Samstag, 28. August 2021

Erleuchtung: Die Pflaumenblüten sind die Buddha-Augen

 

Meister Dôgen liebte die Pflaumenblüten außerordentlich. In diesem Kapitel geht es um deine Wirklichkeit, Erleuchtung, um Schönheit und die tiefe Wahrheit der Natur und des Buddhismus. Weil Du nicht von ihnen getrennt bis, sind es auch deine Buddha-Augen. Und diese Augen sehen viel mehr, als die "normalen" Augen. Die reine Natur ist also unauflösbar mit deiner Klarheit, Freude und Erleuchtung verbunden. Dôgen untersucht hier und dichtet die große lebendige Einheit der tiefen und praktischen Lehre Buddhas und der direkten Kraft von dir selbst. Das ist die Erfahrung des umfassenden Lebens im Hier und Jetzt. Es passt kein noch so dünnes Blatt Papier zwischen Buddha, Natur und Selbst, wenn du die Täuschungen los bist. Es gibt dann keine Verzerrung des Selbst durch Ego-Stolz, keine Verhärtungen des lebendigen Entstehen in Wechselwirkung und keine buddhistischen Gifte. Es geht um die ersten Blüten des Pflaumenbaumes, wenn es noch kalt ist und die kühlen Winde des Winters noch wehen. Die weißen Schneeflocken wirbeln am Kloster in den Bergen, weiß wie die Pflaumen-Blüten. Diese Blüten können erblühen jeden Tag neu, auch für dich.

Dogen zitiert seinen eigenen Meister Tendô Nyojô mit diesem Gedicht, der auch ein großer Freund der Pflaumenblüten war:

„Tendôs erste Worte in der Mitte des Winters.
Der knorrige alte Pflaumenbaum.
Plötzlich treibt er Knospen – eine Blüte, zwei Blüten,
Drei Blüten, vier, fünf Blüten – unzählige Blüten.
Sie können sich ihrer Reinheit nicht rühmen,
Und nicht stolz sein auf ihren Duft.
Sie erschaffen das Gesicht des Frühlings,
Und weben duftend durch die Gräser und Bäume.“

Der Pflaumenbaum ist wie das wirkliche Leben des Menschen. Es gibt schwarze alte und knorrige Äste, auch mit Dornen. Und es gibt grüne junge Zweige mit runden Knospen und strahlend weißen Blüten. "Nur ein Zweig mit Pflaumen-Blüten".

Diese Blüten sind die Augen Buddhas, wie Dogen sagt. Sie haben keinen falschen Stolz und keine unterwürfige und falsche Bescheidenheit. Die weißen Blüten sind die Buddha-Weisheit, die von Indien nach China kam und dann in Japan mit Dogen ungeahntes Leben erschuf. Und diese Lehre verkümmert nicht auf beschriebenem Papier, sondern schafft die klare wunderbare Einheit mit den Menschen und den Blüten, genau hier und jetzt. Im Augenblick sind immer auch Vergangenheit und Zukunft verschmolzen. Eine Trennung vom jetzigen Augenblick ist in der Wirklichkeit unmöglich und überhaupt nicht nötig.

"Wahrheit der Pflaumenblüten im Hier, die ins Jetzt gekommen sind. Das Jetzt ist genau so wirklich und (Tendô) spricht von einem Ort, der beschwerlich und voller Dornen ist.“

Es gibt kein Leben, das wie der Winter und die kalten Winde ohne Beschwerden und Mühen ist. Aber die Blüten des Frühlings leuchten strahlend und tanzen in den milden Winden und Düften  des Frühlings. Genau wie in deinem Leben.

„Ein Neujahrsmorgen ist der Anfang des Glücks.

Die zehntausend Dinge sind alle neu und frisch.

Verehrte anwesende liebe Mönche.

Der Pflaumenbaum ist der erste Frühling.“


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Donnerstag, 19. August 2021

Die tiefen Weisheiten des Mittleren Weges


Diese tiefen Weisheiten können dein Leben zum Guten verändern.

Um das eigene Leben zum Guten und Heilsamen zu transformieren, braucht man eine zuverlässige Lebensphilosophie! Eine solche erprobte und auch heute zeitgemäße Grundlage ist der kraftvolle Weg der Mitte des indischen buddhistischen Meisters Nagarjuna. Auf diesem Weg entstehen für dich neue klare Kräfte, die dein Leben transformieren. Davon bin ich fest überzeugt, und zwar nach gründlichem Studium und eigener praktischer Erprobung.

Welche Fehler müssen wir heute bei einer zeitgemäßen Weltanschauung und neuen Lebensweise vermeiden? Wie können wir die ökologischen Probleme der Klima-Schäden und die Sinn-Entleerung unseres Lebens vermeiden? Warum plagen sich viele Menschen mit Vereinsamung, Leiden und Pessimismus herum? Wir brauchen eine Umkehr und bessere Ausrichtung unseres Lebens. Und was gibt es eigentlich für neue fundierten Erkenntnissen der Öko-Systeme und Gehirn-Forschung, die wir nutzen können? Diese sollten wir dann mit den tiefen und bewährten Weisheiten des Buddhismus verbinden! Das ist genau mein Anliegen.

Der Buddhismus hat eine Art Weltformel des Lebens und des Universums: Das gemeinsame Entstehen unserer Wirklichkeit in Vernetzung und Wechselwirkung.

Das klingt vielleicht einfach, hat es aber in sich. Es wurde bisher von der modernen Gesellschaft und westlichen Philosophie vernachlässigt oder vergessen. Aber die Wirklichkeit schlägt nun zurück, man kann sie auf die Dauer nicht täuschen. Als Zen-Meister sage ich dazu: Wir haben uns selbst "verarscht".

Alles Leben ist vernetzt und Wechselwirkung. Und wir können aktiv einwirken und mit gestalten. Das muss unsere Ausgangslage sein. Der Mensch ist das sozialste Lebewesen auf diesem wunderbaren Planeten. Er ist keine egoistische Maschine der Selbst-Maximierung. "Der Starke ist der Schwächste allein" und muss vereinsamt sterben. Der Egoist, âtman, hat überhaupt keine echte Lebensfreude.

Extreme und Übertreibungen sind fast immer Lüge, sie putschen uns emotional hoch und enden im Chaos und Niedergang. Böse Beispiele sind die Dogmen der Nazis und religiöse Extreme der Christen und Moslems. Daraus kommt nichts Gutes. Denn aus der Mitte kommt die wahre Kraft unseres Lebens und so können wir unsere Gesellschaft sinnvoll gestalten.

Ein aufgeblasenes und dogmatisiertes Ego oder ein immer nörgelndes und jammerndes Mini-Ich erzeugen überflüssiges Leiden:  für sich selbst und für andere. Also weg damit. Aber zeitlich gut gestaffelt, als Verlernprozess gestaltet und vor allem als Start zum neuen Lernprozess. Die Gehirnforschung weiß: Unser Glücks-Zentrum ist gleichzeitig unser Lern-Zentrum. Hättest Du das gedacht?

Zur eigenen Transformation braucht man einen längeren Atem und muss dran bleiben. Man braucht den klaren Entschluss zu eine neuen Lebensrichtung. Garantiert: Es lohnt sich, anfangen ist das Wichtigste.

Geben ist besser als Nehmen. Denn ethisches Handeln und gutes Karma sind gutes Leben. Sie befreien uns jetzt und in Zukunft von doktrinärer Verblendung. Das hat übrigens die Gehirnforschung ganz klar nachgewiesen, es ist kein veralteter Spruch.

Glück, Erleuchtung und Nirvâna sind die wirklichen Freiheiten des Menschen, hier und jetzt. Also genau in diesem Leben. Umgekehrt schadet es uns massiv, wenn wir in illusionären Fantasien oder finsteren Zukunfts-Welten verlieren. Grübeln bringt nichts.

Wir können uns von den drei Lebens-Giften: Gier, Hass und Verblendung entleeren und befreien. Das ist die wahre Bedeutung der Leerheit, die oft missverstanden wird. Mein Lehrer Nishijima Roshi sagte: Der Buddhismus ist eine durch und durch optimistische Lebensweisheit und Lebenspraxis. Er setzte auf positive Veränderungen und Überwindung unseres Leidens. Wir sind überhaupt nicht total abhängig und können den Sinn unseres Lebens weitgehend selbst gestalten.

Weiter lesen: Die Sieben tiefen Weisheiten des Meisters Nagarjuna


Samstag, 14. August 2021

Das Lotos-Sutra im Zen: Die wunderbare Dharma-Wahrheit

Mein Lehrer, der große Zen-Meister Nishijima, sagt zur zentralen Bedeutung des Lotos-Sutra: "Wie wunderbar ist das Universum, in dem wir leben".

Diese Sutra ist eines der wichtigsten Schriften des Mahayana-Buddhismus und besonders in Ost-Asien sehr weit verbreitet. Es wird häufig mit der Bibel im Christentum verglichen und fasst die zentralen Lehren Buddhas zusammen.

Was ist die Kernaussage? Was ist das Verständnis des Buddhismus und die Sicht von Meister Dogen? Dieser nennt das für ihn außerordentlich wichtige Lotos-Sutra: "Die Dharma Blume der großen Wahrheit des Dharma dreht die Blume des Dharma der Welt." Schon dadurch wird klar, dass der Buddhismus nicht pessimistisch oder gar nihilistisch ist.

Das Zitat erscheint dir vielleicht als doppelte Aussage und als redundante Wiederholung. Es ist jedoch von großer spiritueller Tiefe, obgleich man das eventuell nicht gleich erkennt. Häufig wird das Lotos-Sutra allerdings wie ein buddhistisches Märchenbuch mit fantastischen idealistischen Lehren und Gleichnissen verstanden. Aber das ist nicht richtig. Es übersteigt bei weitem den schwärmerischen naiven Volks-Buddhismus mancher Gegenden.

Ich möchte es nach meinem Verständnis erklären und beziehe mich auf die Meister Dogen, Nagarjuna und Nishijima. Von zentraler Bedeutung sind Dogens Aussagen:

"Wenn der Geist in Täuschung ist, dreht sich die Blume des Dharma.

Wenn der Geist in Verwirklichung ist, drehen wir die Blume des Dharma"


Wenn man dabei das Sutra häufig nur zitieren würde, aber die wahre Bedeutung nicht versteht, kehrt es sich nach Dogen sogar gegen uns selbst. Es wird unser Feind und verhindert gerade unsere Befreiung und unser Erwachen. Dies wird vor Allem durch den Dualismus und andere unheilsamen Dogmen verursacht. Sie haben keine heilsamen Wirkungen und können das Leidens nicht überwinden.

In der ersten Zeile dreht die Dharmablume für sich, getrennt und ganz ohne uns. Wir sind dann isoliert von Buddhas Weisheit und dessen heilenden Praxis. Dann sind wir unfrei, vereinsamen und leiden vielfach in unserem Leben.

In der zweiten Zeile sind wir mit dem blühenden Dharma verbunden und in heilsamer Wechselwirkung, zum eigenen Besten. Damit verbindet Dogen seine Aussage mit Meister Nagarjuna, der den Dualismus, also den gespaltenen isolierten Geist, mit philosophischer Präzision kritisierte. Er sagt mit Buddha: Das zentrale Gesetz der lebendigen Welt ist das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung. Es ist Grundlage für unseren gesamten Heilungs- und Therapie-Prozess.

Denn wir selbst sind Teil dieser aktiven Wechselwirkung und gestalten und formen damit den wahren Sinn unseres Lebens. So sagt  Buddha vom befreiten Menschen: "Unabhängig lebt er und haftet an nichts in der Welt." Genau dann drehen wir die Blume des Dharma und handeln für andere. Das ist das Bodhisattva-Ideal des Buddhismus: Geben ist besser als nehmen. Das ist durch die moderne Gehirnforschung übrigens wissenschaftlich präzise bestätigt. Wer zuviel will und voller Gier nimmt, wird unglücklich und vereinsamt. Der Egoismus will immer mehr, als er hat, er macht unglücklich und macht uns gerade nicht glücklich.

In der Wechselwirkung erkennen wir die Natur, wie sie ist; das Handeln wie es ist und erkennen das wahre Selbst, wie es ist. So finden wir unsere Mitte und unser Gleichgewicht. Und das ist in der Tat in der heutigen gestressten von geistigen Extremen beschädigten Welt besonders wichtig. Das ist die beste Medizin für die jetzige Corona-Krise: Geben ist besser als nehmen. Dann vereinsamen wir nicht und haben echte Freude im Leben.

 Weiter lesen zum Lotos-Sutra

 

Montag, 9. August 2021

Die mystische Kraft ist deine Buddha-Wirklichkeit


Mein Zen-Lehrer Nishijima Roshi sagt ohne Umschweife zur mystischen Kraft im Buddhismus: "
Mystisch bedeutet nicht übernatürlich sondern wirklich". Meister Dogen war überzeugt, dass mystische Kräfte genau diese Fähigkeiten sind, die wir in unserem normalen Leben benutzen. Das verblüfft sicher, besonders wenn wir fantastische Träume und Illusionen davon haben, wie uns die übernatürlichen Kräfte helfen, unser Leben auf wunderbare Höhen zu heben. Aber das von Gier, Hass und Verblendung gereinigte Handeln ist gerade natürliches Handeln und Sein und gerade nicht übernatürlich. Also: Entdecke deine mystischen wirklichen Kräfte!

Dogen sagt hier also nichts mehr und nichts weniger, dass unser wahres Leben mystisch ist. Wir können diese Mystik mit unserem Geist also nicht vollständig erfassen. Oder wissenschaftlich und nüchtern ausgedrückt: Unser Leben ist von Natur aus unendlich komplex. Und weiter: Mit buddhistischem Handeln, Denken und Fühlen haben wir einen klaren heilsamen Kompass in der Hand, um einen guten Weg in dieser Komplexität zu finden und zu gehen. Schritt für Schritt, mit immer größer werdende Klarheit und wachsender Lebensfreude. Das kann ich bestätigen, seitdem ich regelmäßig praktiziere, zum Beispiel Zen-Meditation.

Wir haben heute endlich in der Öko-Systemforschung und in den Neuro-Wissenschaften erkannt, dass hauptsächlich zwei typische Realitäten in unserem Leben wirksam sind: Erstens Modularität und zweitens lernfähige Plastizität. Wir können dabei nicht vollständig durchschauen, wie die Natur funktioniert, sie ist letztlich mystisch. Die Ausbeutung unserer Umwelt und die Klima-Katastrophen haben vor Allem ihre Ursache darin, dass wir diese Wahrheiten der Vernetzung nicht erkannt oder sie vergessen habe. Wir haben die Mystik des Lebens verdrängt. Um die Mystik des Lebens wieder zu erkennen, bedarf es der Klarheit und Bescheidenheit. Ego-manischer Narzismus und rücksichtslose Ausbeutung sind die falschen Wege. Darum mahnt uns die junge Generation: "Fridays for Future!" Und sie hat recht! Wenn wir das nicht erkennen "bestraft uns das Leben".

Du wirst es mir vielleicht nicht glauben: Buddha hat diese Vernetzung der Natur genial schon erkannt: Das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung. Ist es nicht ein großes Wunder, dass sich Menschen verstehen, ohne viel zu reden? Das ist die ungestörte Wechselwirkung zwischen den Menschen, die Buddha meint. Liebende haben ein solches wunderbares Verstehen, ohne zu reden. Im Zen wird in gleicher Weise das Verhältnis von Lehrer und Schülern verstanden.

Dazu ein Beispiel Dogens: Ein alter Meister sagte zu seinem Schüler, der ohne Worte und schon gar nicht durch Befehl genau so handelte, wie es im Augenblick für beide richtig war:

„ Der Schüler und Ich haben gerade eine mystische Kraft praktiziert, die noch eine Stufe über (dem Volks-Buddhismus) steht.“

Um es mit Buddha anders zu sagen: Das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung hat mystische Kräfte, die durch die Praxis und Lehre des Buddhismus sich voll und ungehindert entfalten können. Mit intellektueller Theorie kann man das nicht erfassen.

Aber wir erleben die wirklichen Kräfte des Zen: Erleuchtung und die alltäglichen mystische Kräfte sind "Wasser schöpfen und Feuerholz tragen". Das sind scheinbar simple Tätigkeiten aber in Wirklichkeit mystische Kräfte und tiefe Wahrheiten des Lebens! Das können wir im Buddhismus gut erlernen und das bringt uns wirklich weiter.

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Dienstag, 3. August 2021

Corona: Klares Handeln gibt uns tiefe Befriedigung und verlängert unser Leben


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Wahres Handeln gerade in der Corona-Krise wie jetzt: Denn Meister Dōgen weiß von zwei alten Meistern zum praktischen Handeln: 

"Erleuchtung ist Feuerholz tragen und Wasser schöpfen". 

Und der zweite, als er alt war: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"

Wahres Handeln bringt uns gerade in der Krise weiter! Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.

Das ist das edle Verhalten der handelnden Buddhas und Buddhisten. Handeln ist genau das Leben, also die Wirklichkeit und Wahrheit der Menschen. Ohne Handeln gibt es keine Wirklichkeit im Augenblick. Und sinnvolles aktives Handeln macht glücklich und schützt vor früher Demenz. Oder umgekehrt: Wer in der zweiten Lebenshälfte nicht körperlich und geistig aktiv ist, wird deutlich früher dement. Von der Gehirnforschung wissen wir: Wer eine zweite Sprache spricht, wird etwa fünf Jahre später dement. Die besten Medikamente bringen nicht einmal ein Jahr.

Ohne Handeln gibt es keine Wirklichkeit und kein menschliches Leben. Sowohl das Denken als auch die Wahrnehmung sind oft ungenau und sogar fehlerbehaftet, sie sind nur ein Teil, Abbild oder Schatten der Wirklichkeit. Denken und Reden können sich sogar von der Wirklichkeit völlig ablösen.

Dōgen arbeitet heraus, wie die Buddhas, Meister und Erleuchteten im täglichen Leben und im Gleichgewicht und in Harmonie handeln. Es geht dabei sowohl um die Meditation des Zazen als auch das Handeln im ganz normalen Alltag. Handelnde Buddhas strahlen nach Dōgen eine natürliche Wahrhaftigkeit aus, sodass wir dieses Handeln als edel bezeichnen können. Diese Handeln ist typisch für das direkte Handeln im Alltag, das man fast als „locker“ und "spielerisch" bezeichnen kann. So solltet wir auch im Beruf arbeiten und Stress, Versagensängste und unnötige Konkurrenzkämpfe vermeiden. Gute und effiziente Leistung wird gerade heute in unserer Gesellschaft wichtig, immer geachtet und lohnt sich: Für Körper und Geist. Locker und spielerisch: Damit ist keine Nachlässigkeit gemeint. Es geht um ein einfaches flexibles und dynamisches Verhalten. Und Dōgen bezeichnet ein solches Handeln der Buddhas und Meister als edel und wahrhaftig. Vor allem geht es dabei um soziales Handeln, also die heilsame Wechselwirkung der handelnden Menschen.

Um im Augenblick tatkräftig, „richtig“ und heilsam zu handeln, muss man über eine angemessene Freiheit verfügen und entspannt sein. Dies beschreibt Herrigel  in seinem berühmten Buch Zen in der Kunst des Bogenschießens. Wir müssen entspannt im Zustand der fokusierten Spannung sein.  Ich selbst mache übrigens Zen-Meditation, spiele die Bambusflöte und praktiziere japanisches Bogenschießen . Nach einem gewissen Übungsweg gelingt dann spielerische Leichtigkeit und spirituelle Tiefe.

Der Bogenmeister sagte eines Tages zu seinem Schüler, dem deutschen Philosophen  Herrigel : „Soeben hat Es geschossen.“ Und weiter: „Sie verweilten diesmal völlig selbstvergessen und absichtslos in höchster Spannung; da fiel der Schuss von Ihnen ab wie eine reife Frucht.“ Und was heißt selbstvergessen? Antwort: Dann stört das Selbst nicht mehr und unsere natürlichen Fähigkeiten entfalten sich ganz ungehindert. Das ist das Momentum. Ich habe übrigens beim Bogenschießen kürzlich eine ganz ähnliche erstaunliche Erfahrung machen können.

Das war für den theoretischen Denker ganz neu. Eine völlig unbekannte Welle des Glücks und der Freude durchströmte ihn. Diese Weisheit hat mich als Schüler nachhaltig für mein ganzes späteres Leben beeinflusst. So habe ich übrigens mit 78 Jahren dieses Bogenschießen angefangen.

Wenn man das Glück hat, einen wahren buddhistischen Meister zu kennen und bei ihm zu praktizieren, ist man überrascht, wie unkompliziert und mit welch großer Freude er handelt und durch seinen Alltag geht. Die einzelnen Tätigkeiten werden mit Achtsamkeit und Freude wahrgenommen; es gibt keine Hetze und keine Verspannung. 

Der Buddhismus ist eine Lehre der Praxis der Wahrheit und des wirklichen Lebens,  Während die abendländische Philosophie dem Denken den höchsten Stellenwert einräumt, erkennt man im Buddhismus seit dem großen Genie Gautama Buddha das Handeln als ganz wichtig für das Leben. Dieses Handeln entscheidet vor allem über unser Glück und Unglück, über Freude und Leid. Das Handeln beinhaltet auch die Zazen-Meditation.

Nishijima Roshi fasst deshalb zusammen: „Gautama Buddha erklärte, dass das Leben im Wesentlichen aus Handlungen im Hier und Jetzt besteht.“

In der Tat handeln wir ununterbrochen, selbst wenn uns dies nur teilweise bewusst ist. Und das gilt besonders für unser Gehirn. Es handelt immer und verarbeitet fortwährend Informationen, solange wir leben, bei Tag und beim Schlafen in der Nacht. Statik ist das Gegenteil von Leben!. 

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