Freitag, 13. November 2009

Den Buddhas und alten Meistern Gaben spenden (Koyo-shobutsu), Teil 3

Nach Nagarjuna kommt es dabei nicht auf die Menge an, sondern es reicht schon ein einziger Vers, eine einzige tiefe Verbeugung, ein einziges Stück Räucherwerk und eine einfache Blume.

"Solche (scheinbar) kleinen Handlungen bringen uns zweifellos dazu, Buddha zu werden."

Es gäbe Fälle, in denen durch eine geringe Ursache große Wirkungen erzeugt werden. Daher sollten wir auch kleine Taten durch Gaben nicht gering schätzen, um Buddha und den großen Meistern zu dienen. Es müssen also nicht teure und aufwendige Opfergaben sein, die maßgeblich den Weg des Buddha-Dharma beeinflussen.

Dogen verwendet in diesem Kapitel häufig die Formulierung "alle Dharmas sind wirkliche Form" und bringt damit den Bezug zur Wirklichkeit im Buddhismus unmissverständlich zum Ausdruck. Dharmas sind die vielen Dinge und Phänomene dieser Welt. die in idealistischen Religionen leider z. T. weniger geschätzt werden. Manchmal werden sie sogar so gekennzeichnet, dass sie gar nicht existieren und nur durch den Geist erzeugt werden, so wie eine Fata Morgana sich in nichts auflöst, weil sie nicht wirklich ist.

Denn sie ist nur eine Luftspiegelung und nicht eine wirkliche Oase in der Wüste. Nagarjuna wird zitiert, dass die Buddhas den Dharma verehren und ihm durch Gaben dienen. Den Dharma, also die Wirklichkeit des Universums, verehrt man, indem man den Buddhas und großen Meistern Gaben darbringt. Der Dharma hat sich damit sozusagen durch die großen Meister verkörpert, und indem wir diese ehren, ehren wir die Wirklichkeit und das Gesetz des Universums.

Gautama Buddha selbst habe einem blinden Mönch geholfen, indem er den Faden wieder in die Nadel einfädelte, weil dieser ohne sein Augenlicht dazu nicht in der Lage war. Der Mönch hatte dabei die Stimme Buddhas erkannt und ihn gefragt, warum er denn helfen würde, obgleich er schon der vollkommene Buddha sei. Dieser habe geantwortet, dass er die große Kraft kenne, die dem Menschen durch das selbstlose Geben zuwächst, wenn er dafür keinen eigenen Vorteil haben will. Der Vorgang und das Handeln beim Geben selbst ist also das Wichtige und Wertvolle und nicht, dass man etwas im Gegenzug dafür haben möchte.

Das falsche Verständnis und die falschen Sichtweisen bestehen nach Dogen auch bei den manchen „edlen“ Idealisten, die sich selbst aufwerten und edel einschätzen, wenn sie „großzügig“ etwas geben. Sie sind dann stolz auf sich selbst, auf ihren Edelmut und ihre Freigiebigkeit, wollen also eigentlich ihr eigenes Ego aufwerten, und dies ist das eigentliche Motiv des Gebens. Ein solches Verhalten ist nicht immer einfach als erkennbarer Egoismus erkennbar.
Nagarjuna wird mit den zehn verschiedenen Arten von Gaben zitiert, mit denen man dient:
1. Gaben für einen Menschen.
2. Für einen Schrein.
3. Für etwas, das gegenwärtig ist.
4. Für etwas, das nicht gegenwärtig ist.
5. Durch unser eigenes Handeln.
6. Durch das Handeln anderer.
7. Durch das Geben von Eigentum
8. Durch das Geben von ganz Besonderem.
9. Durch unbeflecktes Geben.
10. Durch Geben für das Erlangen des Zustandes der Wahrheit.
Gautama Buddha wird mit einem Gedicht zitiert:

"Tausende (Geschenke) der Menschen aus Gold ,
die als Almosen gegeben werden,
gleichen nicht dem einen guten Geist,
der sich in tiefer Verehrung vor Buddhas Stupa verbeugt."

Dogen beschreibt dann in seiner typischen Art sehr genau, wie ein Stupa gebaut wird und wie das Fundament gestaltet ist. Er führte damit die traditionelle chinesische Bauweise durch seine sehr genauen Beschreibungen auch nach Japan ein. Die Konstruktion des Stupa solle auf guten Boden und für einen guten Standort erfolgen. Sie sollten östlich oder südlich des Klosters aufgestellt werden. Wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Hunde herumlaufen und den Stupa beschmutzen könnten, sollte ein Zaun um den ganzen Standort gezogen werden.

Die Gebäude der Mönche sollten daher im Westen oder Süden des Stupa stehen. Sie sollte außerdem einen hohen und gut sichtbaren Standort haben. Innerhalb des Umkreises des Stupa sollten keine Roben und Kleidungsstücke gewaschen oder gefärbt werden, und sie sollten dort auch nicht zum Trocknen aufgehängt werden. Es ist wichtig, dass der Stupa Nischen enthält, in denen Blumen aufgestellt werden. In ihnen sollten auch Flaggen und Baldachine aufgehängt werden.

Die Gaben sollten den anwesenden und nicht anwesenden Meistern, also den Vorfahren im Dharma, gewidmet werden. Es sei wichtig, auch andere Menschen dazu zu bewegen, dass sie beim Geben nicht träge und nachlässig sind, sondern aktiv und mit freudigem Herzen geben. Die Gaben sollten mit großer Wertschätzung, mit reinem, vertrauenden Geist und mit dem Willen gegeben werden, etwas Gutes und Tugendhaftes zu übermitteln. Wenn wir etwas von unserem persönlichen Eigentum geben, sollte dieses mit einem selbstlosen Geist erfolgen. Unser Eigentum sollte nicht dadurch beschmutzt sein, dass es den Dharma verletzt hat.