Meister
Deshimaru sagt zum Zazen:
“Zazen-Praxis ist der Prozess des mit
sich selbst Vertraut-Werdens. Man schaut nicht außerhalb seiner selbst. Beim
Zazen ist es notwendig, dass Sie sich auf Ihre Haltung konzentrieren; Sie
müssen jedoch den Körper nicht vergessen.“
Der
Zen-Buddhismus lehrt uns in Theorie und Praxis, wie wir zur Wirklichkeit und
Wahrheit selbst gelangen und damit ein freies, friedliches Leben voller
Klarheit und Freude führen können. Dabei ist die Zazen-Praxis oder, wie es im
Indischen heißt, der Samadhi, der
Kern der Übung. Beim Zazen werden Gedanken, Bilder und Emotionen zum
Verschwinden gebracht, so dass der gewöhnliche meist hektische und gestresste
Alltagsgeist überschritten wird. Wir befreien den wahren Körper-und-Geist vor
allem von quälenden und einengenden Vorstellungen. Und wir erlernen dabei fast
von selbst eine wirkungsvolle Selbst-Steuerung und Selbst-Kontrolle, die wir so
dringend benötigen
Der
große Zen-Meister der Neuzeit, Kodo Sawaki, sagt: „Alle klagen, so beschäftigt
zu sein, dass sie keine Zeit mehr haben. Warum sind sie so beschäftigt? Es sind
bloß ihre Illusionen, die sie beschäftigt halten. Wer Zazen übt, hat dagegen Zeit.“
Das wahre Selbst, das sich uns durch diese
Übungspraxis intuitiv und ganzheitlich eröffnet, hat also den Bereich der
kleinliche Unterscheidung von Ich und Du, von Ich und Welt, von Subjekt und
Objekt verlassen und überwunden. Und er gewinnt buddhistische Automonie:
"Wir haften an nichts in der Welt", wie Buddha sagt
Dôgen sagt in der kräftigen Sprache eines Dichters
zum Zazen:
„Mit einem Mal
überschreiten Millionen Dinge und Phänomene der Welt die Grenzen der verengten
Erfahrung und Erkenntnis. Wir sitzen aufrecht wie der König (Gautama Buddha)
unter dem Bodhi-Baum und drehen in einem Augenblick das große Dharma-Rad, das
in seiner vollkommenen Ausgewogenheit nicht Seinesgleichen hat. Die Menschen verströmen
den höchsten, natürlichen und tiefgründig-einfachen Zustand des Prajñā (der umfassende
Weisheit).“
Wer im Zazen sitzt, erfährt
intuitiv und ganzheitlich, dass er den Körper und den denkenden Geist, fallen
lässt und die festgefahrenen Ansichten, rotierende Gedanken und aufwühlende Gefühle
jäh abschüttelt. Er schüttelt auch und gerade das kleine, ängstliche oder
aggressive Ich ab. Dies ist nach Meister Nishijima die erste Erleuchtung und bereits
die tatsächliche Erfahrung, ein Buddha zu sein. Die erste Erleuchtung ist kein
willentliches Tun, nicht das Erreichen eines vorgestellten Ziels, denn gerade dadurch
würde das wahre Handeln des Zazen unmöglich, es würde verhindert. Die erste
Erleuchtung ereignet sich natürlich. Es ist wichtig, regelmäßig zu praktizieren,
besonders wenn man nicht gut drauf ist, wenn es uns also schlecht geht! Das
kann ich voll und ganz bestätige, aus langer Erfahrung in meinem Leben.
Was die erste Erleuchtung
ist, können wir uns vorher nicht theoretisch ausdenken. Ganz einfach: Tut es
einfach, just do it. Von zentraler Bedeutung sind allerdings der feste und klare
Wille zur Wahrheit und das tiefe Vertrauen darauf, dass die Wirklichkeit und
Wahrheit des Lebens und der Welt unser Leiden überwindet und auflöst. Und diese
Vertrauen bewahrheitet sich wirklich. Es ist auch Teil des Achtfachen Pfades
von Gautama Buddha. Wenn der Wille zur Wahrheit den Menschen auf den Buddha-Weg
geführt hat und Zazen praktiziert, ereignet sich die erste Erleuchtung
unmittelbar, und dann verschwinden die Gedanken des gewöhnlichen Verstandes und
die von Gier gesteuerten Emotionen und Ängste. Damit verflüchtigen sich quälende Zwangsvorstellungen und Zwangsbilder
und wir gelangen zur Freiheit.
Ich möchte es für unsere
von medialen Informationen und Fake News schwer gezeichnete Welt radikaler
ausdrücken: Ohne Meditation können wir heute kaum ausgeglichen und weitgehend
stressfrei leben. Zazen ermöglicht gerade unser modernes natürliches Leben.
Ohne Zazen wird es verdammt schwierig für uns.