Mittwoch, 19. August 2020

Fünf wichtige Tipps für deine Zen-Meditation


1. Denken und Fühlen kommen zur Ruhe, innere Stille

Heute möchte ich Euch die Zen-Meditation nach Meister Dogen vorstellen, die ich seit vielen Jahren praktiziere. Sie ist für mich besonders wirkungsvoll: Innere Stille, Freude und Energie, wunderbar in der Ruhe sitzen:
In Japan heißt es daher: "Nichts als Sitzen" (Shikantaza) oder ungestört mit einem Geist des "Nicht-Denkens".

Übrigens noch mein einfacher Tipp für den Alltag: Mit dem geraden Rücken meditiere ich auch unterwegs, z. B. : im Wartezimmer, in der Bahn, im Flugzeug usw.. Probiert doch einfach aus, ob es Euch auch was bringt.
Was bedeutet diese Meditation? Unser angestrengtes Denken spielt dann keine wichtige Rolle mehr, es lenkt meist nur ab. Sehr häufig stört das komplizierte Denken ohnehin gewaltig. Im Grunde gilt diese Wirkung auch für andere Meditationen, mit Koans, Samadi-Bildern, Mantras usw. und ganz allgemein nach Buddha und den Vier Edlen Wahrheiten. Also frei von Ideologien und vorgeprägten Denken, die täglichen Sorgen abschalten, mit geradem Rücken sitzen, als einfaches Handeln, Augenblick für Augenblick. Eins werden mit dem Sitzen und in die innere Stille gehen. Das ist es.

Wichtig ist es also, dass stressiges und zwangshaftes Denken zur Ruhe kommt. Zen-Meditation erfordert gerade kein konzentriertes Denken, sie ist ganz ohne geistige Extreme: Einfach offen und ungehindert sitzen. Lasst die Gedanken einfach kommen und gehen, wie die Wolken am blauen Himmel. Und verbohrt Euch bitte nicht in Zwangsgedanken, Zukunftsängsten usw für diese Zeit der Meditation.
Gleiches gilt für aufgeregte Emotionen:  Sie spielen keine große Rolle und kommen beim Sitzen von selbst zur Ruhe. Auf jeden Fall aber Gier, Hass, Neid, Ehrgeiz, Angst, Stress usw. zur Ruhe kommen lassen. Alle Extreme beim Fühlen und Denken sollten bitte vermieden werden. Das wirkt immer positiv und ist Buddhas zentrale Lehre.

Manche zählen beim Sitzen bis zehn, oder stellen sich eine schwarzen Punkt unter dem Bauchnabel vor (Hara) oder achten auf den Atem. Warum nicht, es kann wirklich nützlich sein, besonders um ruhig zu werden. Also einfach ausprobieren. Wie kommt man am besten zur Gelassenheit? Daher heißt es beim Zen: "Körper und Geist fallen lassen !" Dann lösen sich Ich-Stolz und Ich-Angst auf. Dann kommt der große Frieden!

2. Das Sitzen der Zen-Praxis

Die beste Sitzhaltung ist der ganze oder halbe Lotos-Sitz, also mit gekreuzten Beinen und geradem Rücken.

Beim ganzen Lotos-Sitz sind die Unterschenkel und Füße wie in einander verflochten, das erfordert aber ziemliche lange Übung. Beim halben Lotos-Sitz liegt ein Fuß auf dem anderen Bein. Oder beide Füße und Unterschenkel liegen vor einander. In diese Form können die meisten von uns nach einer gewisser Übungsphase ganz gut ohne Schmerzen sitzen.
Wer diese Sitzhaltungen nicht bevorzugt, kann auf einem speziellen Sitzbänkchen, oder rittlings auf einem größeren runden Kissen sitzen. Es geht auch auf einem festen Stuhl. Aber bitte auf jeden Fall mit geradem Rücke, sonst kann sich nicht die volle gute Wirkung entfalten. Oft hilft ein kleines festes Stütz-Kissen hinter dem Gesäß und gibt guten Halt oder durch einen Keil das ganze Sitzkissen etwas schräg stellen. Unser Sitzen ist dadurch stabil, dass es auf drei Punkten ruht: Becken und beide Knie. Wenn man die Knie nicht schmerzfrei auf dem Boden halten kann, bitte einfach zwei Stützkissen unterlegen.

3. Mit geradem Rücken sitzen: Die große meditative Wirkung


Zen-Meister Kodo Sawaki bei der Meditation

Diese Meditation ist zentrales Tun auf dem Weg des Erwachens und der Erleuchtung. Denken und Fühlen gehören zwar dazu, sollen aber nicht stören. Also bitte ohne Krampf und Verspannung. Denken und Fühlen kommen dabei zur Ruhe. Dazu ist ein gerader aufgerichteter Rücken besonders wichtig!
Bei der Zen-Meditation wird nicht unser isolierten angeblicher Geist trainiert und sie ist schon gar nicht komplizierte Philosophie. Das wäre typisches westlichen Denken und ein schweres Missverständnis. Damit kommt Ihr nicht weiter, sondern bleibt im festgefahrenen westlichen Leid gefangen, das uns seit den Griechen unnötig belastet.
Zen-Meditation ist ein heilender ganzheitliche Prozess in der richtigen Sitzhaltung. Er wurde in Indien, China und Japan entwickelt und hat sich seit mehr als mehr als zwei Jahrtausenden bewährt.

Wie sitzt man bei der Zen-Meditation? Mit geraden und gestreckten Rücken, den Kopf aufgerichtet. Stellt Euch vor, dass er wie durch ein Gummiband am Hinterkopf nach oben gezogen wird. Das macht den Unterschied!

4. Dauer der Zen-Meditation
Wer geübt ist, sitzt am besten 30 Minuten pro Tag. Das entfaltet die größte gute Wirkung. Mein Lehrer Nishijima Roshi meditierte morgens sogar 45 und abends 30 Minuten, bis ins hohe Alter von über 90 Jahren. Als ich bei ihm wohnte, haben wir gemeinsam so meditiert, das hat mir viel gebracht.

Zu Anfang kann man auch kürzer sitzen, beispielsweise 20 Minuten.
Und denkt daran: Schon 10 Minuten pro Tag sind tausend Mal besser, als gar nicht zu meditieren. Auch diese kürzere Zeitdauer erzeugt eine positive Wirkung bei Euch. Das ist wichtig, gerade in der jetzigen Corona-Krise!

5. Seid einfach und natürlich beim Meditieren.
Es ist wissenschaftlich weitgehend unerforscht, warum diese Zen-Meditation so wirkungsvoll ist.  Aber sie funktioniert wirklich ganz erstaunlich, besonders in Lebenskrisen!
Das kann ich voll und ganz bestätigen. Zazen hat mich in jungen Jahren aus einer fast aussichtslosen Berufs-Krise bei einem IT-Projekt herausgebracht.
Ich persönlich bin überzeugt, dass Zazen eine ganz hervorragende Übung für unser Faszien-System und unsere Meridiane ist. Dies um so mehr, wenn man den meditativen Gang, Kinihin, zwischen den einzelnen Sitzungen einbezieht. Außerdem bringt uns das vegetative Nervensystem beim Zazen ins Gleichgewicht: Also weder die Extreme des Aktionismus noch der Trägheit.

Denn Zazen erzeugt Achtsamkeit, Energie, Freude und Gelassenheit. Das sind nach Buddha vier zentrale Faktoren des Erwachens und der Erleuchtung. Deshalb nannte mein Lehrer Nishijima Roshi die Zazen-Meditation "Erste Erleuchtung".

Zum Weiterlesen