Dôgen betont, dass alle
wichtigen Meister – vor allem diejenigen, die eine Zen-Übertragungslinie
begründet haben – den Zustand, ohne
Dauerhaftigkeit zu sein, im Augenblick
erfahren und gelebt haben.
Denn das Leben und die
Wirklichkeit sind niemals konstant, starr und ohne Veränderung. Gerade die
Überwindung des Leides erfordert Prozesse der Veränderung und Emanzipation. Wenn man diesen Zustand im Augenblick
selbst lehrt, praktiziert und an sich erfährt, ist das die Buddha-Natur. Aber ohne den Körper ist ein solcher Zustand überhaupt
nicht möglich, das macht Dôgen eindeutig klar, denn es geht immer um die Ganzheit von Körper-und-Geist. Nur dann
verwirklicht sich die Buddha-Natur.[i]
Der Buddha-Zustand der
Wahrheit ist unauflösbar mit dem Körper und Handeln verbunden. Der
Buddha-Zustand und die menschlichen Funktionen als Buddha sind natürlich und frei von Illusionen, Täuschungen, Übertreibungen und Extremen.
Extremismus ist ohne die Buddha-Natur!
Natürlich
heißt in diesem Zusammenhang keinesfalls simpel und untrainiert, sondern die
Natürlichkeit ist der höchste Zustand der Praxis und des Trainings und
erfordert jahrelange ausdauernde Übung. Das weiß jeder Sportler, jeder Künstler
und kreativ Tätige aus eigener Erfahrung.
Ein solcher Zustand ohne
Dauerhaftigkeit tritt selbstverständlich auch bei Laien auf. Er ist also nicht vom
Priesterstand oder vom Leben als Nonne
oder Mönch abhängig. Mit dieser Feststellung kritisiert Dôgen einige auch
mir seltsam erscheinenden Ansichten von sogenannten Buddhisten, die glauben,
dass allein Mönche in der Lage wären, Erleuchtung zu erlangen und die Buddha-Natur
zu verwirklichen.
Daher müsse eine Frau zunächst als Mönch wiedergeboren
werden, um dann Zugang zur Buddha-Natur zu bekommen – eine groteske
Vorstellung, die dem Buddhismus geradezu ins Gesicht schlägt.
Dôgen distanziert sich
mehrfach im Shôbôgenzô scharf von
solchen Diskriminierungen der Frauen.
Leider gibt es auch heute noch buddhistische Länder, in denen Nonnen keine
vollwertige Ordination erhalten können.
[i] Kap. 17, ZEN Schatzkammer, Bd. 1, S. 152 ff.: „Die
Dharma-Blume der Wahrheit dreht die Blume der Dharma-Welt (Hokke-ten-hokke)“; Kap. 33, ZEN Schatzkammer, Bd. 2, S. 80 ff.:
„Der Bodhisattva des großen Mitgefühls und des Helfens (Kannon)“