter und ich in der Sahara vor einigen Jahren

Die von Dôgen zitierte Wirklichkeit des Feuerholzes eröffnet bei genauer Überlegung tiefgründige Bereiche. Die Klöster im alten China lagen meist hoch in den Bergen, und dort herrschte im Winter bittere Kälte. Wer einmal richtig gefroren hat, weiß die wohlige Wärme des Feuers und damit den Wert des Feuerholzes besonders zu schätzen.  Besonders an kalten, frostigen Wintertagen im Gebirge oder auch wo anders: Zusammen am gemeinsamen Feuer sitzen und Tee trinken.

In der Krise nach dem zweiten Weltkrieg haben wir im Winter viel gefroren und hatten schmerzende Frostbeulen an den Händen. Dann kam der Frühling mit den ersten Knospen und den ersten warmen Sonnenstrahlen. Und das soll kein Wunder sein? Unmöglich! Manchmal hatten wir genug Holz und paar Briketts im Winter zum Heizen und konnten uns wärmen. Und das soll kein Wunder sein? Solche Behauptung grenzt schon an Dummheit!

Die scheinbar einfachen und alltäglichen Handlungen, nämlich Wasser schöpfen und Brennholz tragen, gewinnen aus buddhistischer Sicht eine ganz neue Tiefe, Klarheit und Lebens-Freude. Das sind neue, lebendige Verbindungen zu anderen Menschen in großartigen Lebensbereichen. Sie sind zwischenmenschliche Beziehungen, gemeinsames Handeln und geteilte Gefühle, und sie überschreiten damit den banalen Materialismus. Dieser ist nur das eindimensionale verengte Verständnis der Welt und des abgemagerten Lebens.

Wenn man das erfährt und erforscht, sind es nach Dōgen wirkliche mystische Kräfte, die sich durch die buddhistische Lehre und Übungspraxis im Leben zeigen und entfalten. Da werdet ihr nicht widersprechen. Ich auch nicht. Wir können so unser Leben in ungeahnter und wunderbarer Weise entfalten. Wie von selbst, auf natürliche Weise.

Das um so mehr, weil mit dem kommenden Frühling sich die Corona-Krise sicher zum Besseren wenden wird. Dann können wir wieder die Flügel ausbreiten. Wie bei der Zen-Praxis des Bogen-Schießens oder beim Wasser holen oder Feuerholz tragen. Oder bei jedem Handeln im Augenblick.


[1] Aus meinem Buch: ZEN Schatzkammer, Bd.1, S. 221 ff. Die mystische Kraft des Lebens und Universums (Jinzu)