(Aus meinem neuen Buch "Sternstunden des Buddhismus, erscheint demnächst)
Gleichgewicht und Glück statt Verbrechen
„Tritt ein und sei ein Mönch“
Und tatsächlich: Der Mörder
Angulimala würde auf der Stelle Mönch, vom Mörder zum Mönch, welch ein Wandel! Ein
Mitglied in Buddhas Sangha, hier und jetzt
Buddha weihte ihn sogar
höchst persönlich zum Mönch. Die unglaubliche Verwandlung des gefürchteten
Mörders und die Aufnahme in Buddhas Sangha erregten in der Umgebung großes
Aufsehen. Viele hielten das für eine Fake-News, wie man heute sagen würde. Inzwischen
hatten die Menschen sogar den König Pasenadi
um Hilfe gerufen, der sich mit seinen 500 Reitern auf den Weg gemacht
hatte, um diesen bisher unbezwingbaren Mörder endlich auszuschalten.
Aber nun musste er mit
seinen Soldaten überhaupt nicht gegen Angulimala antreten, weil dieser bereits
ein friedlicher, bescheidener Mönch und Mensch der buddhistischen Sangha
geworden war. Ihn verlangte nicht nach Reichtum und zweifelhaftem Ruhm eines
gefürchteten Verbrechers. Er lebte das Leben eines Einsiedlers und praktizierte
ausdauernd und hoch motiviert. Er hatte seinen wahren Lebensweg gefunden..
„Er übte allein für sich, unermüdlich
und eifrig, und erreichte bald das höchste Ziel des reinen Lebenswandels schon
in diesem Leben.“
Eines Tages wurde er
allerdings auf einem Almosengang erkannt und von den empörten Einwohnern
wutentbrannt angegriffen und verprügelt. Nur mit großer Mühe und lebensgefährlichen
Verletzungen entkam er schließlich: „Mit
blutendem Kopf, zerbrochener Schale und zerrissenem Gewand kam er zum
Erhabenen.“ Buddha sagte zu ihm:
„Nimm es geduldig hin, Heiliger. Die
Taten für die du sonst viele tausend Jahre in der Hölle büßen müsstest, die
büßt du schon jetzt in diesem Leben ab.“
Und im folgenden Gedicht
heißt es:
„Wer früher träge war und sich dann
tüchtig macht,
der leuchtet wie der Mond in
wolkenloser Nacht.
Wer alte Übeltat durch Guttat
ausgeglichen,
der leuchtet wie der Mond, wenn Wolken
sind gewichen.“
Dies ist eine wirklich
spektakuläre Geschichte: durch eine alles verändernde Begegnung und
Weichenstellung eröffnen sich dem Mörder völlig neue Alternativen für ein
friedliches und erfülltes Leben. Die direkte
Begegnung mit Buddha bewirkte,
dass sich Angulimala radikal von seinen menschenverachtenden Taten abwenden und
sein Leben ändern konnte. Wie es heißt, erlangte er schon in diesem Leben durch
die buddhistische Praxis Erleuchtung und die höchste für Menschen mögliche Lebensform.
Nun leben wir heute nicht mehr
im Zeitalter Buddhas, haben aber nach der buddhistischen Lehre mindestens die
gleichen Chancen und Möglichkeiten wie der Mörder Angulimala. Es kommt darauf
an, dass wir unsere Chancen erkennen, tatkräftig ergreifen und uns damit ganz neue
Lebensdimensionen eröffnen. So verwirklichen wir in diesem Leben Befreiung,
Emanzipation und Glück.