Unser Körper, Geist und unsere Gefühle erfahren durch den Buddhismus nach Dôgen eine unerwartete Stärkung durch heilsame Energien, die wir vorher nicht einmal denken konnten und die sich jäh ereignen. Er zitiert einen alten Meister:
„Das ganze Universum der zehn
Richtungen ist die leuchtende Klarheit des Selbst.
In der leuchtenden Klarheit dieses
Selbst existiert das ganze Universum der zehn Richtungen.
Im ganzen Universum der zehn Richtungen
gibt es keinen einzigen Menschen, der nicht dieses Selbst ist.“
Was
will der alte Meister damit sagen? Ist das nicht viel zu optimistisch bei all
den Kriegen, Unterdrückungen und Ausbeutungen, die wir erleben müssen? Vom Zen heißt
es doch, dass er klar und nüchtern sei und sich nicht in spirituellen
Illusionen verliert. Mich überzeugt Dôgens Text zur leuchtenden Klarheit im
Hier und jetzt, beim Meditieren und im Handeln.
Dazu
eine Geschichte aus Korea: Zwei hoch begabte Knaben wuchsen zusammen auf und
machten beide ´Karriere´. Der eine wurde König und der andere Zen-Meister. Der
König isolierte sich immer mehr und sein Misstrauen gegenüber Menschen wurde
immer größer, je mehr Macht und Reichtum er gierig anhäufte. Aber er wurde
immer unruhiger und misstrauischer. Sein Leben hatte überhaupt keinen Glanz und
kein Leuchten, er sah keine leuchtende Augen mehr. Und es gab keine Freunde mehr, denen er vertraute.
Dann
erinnerte er sich plötzlich an seine Jugend-Freund. Er wollte ihn an seinen Hof
schaffen lassen, um wie früher Freundschaft und Zusammen-Sein zu genießen.
Der
Zen-Meister hatte sich in ein schönes Tal in die Berge zurück gezogen und im
Gleichklang mit der Natur tiefe Erleuchtung verwirklicht. Er hatte überhaupt keine
Lust, in die spannungsvolle und misstrauische Nähe seines nun mächtigen früheren
Freundes zu kommen. Er weigerte sich an den Hof zu gehen. Aber der König ließ
nicht locker und übermittelte, dass er seinen alten Freund unbedingt zurück
haben müsse und keinen Sinn mehr in seinem Leben sah. Er brauchte wirklich Hilfe.
So änderte der Zen-Meister seine Entscheidung und ließ sich an den Hof bringen.
Aber
das Wiedersehen verlief anders und viel komplizierter als gedacht. Der König
sagte ihm gleich zu Anfang des Treffens selbstgerecht und wenig höflich:
"Du hast ja immer noch die Schweine-Nase von früher!"
Der
Zen-Meister antwortete:
"Deine Schweine-Augen sind das
Problem. Deshalb siehst du überall Schweine-Nasen!"
Der König sah die ganze Welt und die Menschen durch seine eigenen Schweine-Augen. Konnte er erkennen und erleben, dass die Welt aus vielen leuchtenden Buddha-Ländern besteht, wie es im Lotos-Sutra heißt? Sicher nicht. Denn er sah, dachte und fühlte mit seinen eigen unklaren Schweine-Augen nur Schweine-Länder: Ohne Leuchten, wie ein dreckiger Schweine-Stall.
Es war harte Arbeit für den Zen-Meister, die Schweine-Augen und den Schweine-Geist tiefgreifend umzuformen, damit sich die wahre Natur verwirklichen konnte. Als das gelungen war, brachen beide plötzlich in schallendes Gelächter aus! Sie konnten sich kaum beruhigen. Und ihre Augen leuchteten.
Wo
existieren die leuchtenden Buddha-Länder? Vor allem in uns selbst oder, wie Dôgen es ausdrückt, „im Inneren des Auges“. Erinnerst du dich an die leuchtenden Augen
eines lieben Menschen? Vermutlich meinte Dôgen genau diese leuchtenden Augen. Vielleicht
leuchtet die Buddha-Natur, genau in diesem Augenblick. Was sagst du dazu?
Nach Dôgen verwirklicht sich so die leuchtende Klarheit in diesem Buddha-Land, genau im Jetzt. Wenn Du dann dem anderen begegnest, leuchten seine und deine Augen.
Anklicken: Die leuchtende Klarheit im Buddhismus