Deine Buddha-Natur ist nämlich klares erfülltes Leben und keine abstrakte Philosophie. Wohl klingende Worte oder
Geheimniskrämerei vernebeln die Wirklichkeit und führen zu nichts. Allerdings
sind treffende gute Worten zwar Hilfs-Werkzeuge aber nicht direktes Erleben. Mit
reiner Theorie steht man da wie der Ochs vorm Berg. Philosophie und Intellekt
können nur etwas beschreiben, aber sie sind nicht das wirkliche Erleben.
Es gibt viele theoretische und philosophische Beschreibungen der Buddha-Natur, die dir aber nicht viel bringen. Im Gegenteil. Sie verwirren meist und kommen nur unnötig gelehrt daher. Lass dich also nicht verblüffen. Was hältst du zum Beispiel von folgendem hochtrabenden Spruch: Die Buddha-Natur existiert im Nichts? Sicher wenig hilfreich. Das ist übrigens buddhistisch echter Blödsinn, obgleich man so etwas hören und lesen kann.
Die Buddha-Natur kannst Du
als Wirklichkeit und Wahrheit direkt und ohne Zweifel selbst erleben. Sie ist Klarheit, Freude und Fülle im Augenblick, also
genau hier und jetzt. Im frühen Buddhismus ist die Geistes-Klarheit besonders wichtig. Wer es aber nicht gelernt hat, im Augenblick direkt zu
leben, der kann die Buddha-Natur leider nicht erfahren.
Die Fülle und Tiefe des
Augenblicks kannst Du verwirklichen, wenn Du deine Hemmnisse und Blockaden
wegräumst. Buddha nennt fünf davon: übertriebene Hektik, Trägheit,
gieriges Wollen, Übelwollen und nervende Zweifelsucht. Letztlich sind dies die
von Buddha genannten Ursachen des Leidens Gier, Hass und Verblendung. Man kann
sie durch Übung verschwinden lassen und so überwinden.
Dogen zitiert den großen
Meister Nagarjuna:
Wenn du deinen Ich-Stolz nicht
überwindest, kannst du die Buddha-Natur nicht erfahren und sie nicht verwirklichen.
Es geht um das gemeinsame Entstehen in liebevoller
Wechselwirkung, das ist die
Kernlehre des Buddhismus. Dann erfährst du die Buddha-Natur wirklich. Die Ich-Sucht und der Ich-Stolz isolieren die Menschen und machen sie einsam und krank. Die Buddha-Natur ist kein
Ding und keine unveränderliche Substanz. Sie ist gerade ohne eine solche
Pseudo-Substanz, um es buddhistisch zu sagen. Man kann sie nicht wie ein Ding oder ein Goldstück greifen und dann hat man sie für
immer. Davon träumen vielleicht manche, aber das geht nicht und ist eine böse
Sackgasse. Um die Buddha-Natur zu verwirklichen, muss man Extreme vermeiden und
die Lebenskraft aus der Mitte holen.
Das ist der Mittlere Weg der Meditation und des Handelns. Dann verwirklichst du
die Buddha-Natur.