In diesem Kapitel zu den Lehren Buddhas (Kap. 24,
Bukkyo) gibt Meister
Dôgen nach einer
Erörterung der Einheit von Praxis und Lehre in sehr kompakter Form die Kernbereiche der Lehren Buddhas wieder. Er lässt keinen Zweifel daran, dass der Lehre oder Theorie des Buddhismus eine sehr große Bedeutung zukommt und dass er keinesfalls einigen buddhistischen Gruppen zustimmt, welche die Lehre gering schätzen oder sogar ablehnen, weil sie nicht die Wirklichkeit und Praxis selbst sei.
Dôgen sieht die Praxis des Zazen und das praktische Handeln im Alltag einerseits und die buddhistische Lehre andererseits beide als unabdingbare Pfeiler an, um überhaupt den buddhistischen Weg zu gehen. Als dritter Pfeiler käme dann die persönliche Beziehung zu einem wahren Lehrer hinzu, damit auch immer das lebende Beispiel des Lehrers und des Sangha wirksam werden kann.
In diesem Kapitel werden die Lehren der Buddhas eher holzschnittartig aufgezeigt und als Überblick zusammen gestellt. Das ganze Werk des Shôbôgenzô gibt dann die verschiedenen wesentlichen Bereiche der Lehre des Buddha-Dharma tiefgründig wieder und geht auch auf Fehlentwicklungen, Missverständnisse und Sackgassen des Buddha-Weges ein. Dieses Kapitel kann man wie ein „Bild“ des Buddha-Dharma verstehen und damit ergeben sich aufschlussreiche Ähnlichkeiten zu dem Kapitel "das Bild eines Reiskuchens". Dort hat Dôgen die Bedeutung von Bildern, Lehre und Theorie herausgearbeitet und klar dagegen Stellung bezogen, dass Bilder und Lehren sinnlos und nutzlos sind. Das Bild eines Reiskuchens kann man bekanntlich nicht essen und es kann auch nicht den Hunger stillen, aber als Bild hat es eine eigene wesentliche Bedeutung und kann nicht weggelassen und wegdiskutiert werden.
Die Lehre Buddhas ist die Verwirklichung der Wahrheit der Buddhas und Vorfahren im Dharma. Sie wird authentisch seit der Zeit Gautama Buddhas von den großen lebenden Meistern direkt weiter gegeben und ist so durch eine ununterbrochene Kette bis zu uns gekommen. Die Lehren Buddhas drehen so das große Dharma-Rad und bewirken,
"dass alle Buddhas und Vorfahren im Dharma die Wahrheit verwirklichen und in das Nirwana eingehen".Dies offenbart sich im Kleinen in jedem Atom und Staubkorn, aber auch im Großen des Universums und der ganzen Welt je im Augenblick hier und jetzt. Es ist die große Melodie und der wunderbare Akkord im Ablauf der Weltzeitalter, und ist unauflösbar mit der Tugend und Moral der Buddhas verbunden. Daran fehlt es auch nicht, wenn die „Moral am Morgen verwirklicht wird und wenn Buddha am Abend stirbt und ins Nirwana eingeht.“
Da schon diese Tugend an einem Tag vollkommen ist, gilt dies selbstverständlich umso mehr für ein ganzes Leben von achtzig Jahren oder von vielen Weltzeitaltern. Die Lehren Buddhas haben keinen vordergründigen Zweck und dienen nicht dazu, Ruhm, Macht oder Profit zu erlangen. Sie sind das Gesetz des Universums und des Lebens und ermöglichen, dass wir in Harmonie mit diesen Gesetzen leben. So sind diese Gesetze und Lehren die Wahrheit um ihrer selbst willen und werden nicht mißbraucht, um egoistische Ziele zu verfolgen.
Da die Lehren mit den Buddhas und Vorfahren im Dharma eine Einheit sind, kann man nicht sagen, dass sie kleiner und unbedeutender sind als diese, und es ist darüber hinaus wenig sinnvoll, überhaupt Maßstäbe von klein oder groß, von eng oder weit zu verwenden, weil dies nur die äußere und materielle Sicht wiedergibt.
Dôgen zitiert eine andere irrige Ansicht wie folgt:
"
Der (Dharma des einen Geistes) wurde dann direkt von Nachfolger zu Nachfolger weiter gegeben, deshalb ist die Lehre eine gelegentliche und müßige Diskussion, während der ´eine Geist´ die wahre Essenz des Bewusstseins ist. Die authentische Weitergabe dieses ´einen Geistes´ wird deshalb die besondere Überlieferung außerhalb der Schriften (der Lehre) genannt".Dôgen lehnt diese Meinung in aller Klarheit ab, weil damit die Lehren Buddhas abgewertet werden, so als ob es einen anderen ´wunderbaren Geist´ außerhalb der buddhistische Lehre gäbe, der nicht durch die Einheit von Handeln und Lehre gekennzeichnet ist. Die oben genannten Worte mögen sich vielleicht gut anhören, sind aber vom wahren Buddha-Dharma weit entfernt und können im praktischen Leben keine Kraft entfalten.
Dôgen sagt, dass solche Menschen den wahren Geist der Buddha-Lehre überhaupt nicht kennen und dass sie eine Theorie konstruieren, in der die Buddha-Lehre vom Geist getrennt ist. Es liegt auf der Hand, dass dies eine Sackgasse ist. Dabei wird deutlich, dass die obige Aussage unüberbrückbare Widersprüche in sich selbst enthält, da sie dem Kern des Buddha-Dharma widerspricht, sich von ihm abgelöst hat und eigene Lehren entwickelt hat, aus welchen Gründen auch immer.
Das tägliche Leben und Handeln jedes Buddhisten ist unauflösbar mit der Lehre selbst verbunden, eine Trennung ist also überhaupt nicht möglich. Der Buddha-Geist kann nicht von den konkreten Dingen und Phänomenen abgetrennt werden, er ist je im Hier und Jetzt lebendig und nicht irgendetwas Gedachtes, das wie eine Sache von einem Menschen zum anderen übergeben werden könnte.
Dôgen sagt:
"Deshalb gehören zum Buddha-Geist auch die Berge, die Ozeane, die Länder, die Sonne, der Mond und die Sterne.“Die Lehre umfasst nach der Interpretation von
Nishijima Roshi die vier Lebensphilosophien und Lebensbereiche: 1. Gedanken, Ideen und Ideale, 2. materielle Vielfalt und die Dinge der Welt, 3. das Handeln je im Augenblick als Verschmelzung mit der Wirklichkeit, 4. die umfassende buddhistische Lebensphilosophie, einschließlich Ethik und Moral.
Die Überlieferung der wahren buddhistischen Lehre kann also nicht außerhalb der Schriften erfolgen, sondern ist unauflösbar mit ihnen verbunden. Wie können wir uns einen Buddhismus vorstellen, der überhaupt keine Worte, keine Sprache und kein
Sûtra hat? Dass Dôgen selbst der Sprache und der Schrift, also der schriftlichen Aufzeichnung der buddhistischen Lehre, eine zentrale Bedeutung zuerkannte ergibt sich schon daraus, dass er selbst mit einem sehr großen Arbeitsaufwand Schriften wie das
Shôbôgenzô und andere verfasst hat. In der Tat sind diese buddhistische Schätze von unsagbarem Wert, und Dôgen fügt hinzu, dass die authentische Weitergabe von Gautama Buddha über
Mahakashyapa und die anderen großen Vorfahren im Dharma auch und nicht zuletzt durch die Lehre und die Worte vor sich ging und dass schon ein einziges wahres Wort den Buddha-Dharma überträgt. Es hat keinen Sinn, den Buddha-Dharma von Lehrern erlernen zu wollen, die nicht authentisch an der Weitergabe der Schatzkammer des wahren Dharma beteiligt sind, und deshalb ist die Wahl des richtigen Lehrers von zentraler Bedeutung. Dies betont Dôgen an mehreren Stellen im
Shôbôgenzô. Er sagt sogar, dass es besser ist, den Buddha-Dharma überhaupt nicht zu studieren als ihn von einem falschen Lehrer zu übernehmen, weil dann Schäden entstehen, die nicht wieder gut zu machen seien.
Dôgen zitiert dann einen Schüler, der einen großen Meister fragt:
"Sind die Absicht der Vorfahren im Dharma und der Sinn der Lehren vollständig gleich oder nicht?“Der Meister antwortet in der typischen Weise des Zen:
"Wenn ein Huhn friert, hockt es sich auf einen Baum, wenn eine Ente friert, geht sie ins Wasser."Wie kann man diese Koan-Geschichte entschlüsseln, denn die Antwort des Meisters hat scheinbar überhaupt keine Beziehung zur Frage des Schülers? Die obige Frage wirft allerdings sofort einige Probleme auf, denn die Lehren und Absichten der Vorfahren im Dharma können überhaupt nicht von den Lehren des Buddha-Dharma unterschieden werden. Sie bilden eine Einheit und insofern ist die Frage des Schülers nicht korrekt gestellt. Aber die Frage zielt auf die Absicht der großen Meister und der Lehre und ob diese beiden Absichten unterschiedlich sind. Durch das Verhalten der Hühner und Enten will der Meister offensichtlich auf das konkrete Hier und Jetzt im Alltag zurückkommen und den Schüler aus der abstrakten Welt der Ideen und Überlegungen, in die er sich verstrickt hat, befreien. Er beschreibt das selbstverständliche Verhalten der Haustiere unter den konkreten klimatischen Bedingungen der Kälte in China. Die Hühner und Enten handeln jeweils unterschiedlich, indem die Hühner sich in die Bäume hocken und die Enten ins Wasser gehen. Aber sie verhalten sich auch insofern gleich, da sie sich auf ihre eigene Weise auf die Kälte einstellen. So kann man sagen, dass die wahre Absicht der Vorfahren im Dharma und die Absicht der Lehre einerseits gleich sind, denn es geht immer um den wahren einheitlichen Buddha-Dharma, aber auf der anderen Seite jeweils Besonderheiten bestehen, die man als ungleich bezeichnen könnte. Letztlich will der Meister jedoch zum Ausdruck bringen, dass die Frage nach der Gleichheit oder Ungleichheit wenig bringt und er versucht, den Schüler überzeugen, dass er aus seiner Welt der Ideen und Abstraktionen herauskommt und mit einem mutigen Schritt in die Wirklichkeit der Lehre und des Handelns der Vorfahren im Dharma hineingeht.
Häufig wird zwischen der Zazen-Praxis, die Meister
Bodhidharma nach China brachte, und der Lehre bzw. Theorie des Buddhismus unterschieden. Dann wird angenommen, dass
Bodhidharma die Zazen-Praxis, die nur das Sitzen ohne Denken und Fühlen sei, nach China gebracht habe und damit die Lehre überflüssig sei. Denn wenn Zazen der Kern des Buddhismus sei und man sie nach Anleitung des Lehrers selbstständig praktiziert und eben nur sitzt, sei die Lehre ja nicht mehr erforderlich oder zumindest nicht wichtig. Dôgen pflichtet im Gegensatz hierzu dem großen Meister Gensa bei, der bei der entsprechenden Frage eines Schülers gerade die Einheit von Zazen-Praxis und Lehre betonte; Bodhidharma habe ja gerade die wahre buddhistische Lehre nach China gebracht. Bei der Frage dieses Schülers geht es ebenfalls um die Absicht von Bodhidharma. Dôgen arbeitet in diesem Zusammenhang heraus, dass allein der Augenblick im Hier und Jetzt maßgeblich ist. Insofern ist die Frage nach der Absicht also theoretischer Natur.
Wenn der Augenblick mit der Wirklichkeit und Wahrheit verschmolzen ist, dann ist dies genau der Buddha-Dharma, und irgendwelche Absichten und Theorien sind dann nicht wirksam. Genau in diesem Augenblick verwirklicht sich also die Lehre und verschmilzt mit dem Bereich der Theorie und der Bilder. Genau dann handeln wir nach der Erklärung von Nishijima Roshi im Bereich der buddhistischen umfassenden vierten Lebensphilosophie. Wir haben die erste Lebensphilosophie der Ideen und des Denkens verlassen, handeln je im Augenblick und sind in der Wirklichkeit und Wahrheit angekommen.
In dem Gespräch mit Meister
Gensa ist von den drei Fahrzeugen und den zwölf Bereichen, wie der Dharma gelehrt wird, die Rede. Diese werden von Meister
Dôgen im Folgenden genauer aufgeführt. Die drei Fahrzeuge gliedern sich wie folgt:
Erstes Fahrzeug der
Shravaka: Sie erwachen durch die vier edlen Wahrheiten: die Wahrheit des Leidens, der Anhäufung, der Auflösung (von Leiden und Anhäufung) sowie die Wahrheit des rechten Weges. Alle vier Wahrheiten bilden wiederum eine Einheit, und es ist nicht sinnvoll, sie nach Wichtigkeit und Wirksamkeit zu unterscheiden. Die hier gegebene Darstellung der vier edlen Wahrheiten weicht teilweise von den traditionellen Bezeichnungen ab, die sich wie folgt gliedern: das Leiden, die Ursache des Leidens, die Auflösung des Leidens und der achtfache Weg der Verwirklichung.
Nishijima Roshi hält diese Interpretation für etwas zu eng und hat sie auf die vier obigen von ihm formulierten Lebensphilosophien zurückgeführt.
Zweites Fahrzeug:
Pratyeka-Buddha. Diese stützen sich auf die zwölfgliedrige Kette des Entstehens in Abhängigkeit oder wie es auch heißt, des bedingten Entstehens. Sie gliedert sich wie folgt:
1. Unwissen
2. Handeln
3. Bewusstsein
4. Name und Form
5. Bereich der sechs Sinne
6. Berührung
7. Empfindung
8. Begehren
9. Anhaften
10. Werden
11. Geburt
12. Alter und Tod
Mit dieser gegliederten Kette ist gleichzeitig die Vorstellung der linearen Zeit von Ursachen und Wirkungen verbunden. Damit sind die Zeiten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für ein Subjekt wichtig, das die entsprechenden Objekte betrachtet. Wenn man demgegenüber von der Wahrheit je im Hier und Jetzt des Augenblicks ausgeht, verliert diese Theorie an Bedeutung, da alle zwölf Glieder im Augenblick verschmolzen sind und nicht mehr unterteilt werden können.
Drittes Fahrzeug:
Bodhisattva. Diese stützen sich auf die Lehre, Praxis und Erfahrung der sechs Vollkommenheiten (Paramita). Der wesentliche Inhalt dieses Fahrzeugs wird auch in dem Kapitel „Der Bodhisattva des großen Mitgefühls“ behandelt. Dabei steht das Tun und Handeln ohne eigennützige Absichten im Vordergrund, und abstrakte Theorien über das Tun oder Nicht-Tun sind nicht von Bedeutung. Die sechs Vollkommenheiten gliedern sich wie folgt:
FreigiebigkeitSittlichkeitBeharrlichkeit und AusdauerWillensstärkeGleichgewicht (also insbesondere in der Zazen-Praxis) und intuitive Weisheit (
Prajna).
Diese Themen werden in verschiedenen Kapiteln des
Shôbôgenzô besonders vertieft. Die höchste Weisheit überschreitet Begriffe und Denken und es handelt sich nicht um eine Gliederung nach der Wichtigkeit. Alle sechs Vollkommenheiten (
Paramita) sind beim Bodhisattva im Handeln je im Augenblick wirksam. Dôgen zitiert hier ein
Sûtra:
„
Ein kluger Bodhisattva weiß, dass die Weisheit zuerst und die Freigiebigkeit zuletzt kommt, während ein beschränkter Bodhisattva meint, die Freigiebigkeit käme zuerst und die Weisheit zuletzt.“Wie kann man diesen Satz erklären, da er doch scheinbar die Gleichwertigkeit der einzelnen Vollkommenheiten infrage stellt?
Dôgen weist auch noch darauf hin, dass man das Gleichgewicht, z. B. der Zazen-Praxis, oder auch die Ausdauer und Beharrlichkeit an die erste Stelle setzen könnte. Wichtig ist sicher dabei, dass oft bei der Freigiebigkeit des Gebens der Gedanke des spirituellen Vorteils durch die Verbesserung des eigenen Karma mitspielen kann und dass damit eine Absicht zum eigenen Nutzen bestünde. Dies wird von
Dôgen aber in aller Klarheit in dem Kapitel „Der Bodhisattva des großen Mitgefühls“ ausgeschlossen. Paramita bedeutet wörtlich, „das andere Ufer zu erreichen“. Hierbei ist jedoch klarzustellen, dass damit die Wirklichkeit, Wahrheit und Harmonie mit dem Universum im Hier und Jetzt gemeint ist.
Im Weiteren werden die zwölf Formen, wie der Dharma gelehrt wird, zusammengestellt, diese heißen auch
Sûtra, dies ist ein Sanskritwort. Es bedeutet wörtlich übersetzt „Leitfaden“. Ein Sûtra ist also der zusammengefasste und kompakte Leitfaden eines Teils der Lehre. Bei den Dharma-Reden zu dem
Sûtra wurden dann die Einzelheiten von dem Vortragenden im Einzelnen ausgeführt und erläutert. Es gibt folgende Arten der Lehre:
1. Ursprüngliche Schriften, vor allem die authentischen Texte von Gautama Buddha.
2. Zusammenfassende Gedichte zum Sûtra, meist am Ende des Sûtra-Textes.
3. Bestätigungen, vor allem für die Schüler Buddhas.
4. Gedichte, die bestimmte Gegenstände oder Bereiche des Buddha-Dharma preisen, wie z. B. das Gedicht zum Lob der Kesa.
5. Eigenständige Lehren des Meisters, ohne dass er darum gebeten wurde. Im Allgemeinen ist es die Regel, dass der Meister nur auf Fragen und Bitten den Dharma erläutert, aber er kann je nach der Situation auch spontan eine Dharma-Rede halten.
6. Fallbeispiele, um Fehler zu erkennen und den richtigen Weg aufzuzeigen.
7. Gleichnisse, die in der Tat eine große Bedeutung haben und schon von Gautama Buddha vielfach verwendet wurden.
8. Geschichten früherer Ereignisse, insbesondere aus dem Leben der Bodhisattvas und großen Meister.
9. Geschichten aus dem früheren Leben der Buddhas, z.B. als sie noch Bodhisattvas waren.
10. Buddhistische Lehre, also die buddhistische Theorie und Philosophie.
11. Besondere wunderbare Ereignisse.
12. Kommentare und Beschreibungen zum Buddha-Dharma.
Dôgen legt auf diese zwölf Formen der Lehre großen Wert und bedauert, dass in Zeiten und Gegenden, wo die buddhistische Lehre nicht lebendig oder im Niedergang begriffen ist, auch diese zwölf Arten der Lehre unbekannt sind oder vernachlässigt werden. Diese bilden wiederum eine Einheit, sodass es kurz gesagt nur eine einzige Art und Weise der buddhistischen Lehre gibt, in der die aufgeführten zwölf Komponenten zusammenwirken. Weiterhin ist die Einheit mit der Praxis, vor allem des Zazen, zu nennen, sodass ein großer Meister sagte, dass die drei Fahrzeuge und die zwölf Lehrweisen sein Bein sei, das er vom Zazen-Sitz "herunterbaumeln ließ". Dies alles verschmilzt je im gegenwärtigen Augenblick und im Hier und Jetzt.
Es ist noch hinzuzufügen, dass die obigen zwölf Bereiche des Lehrens manchmal etwas zusammengefasst werden, sodass sich dann neun Lehrweisen ergeben.
Dôgen zitiert zum Schluss Shakyamuni Buddha:
"Dieser mein Dharma der neun Lehrweisen, den ich (den Fähigkeiten) der Lebewesen angepasst lehre, ist die Grundlage, um in das große Fahrzeug einzutreten. Aus diesem Grund lehre ich dieses Sûtra.“Dôgen klärt im Folgenden, dass das Ich im obigen Zitat kein Subjekt und Individuum ist, sondern dass es mit der Gesamtsituation des Hier und Jetzt verschmolzen ist und insofern ein Dies ist, an das man sich anpasst. Anpassen heißt, sich in die Harmonie der Welt und des Universums einzufügen, sodass sich auch aus diesem Gedankengang kein individuelles subjektives Ich ergibt. Eine solche Anpassung wird an die Umstände, an die Lebewesen, überhaupt an das ganze Leben und an diese Welt vollzogen. Dies bedeutet nach
Dôgen:
"Das große Fahrzeug zu erfahren, das große Fahrzeug zu praktizieren, das große Fahrzeug zu hören und das große Fahrzeug zu lehren.“Dann sind die Lebewesen und die Menschen Teil der Wahrheit, und die Ausdrucksweise sie „haben“ die Wahrheit wäre dann nicht richtig, weil die Wahrheit dann wie ein Objekt, fast wie eine Sache, behandelt wird. Dôgen sagt zum Abschluss:
"Wer die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges nicht mit dem Körper verwirklicht, kann niemals der Dharma-Erbe der sieben Buddhas sein".