Dienstag, 19. Juli 2011

Einheit mit dem wahren Gesetz des Lebens



Dōgen zitiert den wichtigen chinesischen Minister Hyo mit folgendem Gedicht:


Wenn es das offizielle Geschäft erlaubt, sitze ich gern im Zazen.
Ich habe selten geschlafen, indem meine Seite ein Bett berührte.
Obgleich ich jetzt erster Minister wurde,
hat sich mein Ruf als erfahrener (Zen-)Praktizierender über die vier Meere verbreitet.

Dōgen rät dringend, dass wir uns an diesem Beispiel orientieren und nicht mit Scheinbegründungen die Zazen-Praxis vernachlässigen sollen; besonders und gerade als sogenannte Laien wie Du und Ich. Hyo sagt übrigens, dass er „gern“ im Zazen sitzt, also nicht dass er sich damit abquält, sondern ganz im Gegenteil, es bringt ihm Freude! Er hat so einen Ausgleich zu seiner stressigen politischen Arbeit verwirklicht und muss wegen seiner effizienten Lebensweise sogar weniger schlafen als die meisten. Denn er verschwendet keine wertvollen Energien für unnütze Aktivitäten.


(Es ist klar), „dass weltliche Angelegenheiten den Buddha-Dharma nicht hindern.“

Und er beschreibt die große Blütezeit Chinas und des Zen-Buddhismus:
„Im großen Königreich des Sung widmet die gegenwärtige Generation ihren Geist ganz der Wahrheit des großen alten Meisters (Bodhidharma), (es sind) Könige und Minister sowie öffentliche und bürgerliche Männer und Frauen, und dies ohne jede Ausnahme. Sowohl die Berufsgruppen der Militärs (!) als auch der Verwaltung sind fest entschlossen, Zazen zu praktizieren und die Wahrheit zu erlernen.“

Dōgen ist überzeugt davon, dass die Menschen aus den unterschiedlichsten beruflichen und sozialen Gruppen durch ihre Entschlossenheit und Ausdauer den geistigen Zustand der Wahrheit klären und damit ihre Lebensweise ganz wesentlich verbessern. Daraus ergebe sich eindeutig, dass weltliche Angelegenheiten den Buddha-Dharma überhaupt nicht hindern. Nishijima Roshi geht sogar noch einen Schritt weiter:


Weltliche Angelegenheiten haben nicht die geringste Kraft, die buddhistischen Regeln im Universum zu hindern“ oder sogar außer Kraft zu setzen.


Die Welt und das Universum folgen den Gesetzen und Regeln, die genau identisch mit denen im Buddha-Dharma sind. Sie können nicht durch menschliche Aktivitäten in der Gesellschaft ausgehebelt werden. Wer gegen diese Regeln lebt, hat es schwer in seinem Leben und verschwendet durch seine Unklarheit viel Kraft. So sind zum Beispiel das Gesetz von Ursache und Wirkung und die Wahrheit der „Himmlischen Verweilungen“ völlig unabhängig davon, ob man sie kennt oder nicht und ob man daran glaubt oder nicht.

Dōgen erweitert diesen Gedanken auf ein ganzes Land und Nation, indem er erklärt, dass es dann friedlich regiert wird, wenn der Buddha-Dharma dort verbreitet ist und realisiert wird. Dies wiederum unterstütze den Buddha-Dharma und die Verbreitung der Lehre, weil es für alle einsichtig ist, dass die buddhistische Lehre eine ausgezeichnete Grundlage für das friedliche Zusammenleben und die Zusammenarbeit von Regierung und Bevölkerung darstellt. Er erinnert an die historischen Fakten, dass auch Regierende mit schweren moralischen Defiziten und „Sünden“ schon durch den direkten Kontakt mit Gautama Buddha ihre Lebensweise vollständig umgestellt haben, was ihnen selbst und den Menschen viel Gutes gebracht habe.