Neue Wort-für-Wort Übersetzung
Dieses epochale Werk zum Mittleren Weg (MMK) von Nâgârjuna gilt in der Fachwelt unbestritten als ein Höhepunkt des Buddhismus. Es ist beinhaltet zentrale Grundlagen zum buddhistischen Befreiungsweg der Mitte und der Leerheit. Es entschlackt den Buddhismus von diversen fehlerhaften Doktrinen, nicht zuletzt des Volks-Buddhismus, und gab und gibt vitale Impulse. Das MMK hat die gesamte folgende Entwicklung des Buddhismus maßgeblich beeinflusst, vor allem in Indien, China, Japan, Tibet und jetzt im Westen.
Wegen dieser großen
Bedeutung und erheblicher gravierender Widersprüche der bisherigen
Übersetzungen und Interpretationen haben die Indologin Elisabeth Steinbrückner und ich beschlossen, einen radikalen Neuanfang zu wagen: In einem
dreistufigen Verfahren gehen wir vom authentischen
Text in Sanskrit aus. Sie hat dabei
in zwei Stufen eine exakte Wort-für-Wort-Übersetzung
aus dem Sanskrit und eine teilweise vor-formulierte Fassung erarbeitet, die hiermit vorgelegt werden.
Durch die exakte
Wort-für-Wort-Übersetzung ist es möglich, dem genauen Gedankengang und damit dem Geist des großen Meisters Nâgârjunas direkt zu folgen. Aber zugegeben: Den Leser erwarten einige
Schwierigkeiten, der Text hat es in sich, eine echte Herauforderung!
M.W. ist ein solches
dreistufiges und vor allem transparentes Vorgehen bisher nicht verwirklicht
worden. Ich bin aber überzeugt, dass man damit diesem epochalen Werk wirklich
gerecht werden kann. Wahrscheinlich hätten diverse Fehlinterpretationen
vermieden werden können, die oft für längere Zeit die Aussagen des MMK
verwässert, verzerrt oder sogar ins Gegenteil verkehrt haben. Wichtig ist es m.
E., den Originaltext in Sanskrit zu
verwenden und nicht Übersetzungen aus dem Tibetisch, Chinesisch, Englisch oder
Französisch, so gut sie auch sein mögen.
Auf der verlässlichen
wörtlichen Übersetzung baue ich dann meine sinngleiche
Übersetzung, Interpretation und Erläuterung auf. Damit hoffe ich eine
bestmögliche Verständlichkeit mit ausführlichen Erläuterungen bei
wissenschaftlich fundierter Texttreue zu erreichen. Fehler habe ich
selbstverständlich zu verantworten. Der Leser kann für jeden Vers auf die wörtliche Übersetzung direkt zurückgehen
und eventuell seine eigene Interpretation erarbeiten. Das wäre besonders
spannend. Meine Fassung soll dann in drei Teilen nacheinander im Netz und in
Buchform veröffentlich werden.
Als ich 1996 Nishijima Roshi das erste Mal in Tokio
traf, arbeitet er intensiv an seinem Buch zum Mittleren Weg dieses großen indischen Meisters Nâgârjuna. Er war mit den
bisherigen Fassungen nicht zufrieden: Ein fundamentales Werk von hoher Qualität
und erheblicher Schwierigkeit. M.W. als erster stellte er eine spannende und
tiefgründige Verbindung zum großen Zen-Meister Dôgen und dem Werk Shobogenzo
her. Im Jahre 2000 vereinbarten wir dann beim Buddhistischen Kongress in
Hannover, dass ich eine deutsche Fassung in Kooperation mit ihm vorlegen würde.
Diese Kooperation mit ihm für Dôgens und Nagarjunas Werke hat meine gesamte
Arbeit außerordentlich gefördert und vorangebracht.
Seine zusammen mit Brad Warner erarbeitete englische
Fassung des MMK wurde 2011 veröffentlich.
Weil ich nicht die für
dieses Werk ausreichenden Kenntnisse in Sanskrit habe, war es ein großes Glück,
dass ich Ende 2014 die Indologin Elisabeth
Steinbrückner kennen lernte und die Arbeiten am MMK dann intensiviert mit
ihr fortsetzen konnte.
Nun ist es so weit:
Mūlamadhyamakakārikā (MMK)
von Nāgārjuna
(Elisabeth Steinbrückner)
Bei der
vorliegenden Arbeit zu den Mūlamadhyamakakārikā (MMK) von Nāgārjuna handelt es
sich um ein persönliches Experiment und als solches bedarf es vielleicht einer
Art kurzer Gebrauchsanweisung.
Obwohl der Text sprachlich nicht
besonders schwierig ist, ist ein vollständiges Verständnis nicht leicht zu
erreichen. Trotzdem sollte der Text selbst alles bieten, was man zu seiner
Durchdringung benötigt.
Zusammen mit Jürgen Yudo Seggelke
entstand vor einigen Jahren die Idee zum vorliegenden Experiment. Es handelt
sich um so etwas wie die Vorstufe einer Übersetzung, die sich in zwei Schritten
vollzieht. Im ersten Schritt sind lediglich die einzelnen Worte in ihrer
grammatikalisch dem Sanskrit entsprechenden Form wiedergegeben. Der zweite
Schritt ist eine Annäherung an eine Übersetzung, der aber mechanisch erfolgte
und die aus meiner Sicht wahrscheinlichste Verbindung der einzelnen Satzglieder
darstellt. Die wenigen Zusätze sind konsequent in Klammern gesetzt worden und
als solche für den Leser noch zu erkennen.
Auf diese Weise entstand ein
Dokument, das weniger ein fertiges Verständnis liefert als vielmehr meinen und
unseren Versuch, den Text auf unvoreingenommene Weise selber sprechen zu lassen.
Dabei wurde streng auf Präzision geachtet. Jedes Wort wurde bis auf seine im
Sanskrit so wichtige Wurzel zurückgeführt und die Verbindungen der Worte, die
von ein und derselben Wurzel abstammen, sind, wo immer möglich, auch im
Deutschen wiedergegeben.
Der Leser hat also mit der
vorliegenden Vor-Übersetzung gewissermaßen eine Art Baukasten an der Hand, mit
dem er auch ohne Sanskritkenntnisse seine eigene Übersetzung erstellen könnte.
Natürlich würde der Text erst durch die sprachlichen Finessen des Deutschen zu
einer echten und schön zu lesenden Übersetzung heranreifen. Diesen Schritt soll
aber jeder für sich selbst gehen können. Dies war jedenfalls die Idee.
Ob diese Art der Herangehensweise
funktionieren kann, wird sich wohl erst in der Zukunft zeigen. Für
Rückmeldungen jeglicher Art sind wir deswegen sehr dankbar.