(Nishijima
Roshi)
Gautama
Buddha befand sich im Zwiespalt: Weder der Brahmanismus, die Religion, die zu
seinen Lebzeiten vorherrschte[i],
noch die philosophischen Lehren der Materialisten und Skeptiker führten ihn bei
seiner Suche nach der Wahrheit weiter. In dieser Situation praktizierte er
intensiv Zazen-Meditation. Nach einiger Zeit, früh am Morgen, sah er den klaren
Morgenstern am Himmel und erkannte, dass die Welt hier und jetzt wunderbar ist:
„Die Erde und alle Lebewesen sind
wunderbar“, so steht es in den Sûtras.
Diese
totale und vorbehaltlose Annahme aller Dinge, so wie sie sind, gaben Gautama
Buddha die sichere Grundlage, auf der er sein Denken aufbaute und formte. Wenn
wir die vielen buddhistischen Sûtras studieren, die über Buddhas Verwirklichung
geschrieben wurden, kommen wir zu dem Schluss, dass er diesen Zustand erreichte,
weil er sich auf das Handeln im gegenwärtigen Augenblick, auch als Meditation,
bezog.
Ganz
gleich, welche Fehler wir in der Vergangenheit begangen haben, wir können nicht
zu dem vergangenen Augenblick zurückkehren, um dann die Dinge richtig zu
machen, auch wenn wir den Fehler bedauern. Gleichzeitig können wir niemals
verlässlich in die Zukunft sehen, ob wir zum Beispiel unseren Traum einmal verwirklichen
werden.
Aber
wenn wir erkennen, dass das Leben auf das Handeln zentriert ist, sehen wir,
dass wir nur wirklich in der Gegenwart existieren können. Wir können niemals in
die Vergangenheit zurückkehren, und wir können niemals bereits zum gegenwärtigen
Zeitpunkt in die Zukunft gehen.
Dies
ist die Essenz dessen, was Gautama Buddha lehrt – die wirkliche Existenz im
gegenwärtigen Augenblick. Und das ist die zentrale Aussage Dôgens zur
Verwirklichung der Buddha-Natur.
Gautama Buddha erkannte klar, dass es der einzig realistische Weg zu leben ist,
wenn wir genau im gegenwärtigen
Augenblick das Beste tun, das wir können.
Solange
wir auf diese Weise leben, gibt es nichts, was wir fürchten müssen und was uns
Sorgen bereiten könnte. Das Universum bewegt sich vorwärts unter dem Gesetz von
Ursache und Wirkung. Alles was wir in unserem Leben tun können, besteht darin,
ganz in der Gegenwart zu handeln und zu leben. Dies ist Gautama Buddhas Lehre.
Wenn
wir diese Sichtweise haben, ist nichts in unserem Leben unmöglich. Obgleich die
Probleme kommen und gehen, werden sich die Dinge mit aufrichtigem Handeln und der Entfaltung von Ursache und Wirkung
verbessern. Aber wir müssen uns auch in glücklichen Zeiten anstrengen, diesen
guten Zustand aufrechtzuerhalten, denn alles ist im Wandel. Die Veränderungen
müssen wir als Chance begreifen, anstatt
zu resignieren. Wenn die Menschen auf das Handeln fokussiert sind, können sie
alle ihre Probleme lösen.
Wir sind sehr glücklich, dass Gautama
Buddhas Lehren durch die Jahrhunderte zu uns gekommen sind, und wir können
seine große Güte fühlen.
Ich ermutige die Menschen, Buddhas Lehren zu studieren und
ihnen mit ihrer ganzen Energie zu folgen, um seine Lehre des Handelns zu
verwirklichen!
[i] Seele, Katrin: „Das bist Du!“ „Das Selbst“ (âtman) und das „Andere“ in der Philosophie der
frühen Upanisaden und bei Buddha