Neue Übersetzung des MMK mit ausführlichen Kommentaren
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Hiermit stelle ich dieses epochale Werk zum Mittleren Weg (MMK) von Nâgârjuna neu in Deutsch als PDF vor. Daran habe ich fast 18 Jahre gearbeitet und mich dabei um möglichst gute Verständlichkeit bemüht. Deswegen werden ausführlichen Erläuterungen eingefügt, dies ist bei der Schwierigkeit des Textes von großer Bedeutung. Der Sinn und die tiefgründige Bedeutung sollen aber nicht verflacht oder verändert werden.
Hiermit stelle ich dieses epochale Werk zum Mittleren Weg (MMK) von Nâgârjuna neu in Deutsch als PDF vor. Daran habe ich fast 18 Jahre gearbeitet und mich dabei um möglichst gute Verständlichkeit bemüht. Deswegen werden ausführlichen Erläuterungen eingefügt, dies ist bei der Schwierigkeit des Textes von großer Bedeutung. Der Sinn und die tiefgründige Bedeutung sollen aber nicht verflacht oder verändert werden.
Jedes Kapitel ist wie folgt gegliedert: Hinführung zum Thema, Übersetzung mit Erläuterungen und Kommentaren der jeweiligen Verse und Ergebnis als Zusammenfassung der Bedeutung. Auf diese Weise wird auch zum weiteren Gang der Untersuchungen im MMK übergeleitet.
Das MMK ist in der Fachwelt völlig unbestritten und ein Höhepunkt des Buddhismus, aber m. E. bisher zu wenig beachtet und benutzt. Das liegt sicher auch an der kompakten und für uns ungewohnten Form der Verse und an der Schwierigkeit des Inhalts. Daher hat es immer wieder gravierende Missverständnisse nicht zuletzt im vorherigen Jahrhundert gegeben. Zur Klärung dessen, was Nagarjuna wirklich sagen wollte, möchten wir unseren Beitrag leisten.
Die
intensive Zusammenarbeit am fulminanten Meister-Werk des Mittleren Weges von Nâgârjuna begann zusammen mit Nishijima Roshi im Jahre 2000. Es
war uns klar, dass nur eine direkte Übersetzung aus dem Sanskrit diesem Werk
gerecht werden konnte. Daher nahm ich zunächst Sanskrit-Unterricht bei Peter Gäng und übersetzte zusammen mit
ihm etwa ein Drittel des Textes. Parallel dazu war ich mehrmals in Japan für
die gemeinsame Arbeit mit Nishijima Roschi. Eine erste deutsche Fassung war
Ende 2005 fertig gestellt.
Allerdings
war ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Der schwierigen Text und die oft verwirrenden bereits vorhandenen Übersetzungen forderten mich bis an die Grenzen meiner damaligen Möglichkeiten. Die tägliche Zazen-Meditation hat mir dabei sicher
geholfen, im Gleichgewicht zu bleiben. Und ich wusste: Das Gehirn ist ein selbst-lernendes System, aber man muss dran bleiben und darf nicht aufgeben.
So
beschloss ich zunächst den Zen-Buddhismus mit Nishijima Roshi vertieft
anzugehen. Daraus entstanden mehrere Bücher: Übersetzungen und neue Texte. Parallel
dazu liefen die Arbeiten am MMK weiter. Neun Jahre nach der ersten Fassung und nach den Zen-Texten intensivierten sich diese Arbeiten, vor allem durch die enge und fruchtbare
Kooperation mit der Indologin Elisabeth
Steinbrückner. Wir verwendeten einen dreistufigen Prozess, der transparent
von ihrer exakten Wort-für-Wort Übersetzung
ausgeht. Darauf aufbauend habe ich meine Übersetzung sowie deren Bedeutungen, Erläuterungen und Kommentare erarbeitet. Dafür bin ich selbstverständlich verantwortlich, einschließlich möglicher Fehler.
Nâgârjuna
wollte aus meiner Sicht mit dem MMK keine neue buddhistische Lehre entwickeln, wie einige
behaupten, sondern vielmehr den zentralen Kern der authentischen Lehre Buddhas
herausarbeiten, entschlacken und ihm neue Impulse geben, z. B. durch den
Begriff der Leerheit. Er formuliert in
der Präambel:
"Buddha,
der vollkommen Erwachte, zeigte das wechselwirkende
gemeinsame Entstehen,
das
beglückende Aufhören der wegführenden Fehlentwicklungen und Verwirrungen.
Ihn, den besten der Sprechenden und
Lehrenden, verehre ich"
"Er erkennt, wenn in ihm das unentstandene Glied des Erwachens (der) ´Freude´ entsteht".
Das Entstehen des Erwachens als Prozess der Emanzipation und Befreiung des Menschen aus dem Leiden ist das zentrale Anliegen Buddhas und seine Philosophie: Alles verändert sich, es entsteht und kommt zu Ruhe: Freude entsteht, Leiden und Verwirrungen (prapanca) hören auf. Diese Klarheit stellt Nagarjuna wieder her.
Die Verehrung Buddhas ist dabei sicher nicht nur eine devote Floskel !
Die Verehrung Buddhas ist dabei sicher nicht nur eine devote Floskel !
Übrigens
kann man den zentralen Sanskrit-Begriff der ersten Zeile, pratitya samutpada, auch als "ganzheitliches Entstehen in Wechselwirkung" übersetzen. Das ist m. E. der Schlüssel zum Verständnis und zur Gestaltung unseres Lebens und zu den Vorgängen in der Welt. Dogmatischen Extreme sind dazu völlig unbrauchbar und führen zum Leiden.
Die
authentische Lehre war in Indien im Verlauf von etwa 600 Jahren nach Buddha
durch verschiedene, zum Teil hoch komplexe Philosophien verfremdet und durch
dogmatische Sekten und Ideologien verzerrt worden. Zudem hatte die vorbuddhistische
Philosophie des Brahmanismus wohl unbemerkt neue Kraft und Verbreitung im Buddhismus erlangt.
Viele
Kapitel des MMK dienen dem Ziel der Destruktion irreführender philosophischer
Meinungen, Ideologien, falscher Lehrtraditionen und der Doktrin einer
illusionären, angeblich ewigen und unveränderlichen
Substanz (svabhâva) in der Welt. Dies
ist mit der dynamischen Wechselwirkung z. B. in Öko-Systemen und beim
Befreiungsprozess des Menschen überhaupt nicht vereinbar. Beides hatte Buddha
m. E. klar erkannt.
Es ist
spannend zu beobachten, dass alte Doktrinen und Vorstellungen aus der
vorbuddhistischen Zeit unter dem Deckmantel buddhistischer Begriffe unbemerkt wieder auftauchten. Diese doktrinäre Verwendung von Begriffen
hatte Buddha aber gerade als unheilsam abgelehnt. Daher bedurfte der Buddhismus insofern einer gründlichen Erneuerung.
Und genau
diese Fehlentwicklungen destruiert Nagarjuna im MMK konsequent und mit
brillanter Präzision. Aber er bleibt nicht dabei stehen, sondern gibt der
Entwicklung des Buddhismus große neue Kraft: Ein neuer kräftiger Schub und nachhaltiger Impuls, bis zu uns in den Westen.