Sonntag, 26. Juni 2011

Gleiche Praxis für Laien, Frauen und Männer?

Kritische Frage eines Mönchs an Dōgen:
Sollte diese Praxis (des Zazen) auch von Laien durchgeführt werden, seien es Männer oder Frauen, oder soll sie nur von Menschen vollzogen werden, die ihr Zuhause (als Mönch) verlassen haben?“



Dōgens Antwort lautet:
„Ein alter Meister wurde gehört, der sagte, dass wir beim Verstehen des Buddha-Dharma nicht zwischen Männern und Frauen und nicht zwischen hohem oder niedrigem Stand unterscheiden sollen.“

Dōgen sagt hier unmissverständlich, dass die Zazen-Praxis gleichermaßen von Laien wie von Mönchen und Nonnen, die ihr bisheriges Zuhause verlassen haben und im Kloster wohnen, durchgeführt werden soll.


Er lehnt es darüber hinaus kategorisch ab, dass überhaupt zwischen Männern und Frauen oder dem gesellschaftlichen Rang unterschieden wird, und distanziert sich damit vor allem von der angeblichen Überlegenheit der Männer, die auch im Buddhismus leider zu beobachten ist und besonders in der Gegenwart nicht zuletzt von Frauen scharf kritisiert wird.


Ich möchte daran erinnern, wie schwierig dieser Frage selbst für den modernen tibetische Buddhismus ist, obgleich der Dalai Lama sich ganz klar für die vollständige Gleichberechtigung ausgesprochen hat. Für mich sind die Relikte männlicher, mönchischer Überheblichkeit im Buddhismus völlig absurd!


Es ist für Dogen ebenfalls völlig unsinnig, von der weltlichen oder religiösen Rangordnung auszugehen und dabei Unterschiede zwischen den Menschen zu konstruieren. In der Zazen-Praxis gibt es keine Differenzierungen oder Diskriminierungen.


Nishijima Roshi fügt hinzu, dass es für alle ohne jeden Unterschied wichtig sei, an jedem einzelnen Tag Zazen zu praktizieren, ganz gleich ob wir schon die Dharma-Übertragung erhalten haben, alte oder neue Schüler sind.

Sonntag, 19. Juni 2011

Ist die Einhaltung der Gelöbnisse Voraussetzung für Zazen?

Dazu die kritische Frage an Dōgen:

„Muss ein Mensch, der sich dem Zazen ganz verpflichtet hat, immer die Gelöbnisse makellos einhalten?“

Dōgen antwortet:
„Das Einhalten der Gelöbnisse und ein reines (ethisches) Verhalten sind der richtige Maßstab in den Zen-Linien und das natürliche Handeln der buddhistischen Vorfahren.“

Er mahnt mit diesen Worten, dass es beim Buddhismus nicht auf die Ideen der Ethik und Gelöbnisse ankommt, sondern auf das ethisch einwandfreie Handeln und Tun im Alltag. Darum geht es auch in dem aussagekräftigen Kapitel des Shōbōgenzō über das Leben nach der Erlangung der Erleuchtung.

Nishijima Roshi verwendet hierfür den Begriff der Selbststeuerung, also der Fähigkeit, wirklich entsprechend den moralischen Gelöbnissen täglich zu handeln:

„Der Grund, warum wir Buddhisten an jedem Tag Zazen praktizieren, liegt darin, dass wir an jedem Tag das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht halten und wir selbst damit (gerade!) im Zustand der Selbststeuerung bleiben.“

Durch die Zazen-Praxis können wir verhindern, dass wir die Transparenz für uns selbst und unser Handeln verlieren und in Dogmen und Ideologien abgleiten, die dazu führen, dass Lehre und Handeln weit auseinanderklaffen. Nishijima Roshi erläutert dazu außerdem:

„In den spirituellen Religionen gibt es normalerweise die allgemeine Tendenz, dass das Wichtigste für die Menschen ist, an Gott zu glauben, und es nicht so wichtig für den Menschen ist, der Moral zu folgen.“

Aber mit dem Glauben an Gott ist nicht automatisch ethisch richtiges Handeln verbunden.
Nishijima Roshi versucht er eine Erklärung dafür zu geben, warum bei den Glaubensreligionen, zum Beispiel im Christentum und im Islam, nicht selten so grausame und inhumane Kriege und unmenschliche Verhaltensweisen zutage treten.

Solche Unmenschlichkeiten widersprechen in eklatanter Weise den Heiligen Büchern dieser Religionen, denn sowohl im Christentum als auch im Islam wird gelehrt, dass man andere Menschen achten und nicht gegen moralische Grundsätze verstoßen soll. Im Buddhismus glaubt man dagegen, dass Gott das Universum selbst ist und dass damit das Universum Gott ist – so die Formulierung von Nishijima Roshi. Gott und Menschen sind also nicht getrennt und unterliegen keinem Dualismus, sondern bilden eine Einheit, da der Mensch Teil des Universums ist. Im Buddhismus ist das ethische Gesetz gleichzeitig auch das Gesetz des Universums und damit die „Ordnung Gottes“.

Die ethische Weiterentwicklung und damit die Einhaltung der Gelöbnisse gehen also mit der Zazen-Praxis Hand in Hand. Sie sind nicht getrennt und das eine ist nicht die Voraussetzung für das andere.

Montag, 13. Juni 2011

Nirvāna ist das befreite Hier und Jetzt




Körper und Geist bilden im Buddhismus immer eine Einheit und auch bei der Formulierung „Essenz und Form“ handelt es sich um eine solche verschmolzene Einheit, die keinen Dualismus und keine Trennung beinhaltet. Eine selbstständige, abgelöste ewige Essenz, z. B. als unveränderlicher Seelenkern, atman, kann daher nicht Teil der buddhistischen Lehre sein. Im Buddhismus wird die Einheit von Körper-und-Geist vielfach beschrieben.

Dōgen geht auf diejenigen buddhistischen Linien ein, die entweder die ewige Existenz der Dinge und Phänomene und der Form lehren oder die der Meinung sind, alles sei vergänglich. Beide Linien sind jedoch davon überzeugt, dass Essenz und Form immer zusammen vorhanden sind. Insofern bestreiten auch sie das Grundprinzip der Unteilbarkeit von Essenz und Form nicht.


In Dōgens Zen-Buddhismus wird das Nirvāna nicht in eine andere Welt und andere Zeit verlagert; es handelt sich dabei also nicht um ein Paradies, das nach dem Tod eines voll erleuchteten Menschen zu erwarten ist. Nirvāna ist laut Dōgen das Hier und Jetzt, das alltägliche Leben und nicht zuletzt die Praxis des Zazen. Es ist also identisch mit Leben-und-Sterben. Wegen der Augenblicklichkeit der Wirklichkeit gilt dies auch für den Geist, sodass es schon aus diesem Grunde unmöglich sei, dass der Geist ewig wäre.


„Der Grundsatz, dass Körper und Geist eine einzige Wirklichkeit sind, wird dauernd durch den Buddha-Dharma betont. Wie könnte es daher im Gegenteil sein, dass der Geist selbstständig den Körper verlässt und nicht erscheint und verschwindet, während dieser Körper erscheint und verschwindet?“


Dōgen fügt noch hinzu, dass es einen gravierenden Widerspruch darstellen würde, wenn es eine Zeit gäbe, in der Körper-und-Geist eine einzige Wirklichkeit sind, und außerdem auch eine andere Zeit gäbe, in der sie keine ganzheitliche Wirklichkeit sind.
Er wiederholt hier eindringlich, dass der Grundsatz der Einheit von Körper-und-Geist im Buddhismus unumstößlich ist, weil beides eine einzige Wirklichkeit ist.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Videos zum ZEN

Liebe Freundinnen und Freunde des Buddhismus,

Bevor ich ein paar Tage aus Berlin wegfahre, möchte auf einige Zusammenschnitte von Videos der ZEN-Gesprächskreise in Berlin und Frankfurt hinweisen. Sie sind in Youtube zugreifbar.
In Frankfurt haben wir uns mit dem Karma aus Dogens Sicht beschäftigt.
In Berlin ging es um die strahlende Klarheit im Buddhismus und Sonderthemen, wie z. B. das Bogenschießen als reines Handeln.
Bitte einfach anklicken:

Die strahlende Klarheit


Mit ZEN im Berufs-Wettbewerb bestehen


Bogenschießen

Freiheit unseres Selbst


Karma, Ursache und Wirkung im ZEN

Mit herzlichen Grüßen
Yudo