In diesem Kapitel beschreibt Dôgen die 16 Gelöbnisse im Mahâyâna-Buddhismus. Sie sind verhältnismäßig einfach gestaltet, direkt formuliert und sollen eine klare Leitlinie in unser Leben bringen, die uns auf dem Buddha-Weg stützt und unsere gute Entwicklung verstärkt. Sie sind besonders für Laien geeignet und benötigen keinen komplexen philosophisch Überbau. Dabei hat die positive Wechselwirkung mit dem vertrauten Lehrer und Meister eine zentrale Bedeutung. Dadurch füllen sich die Gelöbnisse mit Leben und bekommen gute und lang anhaltende Wirksamkeit.
Nishijima Roshi betont, dass es bei den Gelöbnissen überhaupt nicht um Bestrafung, Abwertung oder gar Stigmatisierung derjenigen geht, die angeblich oder wirklich die Gelöbnisse verletzt haben, sondern dass ein Moment der Kräftigung und Klarheit für die Schüler wirksam wird. Mit der bewussten Entscheidung, den Buddha-Weg zu gehen, bekommt man dadurch ein deutliches Leitbild und klare Lebensziele oder Vorgaben, um sich im eigenen Leben zu verwirklichen und nicht zu verzetteln
Wer selbst die Zeremonie der Gelöbnisse mit einem bedeutenden Meister erlebt hat, wird gern bestätigen, dass sie eine besondere spirituelle und psychische Kraft entwickelt, und will sie keinesfalls auf dem Buddha-Weg missen. Auch Dôgen schätzt die Bodhisattva-Gelöbnisse und die entsprechende Zeremonie sehr. In der Dôgen-Sangha von Nishijima Roshi werden nach wie vor Dôgens wörtliche Formulierungen der Gelöbnisse verwendet. Auch die Zeremonie wird nach seinen Vorgaben durchgeführt.
Es gibt zehn speziellen
Bodhisattva-Gelöbnisse: Der Meister fragt den Schüler zu jedem Gelöbnis
dreimal, ob er dieses einhalten kann, und der Schüler antwortet jedes Mal: „Ich
kann es.“
Die Gelöbnisse lauten
z. B.: Nicht zu töten. Nicht zu stehlen.
Sich nicht der Gier hinzugeben. Nicht zu lügen. Keinen Alkohol zu verkaufen. Sich
selbst nicht zu loben. Nicht wütend zu werden und schließlich die drei Juwelen
des Buddhismus nicht zu beleidigen.