Sonntag, 27. März 2022

Berge und Wasser sind Oasen der Ruhe in Krisenzeiten


Im Buddhismus sind Berge und Wasser die großartige heilsame Buddha-Welt, genau in dieser Natur hat sich Buddha selbst verwirklicht. Berge und Wasser vermitteln nach Meister Dōgen die Reinheit, Kraft und Schönheit dieser Buddha-Welt. Heute und damals suchen die Menschen besonders in Krisenzeiten wie jetzt, Corona und Ukraine-Krieg, die wunderbaren Augenblicke der Naturerlebnisse in den Bergen und auf den Gewässern. Solche Augenblicke geben Ruhe und Kraft und ihre heilsamen Spuren wirken lange nach, auch im Unbewussten. Der Sinn deines Lebens wird in und durch die Natur klarer und stützt dich in schwierigen Zeiten. Vor allem reduziert er die allgemeine Angst und die konkrete Furcht.

Meister Dōgen warnt aber, die wirklichen Berge und das wirkliche Wasser nicht mit den Begriffen und Vorstellungen zu verwechseln, die wir Menschen uns von ihnen machen. Diese verdecken, verzerren und vermindern häufig sogar das wirkliche Erleben. Dann erfahren wir die Berge und das Wasser nicht als Wirklichkeit und Kraftquelle, so wie sie sind, sondern wir sind getrennt von ihnen. Wir leben dann in der Welt unserer eigenen Ideen und Vorstellungen und immer wieder in der Welt der Bewertungen, Vorurteile, Ängste und unheilsamen aufgewühlten Emotionen.

Ein guter Freund von mir war durch eine schwere Trennung mutlos und depressiv geworden. Dann fuhr er nach La Gomera und erholte sich dort in der Natur und bei den dortigen Menschen. So kann man das wahre Selbst sanieren, einen neuen hoffnungsvollen Weg finden und ihn auch gehen. Genau das erfuhr dort mein Freund. Es müssen nicht immer die Kanaren sein. Gerade jetzt erleben wir hier den Zauber und die neue Kraft des Frühlings. Dadurch gibt uns das wahre Naturerlebnis in lebendiger Wechselwirkung die Kraft, die wir jetzt benötigen. Wie wir aus der Gehirnforschung wissen, reduziert wahres Natur-Erlebnis vor allem unsere Angst. Wir gewinnen dann innere Ruhe und Tatkraft für das, was getan werden muss. Denn Angst macht dumm und Freude macht klug und kreativ.

Dōgen zitiert hierzu einen großen Meister:

„Berge sind Berge, Wasser ist Wasser. Diese Worte bedeuten nicht, dass Berge gedachte Berge sind, sondern dass Berge wirkliche Berge sind. deshalb sollten wir die wirklichen Berge in der Praxis erleben. Wenn wir die Berge in der Praxis meistern, ist das dies gutes Handeln in den wirklichen Bergen. Solche Berge und solches Wasser bringen auf natürliche Art Weise und Heilige hervor.“

Er findet in diesem Kapitel kraftvolle Sätze, in denen er die Heilsamkeit der Berge beschreibt. Wie er sagt, sind sie die wahre Freiheit. Und Ethik wird durch die Berge verwirklicht, dann wird das Leben viel klarer und leichter. Er sagt:

„Da (die Berge und Wasser) schon lange existieren, sind sie kraftvolles Handeln in der Gegenwart.“

Mein eigener Lehrer Nishijima Roshi erklärte zu diesem Satz, dass die Berge und Wasser sich genau in der Natur seit der langer Vergangenheit offenbaren, aber ihr kraftvolles Handeln genau im gegenwärtigen Augenblick des Hier und Jetzt verwirklichen. Er sagt also, dass es ohne wahres Erleben im Augenblick keine kraftvolle Wirklichkeit geben kann.

Die Natur hilft dir. Sie lügt nicht, will dir nichts verkaufen, betrügt dich nicht, macht sich nicht wichtig, verbreitet keine Fake-News und übt keine Informations-Diktatur auf dich aus.

Links:Buddhismus für Einsteiger

Vertiefung Berge und Wasser

Samstag, 19. März 2022

Praktische Weisheit im Alltag: Gleichgewicht und tiefe Ruhe

Buddha und Meister Dogen haben klar erkannt, dass Extreme niemals wahr sein können, denn sie sind Übertreibungen und meist von Ideologien und Dogmen getrieben. Häufig ist den Menschen das gar nicht bewusst und sie merken den großen Irrtum erst, wenn sie sich selbst in Unglück, Leiden und Katastrophen manövriert haben. Es geht aber um Gleichgewicht, Ruhe und kluge Intuition, gerade in den heutigen schwierigen Zeiten.

Leider beobachte ich solche unguten Entwicklungen auch in Partnerschaften, die von beiden in unheilsamen Kämpfen und Verletzungen geführt werden. Dann wird der verletzende Kampfmodus fast zum Alltag. Und was ist typisch für diesen Kampf-Modus? Dass isolierte und aggressive Egos immer mehr wachsen, sich steigern und das heilsame Gemeinsame immer kleiner und schwächer wird. Dann wächst auch das Misstrauen zwischen den Menschen. Aber die Gehirnforschung sagt uns ganz eindeutig: Der Mensch ist das sozialster Lebewesen auf dieser Erde und Geben ist besser als Nehmen. Bei allem Unglück des furchtbaren Krieges in der Ukraine sind wir überwältigt von der großen gemeinsamen Hilfsbereitschaft und geschlossenen Gemeinsamkeit in unseren Ländern. Dadurch verwirklicht sich nach Dogen die große Weisheit des Menschen, weit über den Intellekt hinaus..

Die Ego-Kämpfe fallen zu lassen ist die zentrale Aussage dieses Kapitels und ist das Herzstück des berühmten Herz-Sutras. Isolierte geistige und psychische Bereiche gibt es in der wahren Wirklichkeit des Menschen genau so wenig wie isolierte Teile des Körpers. Dogen stellt dieses Sutra an den Anfang des zweiten Kapitels seines großen Werkes Shobogenzo, das für mich zu den größten spirituellen und geistigen Kulturleistungen der Menschheit gehört. Es hat mein Leben tiefgreifend verändert.

Der Sanskrit-Begriff Pāramitā bedeutet das „Erreichen des anderen Ufers“, also das Erwachen und Überschreiten des üblichen Denkens, Fühlens und der ungenauen oder sogar verblendeten Wahrnehmung. Damit kommen wir aus dem fatalen Kreislauf selbst verursachter Leiden und Plagen heraus. Dann entwickeln wir den "Willen zum Glück", auch in schwierigen Zeiten. Und der Wille zum Glück ist ein sehr guter Kompass für den Weg unseres Lebens. Denn Glück kommt von innen und sehr selten von außen. Glück ist vor allem gemeinsames Glück, wie es bei Nagarjuna heißt: "Gemeinsames Entstehen in Wechselwirkung", also ohne unheilsame  Extreme. Aber auch naive Gläubigkeit kann unser Glück zerstören. Das Gegenteil ist kluge Intuition und auch Vorsicht.

Mein großer Lehrer Nishijima Roshi sagte zu diesem Kapitel:

Prajna-Weisheit wird intuitiv und unmittelbar erfahren, wenn Körper und Geist im Zustand des Gleichgewichts sind, und Zazen ist die Übungspraxis, durch die Körper und Geist in diesen Zustand gelangen.“


Links: Neu: Buddhismus für Einsteiger

Vertiefung zum weiter lesen

 

 

Donnerstag, 3. März 2022

Meister Dogen sagt uns: Unrechtes nicht tun !

 


Dogen sagt: Unrecht als solches gibt es nicht, es wird künstlich durch falsches Handeln erzeugt. Also müssen wir böses Handeln vermeiden, dann wird kein Unrecht erzeugt. Das klingt verblüffend und einfach. Besonders im sozialen Teil-System der Macht und Politik wird leider viel Unrecht erzeugt, wie wir gerade in der Ukraine erleben. Deshalb sollten wir unser eigenes Umfeld, die Beziehungen in der Familie, zu Freunden und im Beruf bewusst besser gestalten. Beim Kampf um die Macht, bleibt leider die Moral und Ethik oft auf der Strecke. Davon dürfen wir uns nicht anstecken lassen. Im Buddhismus steht daher das heilsame Handeln so sehr im Mittelpunkt, das ist Bodhisattva Handeln. In heilsamer Wechselwirkung mit anderen und mit sich selbst. Denn die Gifte der Menschen sind nach Buddha: Gier Hass und Verblendung. Das erleben wir heute.

Wann und wo? Genau und konkret hier und jetzt

Bei so viel Unrecht des Krieges in der Ukraine fragt man sich: wie kann Unrecht vermieden werden? Dōgen gelingt es bei dieser Frage, auf eine neue Ebene vorzustoßen und unergiebige, theoretische und illusionäre Erörterungen zu vermeiden: Unrecht als unveränderliche Substanz gibt es nicht in der Welt, sondern es wird von den Menschen durch unrechtes Handeln selbst erzeugt und künstlich hinzugefügt. Oder ganz kurz: Wenn unrechtes Handeln vermieden wird, gibt es kein Unrecht.

Das klingt verblüffend, denn meist wird gelehrt, dass das Böse eine eigene Existenz hat und zum Beispiel in Gestalt des bösen Gegenspielers oder Teufels des Guten und Göttlichen ist. Das Böse sei auch ein Teil des Menschen. In der Wirklichkeit des Buddhismus gibt es nur das unrechte böses Tun und Handeln der Menschen. Dieses Handeln verstößt gegen die Ethik und Moral und damit gegen die Gesetze des Universums, es schadet daher immer auch dem, der so handelt.

Klarheit und Kraft zum rechten Handeln erwächst uns durch die buddhistische Praxis, vor allem die Meditation des Zazen, Achtsamkeit und genaue Beobachtung, erklärt Dōgen. Schon wenn man die Worte hört, dass man kein Unrecht erzeugen soll, verändert dies meistens das Verhalten und Handeln des Menschen.

Er zitiert: Das Herz und der Geist öffnen sich auf natürliche Weise und werden rein, wenn man kein Unrecht erzeugt und das Rechte achtungsvoll tut.

Links: Neu: Buddhismus für Einsteiger

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