Die Medien überschlagen sich mit Extrem-Behauptungen und
Katastrophen-Prognosen zur Ansteckung mit dem Corona-Virus. Medien übertreiben
fast immer: Katastrophen-Infos bringen nämlich die meisten Klicks und
Anschalt-Zeiten und damit die höchsten Werbe-Einnahmen. Das ist das
kapitalistische Geschäfts-Modell der Medien.
Was hätten Buddha und Dogen wohl geraten? Nach der Überlieferung lehrte
Gautama Buddha kurz vor seinem Tod die acht Wahrheiten eines wirklich großen
Menschen, also eines Buddhas oder eines Bodhisattva. Sie sind eine Zusammenfassung der Weisheit des Mittleren Weges. Zwei dieser Weisheiten möchte ich euch heute
nennen. Im letzten Kapitel des großen Werkes Shōbōgenzō, das Dōgen schrieb, als er schon schwerkrank und vom
Tode gezeichnet war, sind die acht Wahrheiten ebenfalls das Thema.
Diese letzte Lehrrede fasst die wichtigsten Regeln für
ein wahres buddhistisches Leben recht einfach und praxisorientiert zusammen.[i] Die
Regeln sind keine Dogmen, sondern ähnlich wie die Bodhisattva-Gelöbnisse als
Hilfe für unser tägliches Leben zu verstehen. Sie zeugen vom Realitätssinn des
Mittleren Weges und von der konsequenten Vermeidung von idealisierten und
dogmatisierten Übertreibungen und Extremen im Zen. Sie beinhalten keine
Extrem-Aussagen und moralisch überzogenen Forderungen, die auch manchen
Traditionen des Buddhismus leider nicht fremd sind, aber bei Buddha nicht
vorkommen. Mit solchen Doktrinen kann man das Leiden nicht überwinden und keine
Erleuchtung erlangen, sondern erzeugt Angst und Negativität die eigene
Entwicklung. Und damit arbeiten die Medien in Sachen Corona.
Dōgen schreibt am Anfang seines Kapitels, dass man den ruhigen und ausgeglichenen Lebenszustand erreicht,
wenn man diese Wahrheiten verwirklicht. Dabei verwendet er wie Nāgārjuna den
Ausdruck „zur Ruhe kommen“. Er spricht davon, dass man in das Nirvāna eingeht
und meint damit vor allem den Zustand des Gleichgewichts und der Befreiung im
Hier und Jetzt.
Das Gleichgewicht der ZEN-Meditation verwirklichen
Dies bedeutet, dass wir ohne Störung im Gleichgewicht der Meditation und im Buddha-Dharma verweilen. Nishijima Roshi betont, dass es ohne die Meditation, zum Beispiel des Zazen, keinen Buddhismus gibt, und Gautama Buddha erklärt, dass durch die Steuerung des Geistes der Zustand der inneren und äußeren Balance eintritt. Dann zerstreut sich unser Geist nicht, sondern ist gesammelt. Buddha vergleicht ihn mit einem Leitungssystem für Trinkwasser, das kein Leck hat und dicht ist, sodass kein Wasser unnütz versickert und verloren geht. Klingt vielleicht etwas eigenartig, aber hat Power: Lasst euch nicht die eigene gute Energie und den guten Fluow wegnehmen!"Nicht die rechte Achtsamkeit verlieren
Hier geht es vor allem um die wahre Achtsamkeit für andere und nicht um
den sentimentalen Selbstbezug und das Selbstmitleid, die heute häufig
festzustellen sind. Der Begriff der Achtsamkeit ist also nach Dōgen umfassend
zu verstehen. Wenn man dauernd um sich selbst kreist, sich krampfhaft
beobachtet und interpretiert, entspricht das bestimmt nicht der sinnvollen
Achtsamkeit. Dōgen setzt dabei vor allem auf gute Lehrer, denen wir uns
anvertrauen und unter deren Anleitung wir auf dem Mittleren Weg Buddhas
weiterlernen.
Gestärkt durch eine solche Achtsamkeit können uns „die Banditen der Not“
nicht erobern und wir bleiben im Gleichgewicht. Wir sollten deshalb unsere
Gedanken und Gefühle steuern, vor Extremen bewahren und sie im richtigen Ort
des Geistes halten. Wer seine Achtsamkeit verliert, verliert seine Tugend und
Lebensfreude. Durch die Achtsamkeit seien wir im Kampf des Lebens wie durch
einen Panzer geschützt.
Video: Verwirlichung
Vertiefung: ZEN-Meditation
[i] Dōgen: Shōbōgenzō. Die Schatzkammer des wahren
Dharma-Auges (deutsche Übersetzung), Bd. 4, S. 291ff.