Meister Konin fragt den
jungen Daikan Eno (Hui Neng)
„Wie kannst du erwarten, ein Buddha zu werden?“
Das
kann man wie folgt zu verstehen:
„Welche Art von Buddha-Werden erwartest du?“
Also
etwa: Welchen Weg der Verwirklichung möchtest Du einschlagen?
Es geht auch für uns nicht
um die Frage, dass wir die Buddha-Natur
verwirklichen können, sondern wie wir das
machen. Nach Dôgens Überzeugung ist es nicht hilfreich zu sagen, man hat eine Buddha-Natur oder man hat sie nicht. Es geht nicht um eine
Ding-Metaphorik des Habens oder nicht Habens oder des Besitzens oder nicht
Besitzens. Es geht überhaupt nicht um philosophische Metaphysik sondern konkret
darum, wie der Mensch erwacht und sich
von unnötigem Ballast befreit. Wie kann er das machen? Er sollte sich aus
den Fesseln von Dogmen, Ideologien und
anderen Abhängigkeiten befreien. Sie sind gerade keine die Stütze, sondern Hemmnisse
und nicht das Hier und Jetzt.
Das lehrte Gautama Buddha
und die chinesischen großen Meister praktizierten
es und gaben es an uns weiter. Im Achtfachen Pfad der Befreiung sind die
ersten beiden Blöcke: "Rechte Sichtweise" und "Rechte
Entscheidung" und der achte die "Rechte Meditation". Das ist
jedem zugänglich.
Dôgen gibt eine Fülle von
sehr genauen Antworten zu Fragen über die Buddha-Natur. Er macht eine ganz
zentrale Aussage über die Ganzheit der Buddha-Natur mit dem Zustand und der
Dynamik des Erwachens:
„Die Wahrheit der Buddha-Natur ist,
dass wir nicht über die Buddha-Natur verfügen, bevor wir den Zustand des
Erwachens und damit Buddhas verwirklichen. Wir sind mit ihr ausgestattet und
folgen der Verwirklichung des Zustandes von Buddha.“
Das Erwachen und die
Buddha-Natur sind also unlösbar miteinander verbunden. Das heißt, dass wir die
wahre Natur des Menschen erfahren, wenn wir erwacht und erleuchtet sind. Ganz
wichtig ist es laut Dôgen, nicht nur theoretisch
die Einheit von Buddha-Natur und erwachtem Zustand zu denken, sondern diese in
der Praxis und Wirklichkeit selbst zu
erfahren. Und dabei geht es um die Beobachtung und Achtsamkeit unserer eigenen
Veränderungen auf dem Weg der Befreiung
Nishijima Roshi sagt in seiner direkten Art, dass bei der Meditation der Zazen-Praxis sich genau die erste Erleuchtung ereignet. Und das heißt nichts anderes, als dass wir dann eine
Ganzheit mit der Buddha-Natur sind. Dôgen hält fest:
„Die Buddha-Natur und die Verwirklichung von Buddha
werden unausweichlich zusammen im selben Zustand erfahren.“
Die Einheit von Buddha-Natur
und Erwachen ist nach Dôgen ganz genau und wahr. Alle Lehren, die etwas anderes
verkünden oder behaupten, sind selbst weit von der Buddha-Natur entfernt,
erklärt er. Es wäre unmöglich, dass die große Wahrheit der Buddha-Natur den
heutigen Tag erreicht hätte, wenn sie nicht die Qualität der Ganzheit mit dem erwachten Zustand hätte. Nur so könne
man die Buddhaschaft verwirklichen. Und nur so könne die Aussage von Meister
Konin verstanden werden:
„Die Menschen südlich der
Berggipfel sind ohne (das Unwirkliche),
(sie sind) die Buddha-Natur.“
Nishijima und Cross[i]
erläutern hierzu, dass wir Buddha werden, wenn wir uns frei von allem machen,
was nicht wirklich zu uns gehört.
Einen solchen Zustand erfahren wir in der
Zazen-Praxis.