Sonntag, 27. Dezember 2020

Deine Befreiung und Verwirklichung in der Corona-Krise

In der jetzigen Krise sind Erwachen und Erleuchtung besonders wichtig und schaffen ganz neue Hoffnungen und Perspektiven. Meister Dôgen spricht von dem großen Erwachen und der großen Verwirklichung. Das ist die berechtigte Hoffnung des Buddhismus: Das wahre Selbst verwirklichen. Was den sonst?

Nun haben wir einen wirkungsvollen Impfstoff. Das gibt Hoffnung. Und die Winter Sonnenwende liegt auch hinter uns. Die Sonne steigt wieder, zuerst langsam und dann schneller. Wenn die Sommer Sonnenwende da ist, haben wir die Corona-Krise weitgehend überwunden. Das macht Mut, auf gehts!

Das erwachte Handeln, Fühlen und Denken kommt aus unserer starken klaren Mitte und vermeidet Extreme. Dann sind Gier, Hass und Verblendung zu Ruhe gekommen und haben sich weitgehend aufgelöst. Sie haben ihre zerstörerische Kraft verloren. Und wie ist der Weg dorthin? Durch tägliche Meditation und Abbau des trennenden dualen Denkens und Fühlens. Am besten in Wechselwirkung mit positiven klaren Menschen. Das ist die Schulung auf dem Weg zu einem besseren und sinnvollen Leben. Dabei sollte alle Dogmatisierungen der "plötzlichen, allmählichen und ursprüngliche" Erleuchtung wegfallen. Das führt nur zu unnötigem Dualismus und damit zu Streit.

Und wie funktioniert Schulung und gutes Lernen? Durch Motivation, Freude und Wiederholung in kleinen Schritten. Auf dem richtigen Weg sind die kleinen Schritte viel wirkungsvoller als überzogene Super-Ziele. ´Nun mal ganz sutsche´ sagen wir an der Küste. Das freudige Lernen könnt ihr übrigens am besten bei Kindern beobachten, die ja andauernd erstaunlich viel lernen. Was sagt Buddha selbst zum Erwachen und Lernen auf dem Weg der Befreiung? Antwort: Wichtige Faktoren der Erleuchtung sind Freude, Energie Gleichgewicht und Genauigkeit. Umgekehrt sind zentrale Hemmnisse die ungesteuerte Sinnlichkeit, Hektik, Trägheit, Übelwollen und Kritiksucht. Genauer kann man es wirklich nicht sagen.



Und bitte so weit wie möglich den gewöhnlichen Kampf-Modus vermeiden. Er ist genau das Gegenteil von Heldentum, wie viele unbewusst wohl glauben und meinen. Falsches Heldentum hat schon viel Elend angerichtet: im Krieg, Berufskampf, Partnerkampf und auch durch die Corona-Leugner. Der Kampf-Modus schaltet die Vernunft und Empathie im Frontalhirn ab, wie wir von den Gehirnforschern heute wissen. Willst Du das wirklich? Doch wohl nicht.

Die Erleuchtung (japanisch Satori) oder das Erwachen hat im Buddhismus eine zentrale Bedeutung. Und es gibt sie wirklich, die neue Klarheit, Freude und Erleuchtung. Jeder Mensch kann sie erfahren und erleben! Jeder hat die Möglichkeit und das Potential zum Erwachen im Sinne Buddhas und der vielen Menschen, die das Erwachen tatsächlich erfahren haben. Das ist Buddhas klare Aussage und keine fake news. Über Erleuchtung und Erwachen sollte eben nicht nur geschrieben, kopiert und geredet werden. Es geht darum, selbst Erfahrungen zu machen. Mein Lehrer Meister Nishijima war der glücklichste und klarste Mensch, den ich in meinem langen Leben kennen gelernt habe. Das ist für mich der verlässliche Beweis für das Erwachen. Ich war übrigens mehrere Wochen Gast in seinem kleinen Appartement in Tokyo, daher kannte ihn recht gut und habe so viel von ihm gelernt.

Durch die Erleuchtung haben wir mehr Lebensenergie, mehr Freude, mehr Klarheit und ruhen in unserer Mitte. Mit anderen Menschen kommen wir besser aus und lassen uns nicht von Pessimismus, fake news und Verschwörungstheorien anstecken. Das ist in der jetzigen Korona-Krise besonders wichtig. Das Erwachen ist selten der große einmalige Sprung. Und es ist kein Sprung zum Allwissen, denn das gibt es für die Menschen nicht. Es ist besser, sich auf eine schrittweise Entwicklung einzustellen und sein Leben kontinuierlich zu verbessern. Das geht Hand in Hand mit unserer Übungspraxis und mit menschlich positiven Kontakten.

Dôgen sagt, dass wir vor allem durch die Zazen-Praxis zur Wirklichkeit und Wahrheit erwachen und damit ein erfülltes und kreatives Leben führen. Wer an der Zen-Praxis dran bleibt, wird sein Leben ganz sicher verbessern, je nach Stetigkeit seiner Praxis mehr oder weniger. Das kann ich aus eigener Erfahrung voll bestätigen.

Weiterlesen: Das große Erwachen im ZEN

                          Zazen heilt wie Akupunktur

                          Authentische Beschreibung der ZEN-Meditation

Dienstag, 15. Dezember 2020

Mit ZEN deine Probleme im Beruf meistern


Manchmal werde ich nach meinem Beruf gefragt. Jetzt ist mein Beruf seit fast zwei Jahrzehnten Zen und Buddhismus, Theorie und Praxis.. Ich war früher Informatiker. Zunächst war ich in der IT-Industrie tätig und habe dort IT-Systeme entwickelt, also Computersysteme und Datenbanken. Es war die Pionierzeit, man konnte die Systeme nicht einfach herunterladen, sondern musste sie selbst planen, entwickeln und einführen. Aber dadurch lernte man sehr viel mehr über die Leistungen und Grenzen der Systeme. Denn es war wirklich für uns  die Pionierzeit der Informations-Technik, Mit seinen Möglichkeit und Grenzen.

Unter anderem war ich im Bundesministerium für Forschung und Technologie tätig und habe dort deren Systeme entwickelt. Mich bewegte die Frage, wie man die hohe lebende Intelligenz der Mitarbeiter des Ministeriums mit der neuen Computer-Intelligenz zusammenbringen konnte. Es ging also um Lernprozesse in der Zeit mit der neuen Computer-Technik. Da ich noch ziemlich neu in der IT-Praxis war, hatte ich den Nachteil, dass ich noch wenig programmiert hatte und die wenigen vorhandenen Programmsysteme noch nicht gut kannte. So bin ich ziemlich unvorbereitet mit der künstlichen Intelligenz in Berührung gekommen. Ich habe versucht herauszufinden, was der Unterschied zwischen Computer-Intelligenz und menschlicher Klugheit ist. Dazu waren vor allem Schnittstellen und deren Funktionalitäten wichtig: Auf der einen Seite verschiedene Benutzergruppen und auf der anderen Seite die damaligen noch recht eingeschränkten Funktionalitäten der Maschinen. Dabei bin ich immer mehr in diese Fragen und Möglichkeiten des Buddhismus hineingekommen. Wie das?

Ein wichtiges Problem muss ich dazu erklären: Ich hatte im Ministerium auf hoher Ebene eine Aufgabe bekommen, die eigentlich zu schwer für mich war. Daher litt ich als junger Informatiker unter bösen Versagensängste. Und konnte nicht schlafen und so weiter, diese üblichen bösen Geschichten: Man ist nervös und kann sich nicht konzentrieren. Wie es im Leistungssport heißt: Man kann nicht einmal seine normalen Leistungen abrufen. Tagsüber versucht man so einigermaßen über die Runden zu kommen. Nachts kann man nicht schlafen. Und man muss die eigenen Leistungen für die anstehenden Aufgaben noch steigern. Aber wie!?

Dann habe ich ein neues amerikanisches Buch zum Zen entdeckt, wo beschrieben wird, wie man meditiert, Zazen heißt das. Und das habe ich auch wirklich durchgezogen, morgens und abends. Es muss gar nicht so lange sein, mit einer bestimmte Sitzhaltung, geradem Rücke, usw., eigentlich relativ einfach.

Dadurch wird der Kopf klar und man gewinnt wieder Vertrauen zu sich selbst. Und das Wesentliche war damals, dass ich gute Leute für das Team gefunden habe. Ich war also offen auch für andere. Dabei habe ich einen fast genialer Programmierer entdeckt und für die Zusammenarbeit gewinnen können. Der konnte viel besser programmieren als ich.

Und dann haben wir eben ein kleines Team gebildet und richtig gute Systeme entwickelt. Wir sind ganz neue Wege bei der Benutzer-Freundlichkeit gegangen. Diese Systeme waren dann mehrere Jahre die wichtigsten für alle Bundesministerien und wurden viel benutzt. Dadurch konnte ich meinen Start als IT-Mann positiv durchziehen und habe richtig gute Erfahrungen gesammelt. So hat mir die Zen-Praxis aus einer gefährlichen Situation heraus geholfen. Ich wollte damals ja nicht als Verlierer vom Platz gehen. Wer will das schon?!

Und wenn es mir später schlecht ging, habe ich die Meditations-Praxis verstärkt. Also keine Wohlfühl-Meditation, wenn es einem sowieso gut geht. So bin ich beim Zen und Buddhismus geblieben. Alles andere wäre wirklich Unsinn gewesen.

Weiter lesen:Die Sein-Zeit bei Dogen

Donnerstag, 3. Dezember 2020

Das Lotos-Sutra: Die tiefe Weisheit des Zen-Meisters Dogen

Das Lotos-Sūtra ist zweifellos eines der wichtigsten und am meisten gelesenen buddhistischen Schriften Asiens. Es hat gute Hinweise für Dich, wie man mit Freude lebt und Gefahren vermeidet. Es ist überaus poetisch und entfaltet nicht zuletzt durch die Gleichnisse die volle Kraft und Lebensbejahung für jeden von uns, zum Beispiel vom brennenden Haus und verlorenen Sohn. Wörtlich könnte man es als „Sūtra der Lotosblume des wunderbaren Dharma“ bezeichnen. Es wird oft als eine Art Märchenbuch des Buddhismus verstanden. Aber das nicht einmal die halbe Wahrheit.

Was ist nun der Kern dieses großen Werkes?

Dōgens zentrale Aussage lautet:

Die Dharma-Blume bewegt und dreht die Wahrheit der Welt

Diese Zitat erschließt sich nicht durch dualistisches Denken und einseitigen Intellekt.[1] Was ist gemeint? Antwort: Du kannst in deinem Rahmen mitwirken und bist nicht vereinsamt! Denn Einsamkeit ist heute vermutlich die wichtigste Ursache für Depression und Passivität.  Das Lotos-Sutra sagt uns, wie wir besser mit unseren Problemen fertig werden. Denn die Dharma-Blume deines Lebens dreht sich nach  Dōgen bei der natürlichen Praxis des Bodhisattva-Weges und weicht nicht einmal geringfügig davon ab. Gleichzeitig verwirklichen sich die guten Dinge und Phänomene dieser Welt unmittelbar für dich, in und mit der wunderbaren Dharma-Blume. Dann verliert verliert sich deine Dharma-Blume nicht in fantastischen Illusionen und wirklichkeitsfernen Träumen. Denn so etwas endet immer in Enttäuschungen, Negativität und Leiden für dich. Im Gegensatz dazu enthüllt, offenbart und verwirklicht sich die Dharma-Blume, und damit ist der Zugang zu ihr für die Menschen in der ganzen Welt und im großen Universum eröffnet. Dann sind schädliche Ideologien und Dogmen wirkungslos, wie Nagarjuna im Mittleren Weg präzise herausarbeitet. Dann können wir das Leiden verlassen!

Mit der Blume des Dharma sind die Orte wirklich, an denen Buddha lehrte Es gibt den Raum, den großen Ozean und die große Erde, und diese sind für die Menschen das eigene vertraute Land. Wenn sich die Dharma-Blume dreht, ist sie dieses Handeln, das nicht starr, unveränderlich und unbeweglich ist. Im Gegenteil, es es ist die lebendige Wirklichkeit und der Schatz des wahren Dharma-Auges. Dieses Auge sieht weiter und tiefer. Das ist die authentische Lehre Buddhas.

Dōgen zitiert die Geschichte von Hotatsu, der in jungen Jahren Mönch wurde und sich vollständig dem Lotos-Sūtra widmete. Er prahlte sogar damit, dass er das Lotos-Sūtra  bereits auswendig  mehr als dreitausend Mal rezitiert hatte. Der große Meister Daikan Enō (Hui Neng), der selbst nicht lesen und schreiben konnte, sagte ihm jedoch:

„Auch wenn du das Sūtra zehntausendmal (rezitiert hast), wirst du nicht in der Lage sein, (deine eigenen) Fehler zu erkennen, wenn du es nicht wirklich verstanden hast.“

Daraufhin wurde der Mönch Hotatsu sehr nachdenklich und war tief verunsichert. Meister Daikan Enō fuhr fort:

„Wenn der Geist in Täuschung ist, dreht sich die Blume des Dharma (ohne uns).

Wenn der Geist in der Verwirklichung ist, drehen wir die Blume des Dharma.

Wenn wir nicht Klarheit über uns selbst haben, wird (das Sūtra) wegen seiner großen Kraft zu

(unserem) Feind, ganz gleich, wie häufig wir es rezitieren.

Ohne (egoistische) Absicht ist der Geist wahrhaftig.

Mit (egoistischer) Absicht wird der Geist falsch.

Wenn wir dieses dualistische „Mit oder Ohne“ (Egoismus) überschreiten,

fahren wir von jetzt an im weißen Ochsengespann.“

Meister Daikan Enō erläuterte dem Mönch vertieft das Wesentliche des Lotos-Sūtra. Er sagte, dass die meisten Probleme durch die eigenen Vorstellungen, Dogmen und Fantasien entstehen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Diese vom unheilsamen Geist fabrizierten Schein-Wahrheiten isolieren uns von dem lebenden Fluss des wahren Lebens, wie auch Meister Vasubandhu sagte.

Gerade wenn man den Verstand und Intellekt bis zum Äußersten anstrengt und damit weiter ins Extrem fortfährt, wird man sich vom wahren Inhalt des Sūtras immer weiter entfernen. Extreme sind immer falsch und rauben wichtige Energien. Diese Energien kommen aus der Mitte!

Beispiel: Gautama Buddha gestattete seinen Zuhörern bei einer seiner berühmten Lehrreden, ihren Platz zu verlassen und fortzugehen, wenn sie mit dem Gesagten nicht einverstanden waren. Dadurch drehte sich die Dharma-Blume allerdings ohne sie. Sie verpassten einen fundamentalen positiven Schub in ihrem eigenen Leben! Das passiert leider vielen von uns. Daher sollten wir wachsam sein, was wirklich Qualität hat. 

Nach Dōgen gibt es nur dieses eine authentische buddhistische Fahrzeug in der Gegenwart. Durch dieses Fahrzeug gelangt man zur lebendigen Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist gerade keine isolierte Vorstellung und kein Begriff, sondern der Schatz der Dharma-Blume, der uns gehören kann und uns gehört. Das Sūtra der Blume des Dharma sei immer anwesend, von Zeitalter zu Zeitalter, vom Morgen bis zum Abend. Wir legen das Sutra in Wirklichkeit niemals aus der Hand. Es gibt überhaupt keine Zeit, in der wir es nicht lesen, denn es ist das Universum selbst. Aber viele Menschen vergessen das. Dann dreht sich die Blume des Dharma isoliert von sie, und wir verarmen und verkümmern in unheilsamen Doktrinen und Dogmen. Wir verlieren den Sinn ihres Lebens und sind innerlich hohl. Wir müssen uns von falschen Doktrinen entleeren! Das ist die zentrale Aussage von Meister Nagarjuna.

In der obigen Geschichte erfuhr der Mönch Hotatsu plötzlich das große Erwachen und sprang vor Freude in die Höhe. Von nun an verpasste er nicht mehr die buddhistische Wahrheit sondern drehte sie in Wechselwirkung auch selbst.

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Video: Das Leiden verlassen, Herz-Sutra

[1] Siehe mein Buch: Lotos-Sutra und ZEN-Perle