Freitag, 25. Oktober 2019

Meditation: Entdecke dich selbst und du wirst staunen!





Meister Deshimaru sagt zum Zazen:
“Zazen-Praxis ist der Prozess des mit sich selbst Vertraut-Werdens. Man schaut nicht außerhalb seiner selbst. Beim Zazen ist es notwendig, dass Sie sich auf Ihre Haltung konzentrieren; Sie müssen jedoch den Körper nicht vergessen.“

Der Zen-Buddhismus lehrt uns in Theorie und Praxis, wie wir zur Wirklichkeit und Wahrheit selbst gelangen und damit ein freies, friedliches Leben voller Klarheit und Freude führen können. Dabei ist die Zazen-Praxis oder, wie es im Indischen heißt, der Samadhi, der Kern der Übung. Beim Zazen werden Gedanken, Bilder und Emotionen zum Verschwinden gebracht, so dass der gewöhnliche meist hektische und gestresste Alltagsgeist überschritten wird. Wir befreien den wahren Körper-und-Geist vor allem von quälenden und einengenden Vorstellungen. Und wir erlernen dabei fast von selbst eine wirkungsvolle Selbst-Steuerung und Selbst-Kontrolle, die wir so dringend benötigen

Der große Zen-Meister der Neuzeit, Kodo Sawaki, sagt: „Alle klagen, so beschäftigt zu sein, dass sie keine Zeit mehr haben. Warum sind sie so beschäftigt? Es sind bloß ihre Illusionen, die sie beschäftigt halten. Wer Zazen übt, hat dagegen Zeit.“
Das wahre Selbst, das sich uns durch diese Übungspraxis intuitiv und ganzheitlich eröffnet, hat also den Bereich der kleinliche Unterscheidung von Ich und Du, von Ich und Welt, von Subjekt und Objekt verlassen und überwunden. Und er gewinnt buddhistische Automonie: "Wir haften an nichts in der Welt", wie Buddha sagt


Dôgen sagt in der kräftigen Sprache eines Dichters zum Zazen:
„Mit einem Mal überschreiten Millionen Dinge und Phänomene der Welt die Grenzen der verengten Erfahrung und Erkenntnis. Wir sitzen aufrecht wie der König (Gautama Buddha) unter dem Bodhi-Baum und drehen in einem Augenblick das große Dharma-Rad, das in seiner vollkommenen Ausgewogenheit nicht Seinesgleichen hat. Die Menschen verströmen den höchsten, natürlichen und tiefgründig-einfachen Zustand des Prajñā (der umfassende Weisheit).“

Wer im Zazen sitzt, erfährt intuitiv und ganzheitlich, dass er den Körper und den denkenden Geist, fallen lässt und die festgefahrenen Ansichten, rotierende Gedanken und aufwühlende Gefühle jäh abschüttelt. Er schüttelt auch und gerade das kleine, ängstliche oder aggressive Ich ab. Dies ist nach Meister Nishijima die erste Erleuchtung und bereits die tatsächliche Erfahrung, ein Buddha zu sein. Die erste Erleuchtung ist kein willentliches Tun, nicht das Erreichen eines vorgestellten Ziels, denn gerade dadurch würde das wahre Handeln des Zazen unmöglich, es würde verhindert. Die erste Erleuchtung ereignet sich natürlich. Es ist wichtig, regelmäßig zu praktizieren, besonders wenn man nicht gut drauf ist, wenn es uns also schlecht geht! Das kann ich voll und ganz bestätige, aus langer Erfahrung in meinem Leben.

Was die erste Erleuchtung ist, können wir uns vorher nicht theoretisch ausdenken. Ganz einfach: Tut es einfach, just do it. Von zentraler  Bedeutung sind allerdings der feste und klare Wille zur Wahrheit und das tiefe Vertrauen darauf, dass die Wirklichkeit und Wahrheit des Lebens und der Welt unser Leiden überwindet und auflöst. Und diese Vertrauen bewahrheitet sich wirklich. Es ist auch Teil des Achtfachen Pfades von Gautama Buddha. Wenn der Wille zur Wahrheit den Menschen auf den Buddha-Weg geführt hat und Zazen praktiziert, ereignet sich die erste Erleuchtung unmittelbar, und dann verschwinden die Gedanken des gewöhnlichen Verstandes und die von Gier gesteuerten Emotionen und Ängste. Damit verflüchtigen sich quälende Zwangsvorstellungen und Zwangsbilder und wir gelangen zur Freiheit.

Ich möchte es für unsere von medialen Informationen und Fake News schwer gezeichnete Welt radikaler ausdrücken: Ohne Meditation können wir heute kaum ausgeglichen und weitgehend stressfrei leben. Zazen ermöglicht gerade unser modernes natürliches Leben. Ohne Zazen wird es verdammt schwierig für uns.