Manchmal werde ich nach meinem Beruf gefragt. Jetzt ist mein Beruf seit fast zwei Jahrzehnten Zen und Buddhismus, Theorie und Praxis.. Ich war früher Informatiker. Zunächst war ich in der IT-Industrie tätig und habe dort IT-Systeme entwickelt, also Computersysteme und Datenbanken. Es war die Pionierzeit, man konnte die Systeme nicht einfach herunterladen, sondern musste sie selbst planen, entwickeln und einführen. Aber dadurch lernte man sehr viel mehr über die Leistungen und Grenzen der Systeme. Denn es war wirklich für uns die Pionierzeit der Informations-Technik, Mit seinen Möglichkeit und Grenzen.
Unter
anderem war ich im Bundesministerium für Forschung und Technologie tätig und
habe dort deren Systeme entwickelt. Mich bewegte die Frage, wie man die hohe
lebende Intelligenz der Mitarbeiter des Ministeriums mit der neuen Computer-Intelligenz
zusammenbringen konnte. Es ging also um Lernprozesse in der Zeit mit der neuen Computer-Technik. Da ich noch ziemlich neu in der IT-Praxis war,
hatte ich den Nachteil, dass ich noch wenig programmiert hatte und die wenigen
vorhandenen Programmsysteme noch nicht gut kannte. So bin ich ziemlich
unvorbereitet mit der künstlichen Intelligenz in Berührung gekommen. Ich habe
versucht herauszufinden, was der Unterschied zwischen Computer-Intelligenz
und menschlicher Klugheit ist. Dazu waren vor allem Schnittstellen und deren
Funktionalitäten wichtig: Auf der einen Seite verschiedene Benutzergruppen und
auf der anderen Seite die damaligen noch recht eingeschränkten Funktionalitäten
der Maschinen. Dabei bin ich immer mehr in diese Fragen und Möglichkeiten des Buddhismus
hineingekommen. Wie das?
Ein
wichtiges Problem muss ich dazu erklären: Ich hatte im Ministerium auf hoher
Ebene eine Aufgabe bekommen, die eigentlich zu schwer für mich war. Daher litt ich als junger Informatiker unter bösen Versagensängste. Und konnte
nicht schlafen und so weiter, diese üblichen bösen Geschichten: Man ist nervös
und kann sich nicht konzentrieren. Wie es im Leistungssport heißt: Man kann nicht
einmal seine normalen Leistungen abrufen. Tagsüber versucht man so einigermaßen
über die Runden zu kommen. Nachts kann man nicht schlafen. Und man muss die eigenen Leistungen für die anstehenden Aufgaben noch steigern. Aber wie!?
Dann
habe ich ein neues amerikanisches Buch zum Zen entdeckt, wo beschrieben wird,
wie man meditiert, Zazen heißt das. Und das habe ich auch wirklich
durchgezogen, morgens und abends. Es muss gar nicht so lange sein, mit einer
bestimmte Sitzhaltung, geradem Rücke, usw., eigentlich relativ einfach.
Und
dann haben wir eben ein kleines Team gebildet und richtig gute Systeme
entwickelt. Wir sind ganz neue Wege bei der Benutzer-Freundlichkeit
gegangen. Diese Systeme waren dann mehrere Jahre die wichtigsten für alle Bundesministerien
und wurden viel benutzt. Dadurch konnte ich meinen Start als IT-Mann positiv durchziehen und habe richtig gute Erfahrungen gesammelt. So hat mir die
Zen-Praxis aus einer gefährlichen Situation heraus geholfen. Ich wollte damals
ja nicht als Verlierer vom Platz gehen. Wer will das schon?!
Und
wenn es mir später schlecht ging, habe ich die Meditations-Praxis verstärkt. Also
keine Wohlfühl-Meditation, wenn es einem sowieso gut geht. So bin ich beim Zen
und Buddhismus geblieben. Alles andere wäre wirklich Unsinn gewesen.
Weiter lesen:Die Sein-Zeit bei Dogen