(Nishijima
Roshi)
In
der Schule lernen wir nur die Philosophie einer Kultur kennen, die auf dem Denken und auf Ideen basiert. Dieser
Standpunkt beruht auf dem Glauben,
dass es möglich ist, alle Dinge zu verstehen und alle Probleme mit dem Verstand zu lösen. Mit einem solchen
Ansatz können wir die Buddha-Natur jedoch niemals verwirklichen.
Viele
Menschen reagieren allerdings sehr ablehnend angesichts der Behauptung, dass
Probleme nicht allein durch Denken gelöst werden
können, sondern dass wir praktisch handeln müssen. Aber ist das Denken wirklich
so leistungsfähig für die Lösung unserer existenziellen und alltäglichen
Probleme?
Es
ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die Menschen die denkerisch begabtesten
Lebewesen sind, denn das menschliche Gehirn ist wesentlich größer als das
Gehirn eines Affen. Wir haben mehr Gehirnzellen und Verschaltungen als alle
unsere tierischen Verwandten. Dieser Umstand hat es der menschlichen Rasse
erlaubt, sich selbst wegen der intellektuellen Fähigkeiten in die Nähe von Göttern zu positionieren.
Tatsächlich ist dies auch die Position, in die die westliche Kultur den
Menschen in der Abfolge der Entwicklungen auf der Erde einordnet. Für eine
solche Perspektive ist es ganz natürlich, den Schluss zu ziehen, dass wir die
Kraft haben, alles durch Denken zu verstehen.
Die
Wissenschaft ist ein Kind der menschlichen Intelligenz, und die vielen
innovativen Entwicklungen im Bereich der Wissenschaft haben uns große Vorteile
gebracht, die in der Menschheitsentwicklung ohne Parallelen sind. Unser
materieller Fortschritt ist so erstaunlich, dass wir fast selbstverständlich
meinen und fühlen, es gebe nichts, was im Laufe der Zeit nicht intellektuell und wissenschaftlich
verstanden werden könnte. Der Intellekt
wird deshalb von vielen als das Höchste angesehen. Wenn wir allerdings unser
tägliches Leben betrachten, können wir ganz klar sehen, dass wir uns darin
selbst fundamental täuschen.
Das
Leben funktioniert nicht auf diese Weise. Wir können in eine Buchhandlung gehen
und werden mit Hunderten und Tausenden von Büchern zu allen möglichen Themen
konfrontiert. Wenn wir eines kaufen, es mit nach Hause nehmen und lesen, wird
aber schnell klar, dass es uns keine wirklich fundierten Antworten auf unsere
Lebensprobleme geben kann.
Selbst
wenn wir große Mengen von Informationen und Wissen ansammeln, sind wir
überhaupt nicht in der Lage, dieses Wissen einfach oder gar vollständig in die
Praxis unseres wirklichen Lebens umzusetzen. Es
ist zu schwierig, ein Thema erschöpfend zu verstehen und ein Problem allein mit
dem Verstand zu lösen.
Unsere
Anstrengungen können sogar dazu führen, Dinge zu tun, die wir gerade vermeiden
wollten. Wenn wir nur mit der Perfektion
einer Idee leben und versuchen, unser Leben darauf aufzubauen, werden wir
immer über die Ergebnisse unserer Anstrengungen enttäuscht sein. Dies ist die wirkliche Situation in der Welt.
Andere
Menschen denken im Gegensatz dazu, dass es klüger wäre, sich mit einem Leben ohne jede Anstrengung zu arrangieren.
Sie werfen Ideen, Ideale und Ziele weg, indem sie sich ohne eigenes Streben
einfach der Situation anpassen und sich treiben lassen. Aber als Folge davon
finden sie keinen Sinn mehr in ihrem
Leben. Auch das Vergnügen daran, zum Beispiel etwas Gutes zu essen und Geld
für schöne Kleidung auszugeben, gibt uns nur vorübergehend ein gutes Gefühl.
Selbst wenn wir reich werden und in großartigen Häusern leben, ist es sehr
zweifelhaft, ob wir tatsächlich mit unserem Leben zufrieden sind.
Weder
der Idealismus noch der Materialismus kann uns also wirklich befriedigen, die
Buddha-Natur bleibt uns verschlossen.