Montag, 29. Juni 2020

Buddha gegen Hass und Verblendung

Säbelzahn-Tiger: Wie der eigene Hass

Buddha lehrte, dass durch Gier und Hass bei uns Verblendung erzeugt werden. Diese menschlichen Gifte verursachen bei uns Leiden, Schmerzen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Wer in der jetzigen Corona-Krise sich von Hass oder Angst überwältigen lässt, erzeugt also für sich selbst zusätzliches Leiden, das er vermeiden könnte. Gier und Hass sind daher Verstärker und Turbos für das eigene Leiden! Das ist vielen von uns sicher gar nicht so klar. Durch Hass und Wut geraten viele in einen gefühlten Helden-Status, der zwar das Ego aufbläst, aber völlig sinnlos ist. Hass und Wut machen dumm und schalten die Vernunft aus. Dann ist die Lösung drängender Probleme nicht mehr möglich. Hass ist nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich für sich selbst und die anderen.

Wie kann die moderne Gehirnforschung dieses Phänomen erklären? Gab es in der frühen Menschheits-Geschichte vielleicht Situationen, in denen die Funktionen von Hass und Angst einmal sinnvoll und Lebens rettend waren? Ja, solche Situationen gab es wirklich:

In höchster Lebensgefahr gab es die lebensrettenden beiden Funktionen von Angriff oder Flucht. Durch Hass konnten im Agressions-Modus starke oder sogar stärkere Gegner besiegt werden. Zur Angst sagt der Gehirnforscher Spitzer: "Wenn der Säbelzahn-Tiger" heranschleicht und zum Sprung ansetzt, ist Angst und Flucht die einzige Chance zum eigenen Überleben. Beide alte Verhaltensweisen schalten das vernünftige Denken aus, es geht nur darum zu überleben.

Was passiert dabei in unserem Gehirn, also im neuronalen Netz? Das sogenannte Frontal-Hirn des Menschen wird abgeschaltet, es ist dann offline. Im Frontal- Hirn sind vor allem Vernunft, rationale Planung, Kreativität und Ethik lokalisiert. Also kurz gesagt: Wer von Hass überwältigt wird, handelt ohne Vernunft und Ethik! Das ist in der heutigen Zeit alles andere als sinnvoll, weil es die früheren Lebensgefahren überhaupt nicht mehr gibt.

Wenn allerdings der Hass lange Zeit dominiert, schädigt er massiv unser Immunsystem. Wir werden dann häufiger krank und sterben früher. Wir sind ständig gereizt und können nicht mehr sinnvoll denken und kommunizieren. Und wann gibt es in der heutigen Zeit überhaupt den starken Gegner, der körperlich angegriffen und besiegt werden muss? Wann ist der eigene Helden-Status denn sinnvoll? Wohl sehr selten. Die alten Griechen sagten daher: Jeder Kompromiss für den Frieden ist billiger als der Krieg. Das hätten Hitler und seine Genossen wissen können und wissen müssen!

Was ergibt sich daraus? Hass ist heute zum Überleben nicht mehr nötig. Er war in alten Zeiten funktional, aber nur bei kurzfristigen lebensbedrohlichen Situationen. Nur dann war er sinnvoll und notwendig. Aber solche Situationen gibt es heute kaum noch. Und nun die Hauptsache: Andauernder Hass verursacht das eigene Leiden. So ist Hass ist nicht nur überflüssig, sondern, schädigt die eigene Gesundheit und verkürzt unser Leben maßgeblich. Das hat Buddha schon vor über zweitausend Jahren gewusst und gelehrt:

Wer hasst, vergiftet sich selbst: Ein böse wirkendes schleichendes Gift. 

Also: Hass macht dumm und krank, er verursacht den früheren Tod. Wer heute hasst und sich als Held fühlt, liegt total falsch! Lasst euch nicht von unmenschlichen Menschen in den Hass treiben und damit zu Kurzschlusshandlungen und Selbst-Vergiftung verleiten. Das führt zu Leiden und Schmerzen für euch. Wie heißt es beim überflüssigen Kampfmodus im Straßenverkehr? "Hier ruht der, der Vorfahrt hatte". Ob er wirklich in Frieden ruht, ist sehr die Frage.

Auch Hass-Videos und Hass-Twitter schaden uns massiv, wenn wir von Ihnen ergriffen werden. Das ist leider auch die böse Wirkung von hasserfüllten Verschwörungs-Theorien in der jetzigen Corona-Krise.

Aber Buddha hatte das sichere Gegenmittel erkannt und gelehrt: Lasst den Hass zur Ruhe kommen! Das ist möglich. Geht den Mittleren Weg, der Kraft und Ruhe gibt. Ich habe da meinen Tages-Rythmus mit der Praxis von Zazen-Meditation, Bambus-Flöte und Bogenschießen. Das hilft dauerhaft.


Mittwoch, 17. Juni 2020

Flow und Glück im Zen


Wer im Flow ist und sich ganz einer Aufgabe widmet, befreit sich von Sorgen, Plagen und Stress. Das hat die moderne Gehirnforschung durch neue Analyse-Verfahren der Arbeit unseres Gehirns einwandfrei nachgewiesen. Dann wird das sogenannte Vorder-Hirn deaktiviert und in seiner Aktivität deutlich gebremst. Im Vorder-Hirn laufen die Ich-bezogenen Funktionen von Gefühlen, Willen und Vernunft ab, sie sind dort klar lokalisiert. Sie können positiv aber aber auch lähmend und  negativ sein. Umgekehrt wird beim Flow das im hinteren Kopf lokalisierte Seh-Zentrum  stark aktiviert und beim konkreten Handeln hochgefahren, hier und jetzt. Zusätzlich sind dabei natürlich die Steuerungen von Muskeln und Faszien in natürlicher Funktion. Dann sind wir "eins" mit unserer Aufgabe in unserem Handeln und gleichzeitig ungewöhnlich genau im Detail. Was ist die Wirkung auf uns? Wir sind glücklich und befreit von Kummer, Jammer, Gram und Verzweiflung, wie Buddha es ausdrückt. Unser Leiden kommt damit zur Ruhe.

Ist das nicht erstaunlich? Es ist die große bewährte Buddha-Weisheit, die durch die moderne Wissenschaft voll bestätigt wird. Wir wissen im Zen vom Handeln: Grübeln, Selbstvorwürfe oder Ich-Stolz nützen nichts und machen das Leiden nur noch schlimmer. Viel besser ist es, sich dem sinnvollen Tun und Handeln ganz und direkt hinzugeben und sich der konkreten Aufgabe ganz zu widmen: Ohne dass ein Haar dazwischen passt, wie wir im Zen sagen. Also ganz im Hier und Jetzt. ´

Wir handeln besonders sinnvoll, wenn wir an einer guten Aufgabe arbeiten, die auch anderen nützt. Also dem Bodhisattva-Handeln. Dann erleben wir besonders Freude und Leichtigkeit. Sorgen und Grübeln kommen dann in den Hintergrund, sie verlieren an Wichtigkeit und erzeugen keine lähmenden Blockaden. Wir erfahren dann neue wahre tiefe Freude am Leben. Und das können wir in der jetzigen Corona-Krise und danach wirklich sehr gut bebrauchen. Das unfruchtbare Jammer-Ich oder das gespreizte Ego-Ich kommen so zur Ruhe und stören uns nicht mehr. Sie verschwinden aus unserem Geist. Wir ´beamen´ sie einfach weg und lösen sie auf!

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 Buddha sagt in dem berühmten Gleichnis vom Drechsler, einem wichtigen Handwerker, zum Handeln und Flow in Achtsamkeit:
„Gleich wie, ihr Mönche, ein geschickter Drechsler Meister oder Geselle erkennt: ‚ich arbeite lang am Holz‘, wenn er lang am Holz arbeitet. Und er kennt: ‚ich arbeite kurz am Holz‘, wenn er kurz am Holz arbeitet“[i]

Das Handeln steht dabei im Vordergrund, der Geist und die Beobachtung laufen gewissermaßen mit; dadurch wird das Handeln bewusster. Das Ego ist zur Ruhe gekommen und stört nicht mehr. Handeln und Geist sind in guter Wechselwirkung und nicht voneinander zu trennen. Flow und Achtsamkeit sind eine Ganzheit, die Lebensfreude in uns erzeugt. Ich erlebe einen solchen Flow besonders bei der Zen-Praxis der Bambusflöte und beim Bogenschießen.

Ich bin sicher, dass ihr so etwas schon selbst erlebt habt. Also: mit ganzem Herzen etwa Sinnvolles tun und nicht die tägliche Meditation vergessen.




[i] Gäng. Peter: Sutta, Grundlagen der Achtsamkeit.

Sonntag, 7. Juni 2020

Den Angriff des Gegners ins Leere laufen lassen


 Tempelwächter

 Im Zen und in den östlichen spirituellen Kampfkünsten lässt man die Angriffe des Gegners ins Leere laufen, weil man den Angriff vorausahnt und durch einfache blitzschnelle Bewegungen pariert. Wenn nötig kann man durch die innerer Ruhe aus der Mitte heraus zum gezielten Gegen-Angriff übergehen und den Kampf vermutlich schnell beenden. So besiegte Buddha den gefährlichen Mörder Angulimala und führte ihn zur Erleuchtung! Das ist auch heute für beide Seiten des Angriffs gut.

Wenn du nicht Kampfkünste trainierst, wirst Du vielleicht sagen: Klingt gut, aber was hat das mit mir zu tun? Ich meine gerade in heutigen Zeit sehr viel, sogar viel mehr als früher. Warum?

Die Corana-Krise entspannt sich zwar, aber nun werden sicher auch schwere Folgeprobleme auftreten. Leichtfertige, überflüssige und ohnehin kranke Unternehmen werden Pleite gehen oder angeschlagen aufgeben. Wer mit dem Rücken zur Wand steht, verliert sein Gleichgewicht, verliert die abwägende Vernunft und wohl auch Moral und Ethik. Angeschlagene Boxer sind besonders gefährlich. Mündliche Abmachungen werden häufiger gebrochen werden und materielle Scheinwelten werden zusammenbrechen. Der überwiegende Teil der Gesellschaft ist heute einseitig materiell orientiert. Daher wird der materielle Niedergang als totale Katastrophe erlebt. Bisherige Verlässlichkeiten und Werte werden also nicht mehr so gelten wie früher. Buddha macht dafür vor allem die sog. formenden Kräfte verantwortlich. 
 
Was sollten wir zu tun? Vorausahnende Vorsicht, innere Ruhe, Vernunft und stabile Ethik! Freundlich bleiben und sich nicht einwickeln lassen. Durchschauen wenn nur dem eigenen Ego geschmeichelt wird. Nicht im Voraus bezahlen. Alle wichtigen Vereinbarungen schriftlich festlegen und unterschreiben lassen. Nicht unter Druck entscheiden. Sorgfältig die Risiken abschätzen. Und nicht zuletzt: kreative beiderseitig gute Lösungen suchen und durchziehen.

Der Buddhismus hat sich ganz besonders in Krisen und Zeiten des Niedergangs bewährt. Die Praxis und Theorie wurden von Buddha und Meister Dogen gerade in solchen schwierigen Zeiten entwickelt und haben sich seit zweieinhalb Jahrtausenden bewährt: funktional, menschlich und spirituell. Wer spirituell lebt, hat nach verlässlichen Forschungs-Ergebnisse ein deutlich längeres und besseres Leben, er lebt durchschnittlich sechs bis acht Jahre länger. Wer einseitig materiell orientiert, stirbt also früher und vergreist noch früher.

Ich meditiere daher seit mehreren Jahrzehnten fast jeden Tag Zazen, gerade in schwierigen Lebensphasen, beispielsweise in Berufs-Krisen. Vor vier Jahren habe ich  nun mit dem japanischen Bogenschießen angefangen. Seit zwei Jahren trainiere ich Kyudo täglich. Macht es doch ähnlich, vielleicht ganz auf euch selbst bezogen und persönlich angepasst. Etwas Neues zu lernen und Bewährtes weiter zu führen, bringt Freude und stärkt das Immunsystem. Das kann man jetzt sehr gut gebrauchen! Daher: gleich anfangen und weiter machen.

Vertiefung: formende Kräfte des Menschen